Das Schlangenfeuer Kundalini |
||
(Ein Wettlauf am Himmel und dessen Spiegelung im Menschen) | ||
von Dr. Friedrich Schwab | ||
Aus der Zeitschrift Merlin Nr. 2, 1947 O Menschenherz, was ist dein Glück? Ein rätselhaft geborner Und, kaum gegrüsst, verlorner Unwiederholter Augenblick. (Lenau) |
||
Nun sind wir in unserer Betrachtung an einen
wichtigen Punkt angelangt. Der Mensch ist nicht nur Symbol von
Sonne, Mond und Erde, sondern er ist direkt deren Abbild. Ein
Spiegel von Dingen, die im Kosmos geschehen ist unser
Organismus: nicht nur seelisch-geistig, sondern bis ins
Physische hinein. Die Erde bewegt sich mit ihrem Mond um die
Sonne, wodurch die Mondbahn zu einer Schlangenwindung wird (Abb. 1) Um die Erde bewegt sich der Mond zwar in Kreisform, aber dass die Erde zugleich selbst weiterrückt so ist die eigentliche Mondbahn eine in die Länge gestreckte Kurve, gegen die die Bahn der Erde wie eine Achse erscheint. Die Erde ist im Menschen vertreten durch die Wirbelsäule mit dem Rückenmark. In ihr liegt der Tierkreis (in gewissen Teilpunkten) den ja die Erde durchläuft. Die Mondbewegung zeigt sich in dem paarig angelegten, sich nach oben windenden Grenzstrang des sympathischen Nervensystems. Seine beiden Stränge haben Kreuzungspunkte im Rückenmark, wodurch sie in ihrem rechts- und linksseitigen Austausch zu einer doppelten Schlangenwindung werden. Die paarige Anordnung hängt damit zusammen, dass jeder Mensch in der Anlage zweigeschlechtlich ist; man kann die linke Seite die männliche, die rechte die weibliche nennen. Nun bewegt sich die Erde mit ihrem Mond um |
Menschen in seiner Welt- und Erdenmission erkannt und entsprechend dargestellt: |
Oben eine geflügelte Sonne, daran anschliessend einen Stab, um den sich zwei Schlangen von unten nach oben winden. Dies ist nicht nur eine schematische Zeichnung; der Mensch, dem solches alles selbst bewusst geworden ist, erlebt fühlt und schaut in sich die Gebilde tatsächlich (Abbildung 2 und 3) |
zuzuschreiben. In den
alten Zeiten gab es keine Fachwissenschaft um ihrer selbst
willen - hier Astronomie, dort Mathematik, dort Medizin, dort
Religion. Alles war nur Interpretation des Religiösen. Eine
astronomische Lehre konnte z.B. zugleich eine religiöse sein. Seth ist der Geist der Erde. Er hat die Göttlichkeit des ursprünglichen Menschen (Osiris) verschleiert. Aber Isis, die Mütterlichkeit, hat sich schützend vor Osiris gestellt. Sie konnte zwar das eintreten des Todes nicht mehr verhindern, aber sie konnte den Rhythmus einschalten wodurch die Erdkraft allmählich überwunden, nach oben gezwungen und der ursprüngliche göttliche Zustand wieder erreicht wird. Im öffentlichen Gottesdienst des alten Ägypten nahm die Gemeinde am Suchen nach dem ermordeten Osiris teil. Symbolisch konnte das erlebt werden, was der Esoteriker in seinem Werdegang bis zur Vollendung durchgemacht hat. |
Bei den
alljährlichen mit der Mondstellung zusammenhängenden Festen
wurden sieben Personen zu einem kultischen Spiel ausgewählt.
Jeder musste versuchen mit dem Rücken (Kundalini) einen Ball
(Mond) hochzustossen, bis er oben durch einen an einer hohen
Mauer angebrachten Ring (Sonne) hindurchflog. Dies erforderte
ein emsiges Hin- und Herrennen der beteiligten und war äusserst
schwierig. Solche Dinge nur als Sexualkult aufzufassen ist das Signum unserer oberflächlichen Zeit. Für den Astronomen bedeutet alles immer nur einen "Kalender" und für den Psychologen ist alles "sexuell". Ganz ins Volkstümliche übergegangen ist der Kult des Osterfestes, der aus der Urzeit stammt. Er findet statt in der Tag- und Nachtgleiche, nachdem der Mond noch einmal voll gewesen ist; dieses Fest zeigt deutlich die Sonne-Mond Beziehung. Ausserdem findet es in einer Jahreszeit statt, indem die Wachstumskräfte wieder erwachen. Der Osterhase deutet auf das Spiel dieser Wachstumskräfte; wegen seiner Schnelligkeit und Fruchtbarkeit ist er zu einem geeigneten Symbol des Mondes geworden. Das Suchen der Kinder nach den Ostereiern ist das Überbleibsel dieses Kultes, das deutlich den Wettlauf um ein Geheimnis wiedergibt. Auch das eifrige, mit Gefahren verknüpfte |
Sammeln von "Osterwasser",
wobei man nachts oder früh aufbrechen, und suchen muss, nicht
gesehen werden und nicht reden darf, bezieht sich - im
Zusammenhang mit dem Tau der Alchymisten - auf das
Mondgeheimnis. Immer wieder finden wir in solchen Kulten übereinstimmend das Suchen eines Zieles, dabei ein vergebliches Hin- und Hergehen. Immer wieder ist es erschwert oder unermesslich schwierig, das Gesuchte zu erreichen. In manchen Ländern - oder auch in Legenden - spielt sich das Suchen in einem Labyrinth ab, dessen betreten mit Lebensgefahr verbunden ist. Die Einweihungsstätten in Ägypten waren Labyrinthe (in unterirdischen Gebäuden oder Pyramiden). In der griechischen Legende sucht Theoseus die schöne Tochter des Minos (Ariadne). Im Labyrinth auf Kreta hauste ein Ungeheuer namens Minotaurus (Hüter der Schwelle). Sieben der schönsten Jünglinge und sieben Jungfrauen aus edelstem Geblüt mussten die Stadt Athen jährlich dem Ungeheuer als Opfer darbringen. Theseus bot |