Wenn nun ein Mensch sich seelisch-geistig höherentwickelt, so spürt
er allmählich seine Chakras: es ist ihm, als würden Blumen
aufblühen.
Die Chakras unter sich selbst zeigen auch deutliche Gradunterschiede
und haben verschiedene Form und Grösse. Im allgemeinen haben sie
blumenartige Bildung aussen Blätter und in der Mitte eine Nabe. Man
hat ihnen daher auch Namen wie „Lotusblumen“ oder „Rosen“ gegeben.
Auch der Ausdruck „Räder“ ist gebräuchlich, weil sie rotierende
Bewegungen haben und eine Einteilung wie durch Radspeichen zeigen.
Ihre Grösse schwankt zwischen einigen Zentimetern bis zu 20 oder 30
Zentimeter Durchmesser.
Die
unteren Chakras haben wesentlich nur physiologische Aufgaben und
geben Instinkte sowie Lebensenergie, die mittleren zwei haben
Beziehungen zur Persönlichkeit, äussern die persönlichen
Eigenschaften wie Gefühl Mut Ehrgeiz, Liebe, Naturerkenntnisse usw.,
die oberen drei vermitteln das intellektuelle und abstrakte
Erkennen.
Die
Fähigkeiten die durch die Ausbildung der Chakras entwickelt werden
seien im Umriss genannt:
Durch das Zentrum der Magengrube kommt der Mensch zu einem intimen
Kontakt mit der Natur und erschaut deren Geheimnisse.
Der Halslotos hingegen ermöglicht ein Schauen auf einem höheren
Niveau, das nicht an die Zeit gebunden ist und auch gleichzeitig ein
inneres hören bedeutet; die Kraft des „inneren Wortes“ liegt dort.
Der Herzlotos vermittelt reinste Liebe, die zur Stärke und helfenden
Kraft wird. Seine Entwicklung verleiht eine ungeheure magnetische
Ausstrahlung (alle Menschheitsführer hatten sie).
Der Stirnlotos hängt mit dem visuellen wahrnehmen höherer
Wirklichkeiten zusammen er verbindet den Menschen mit hohen
führenden Wesen und mit dem Menschheits-Urbilde.
Der Scheitellotos jedoch verbindet ihn unmittelbar mit dem
Göttlichen.
Niedere astrale Dinge werden mit dem Zentrum der Nabel- bzw.
Milzgegend wahrgenommen, diese Fähigkeit darf aber nur im
Zusammenhang mit den Fähigkeiten der oberen Zentren entfaltet
werden, wodurch der Mensch instand gesetzt wird, alles lediglich
Illusionäre zu zerstreuen.
Noch bedenklicher wäre eine Erweckung der weiter unten liegenden
Zentren ohne Kontrolle durch die oberen; das gilt ganz besonders von
dem sogenannten Schlangenfeuer, das von unten nach oben geleitet
werden muss, nachdem oben die Zentren vorbereitet sind.
Der Tarot stellt die Beziehungen dar, die die Chakras untereinander
haben. Ursprünglich „als Weg zu Gott“ bezeichnet, sind darin Stufen der
esoterischen Schulung angedeutet.
Kundalini umspült die Chakras im Laufe dieser Entwicklung und
verbindet sie in der mannigfachsten Weise untereinander. Es entstehen
imaginative Erlebnisbilder.
Solche Tarot-Darstellungen kennen die Mystiker auch wenn sie vom Tarot
nie etwas gehört haben sollten. Jede Stufe dieses Gottes-Weges
entspricht einer bestimmten für alle Menschen feststehende Tatsache. Ein
auf diesem Pfad wandelnder könnte einem Andern einzelne Teile eines
solchen Erlebnisbildes andeuten, dann müsste der Andere, der diesen Weg
ebenfalls geht, das Bild aus sich heraus sofort vervollständigen können:
der geringste Fehler jedoch würde dem ersten zeigen, dass der andere nur
kombiniert und nicht selbst erlebt hat.
Der Tarot ist eine okkulte Sprache und mithin für die Öffentlichkeit
überhaupt nicht zu deuten. Jeder Versuch verdirbt die Wirkung des Bildes
und macht die ohnehin unzureichenden spekulativen Gedanken, die sich der
Beschauer darüber bildet, nur noch verwickelter und verkehrter.
Ausserdem zeigt das Tarotbild nichts Feststehendes an, sondern einen
dynamischen und mithin fliessenden Vorgang.
Man stelle sich vor, man könne
die über alles Vorstellbare hinausgehenden Wandlungen und Formungen in
der Seele eines Mystikers einmal für Momente plötzlich festhalten und
gleichsam gefrieren lassen sodass alles plötzlich fixiert und sichtbar
würde – dann bekäme man Darstellungen wie die Tarotbilder, die einige
Heraushebungen von vielen fast unzähligen Erlebnisstufen sind.
Die Moral versteht sich beim Esoteriker von selbst, sie wird
vorausgesetzt.
Es soll noch einiges besprochen werden, was zur Ausbildung der Chakras
führen kann. Es genügt wie gesagt
nicht, lediglich ein sogenannter braver Mensch zu werden, sonst gäbe es
auf der Welt eine grosse Anzahl Gotterleuchteter.
Selbstverständlich bilden sich die Chakras bereits durch die Schule des
Lebens, durch das Schicksal nach und nach weiter, das ist ja
schliesslich der Sinn des Lebens. Aber niemand erlebt etwas
durchgreifendes in seiner augenblicklichen Inkarnation, wenn in seinem
Wesen nicht eine grosse Umstellung erfolgt: sein ganzes Leben muss
sozusagen durchgeistigt, es muss sakramental werden. Dies kann ganz gut
anhand der kirchlichen Sakramente geschehen oder auch aus anderen
okkulten Quellen geschöpft werden.
Damit ist nicht lediglich das Ablegen der sinnlichen Bedürfnisse
gemeint, sondern deren Bearbeitung durch einen alchymistischen Prozess.
Die recht fromm sein wollenden Menschen legen oft in guter Absicht den
Genuss des Sinnlichen (Essen, Trinken, Schlafen, Erotik usw.) weitgehend
ab, gewinnen aber dafür nichts hinzu. Aus einem ganzen Menschen machen
sie einen halben, gekürzt um einen um einen Lohn ganz persönlicher Art,
nämlich einen guten Platz nach dem Tode im Himmel zu finden. Ihre
Persönlichkeit hat sich nicht geändert, sie ist in gleicher Weise so
klein geblieben, wie sie vorher war, als noch Sinnliches in ihr lebte.
Daran aber scheitert ihre Entwicklung.
Wenn „Gott“ und der „Himmel“ durch
das Scheitel-Chakra erlebt werden, dann braucht man nicht auf
jenseitiges zu warten.
Alle grösseren Mystiker haben eine zu weit getriebene Abtötung als eitel
und verfehlt wieder aufgegeben. Besser ist es, das Augenmerk auf die
sogenannten „Überschüsse“ der Sinnes - und Empfindungswelt zu legen. Die
Kraft die in das alltägliche geniessende Leben einfliesst, wird in
diesem nicht ganz erschöpft, es bleibt ein Rest, der wachsam aufgenommen
werden soll und zur Vergeistigung dient. Wer das versäumt hat umsonst
gelebt.
Ein Teil dieser Erlebnisse und der Kraft wird dann zur Ausbildung der
Chakras verwendet. Dies kann bewusst unterstützt werden, indem man von
allem Sinnlichen etwas rettet, es gleichsam wegnimmt auf ein höheres
Niveau. Das irdische hat seine Spiegelung im Geistigen.
Zum Beispiel:
Man kann einen Apfel auf dreifache weise essen, erstens normal
geschmacksfreudig, zweitens mit Salz und Pfeffer oder Asche bestreut, um
das Sinnliche abzutöten, drittens mit dem Bewusstsein, dass göttliche
Kräfte in aller Nahrung walten (geistiges Essen), dass Nahrung geweiht
sein kann, die Seele mit Dank und Gnade, erfüllend (wie der Mystiker
Heinrich Suso es erlebte).
Im ersten fall gewinnt der Esser nichts für seine Seele, verliert aber
auch nichts, im zweiten Fall verliert er nur – wenn er in der
Entwicklung nicht schon sehr, sehr weit vorangeschritten ist, dann aber
ist die Prozedur überflüssig - , im Dritten Falle arbeitet er bewusst an
der Bildung seiner Chakras. Es kommt bei allem Erleben darauf an, wo
unser Interesse hauptsächlich verankert ist, nicht darauf, was wir (von
aussen gesehen) tun. So ist es auch hinsichtlich der Erotik.
Nicht die gesamte Kundalinikraft fliesst in das erotische Erleben
hinein, der grössere Teil wartet auf seine Erlösung, seine Erweckung und
Heilung. Anderseits trägt aber die völlige (etwa durch Kastration)
nichts zur schnelleren Erweckung und Durchgottung bei.
Um diesen Weg zu gehen muss sich der Mensch erst zu einer ganz enormen
Freiheit durchringen. Innerlich frei von allen Bindungen sein, das
heisst viel mehr als das Sinnliche abtöten.
Die Entwicklung
Sechsblättrige Lotusblume in der Nabelgegend:
Das ist auch der spezielle Weg, um die sechsblättrige Lotusblume in der
Nabelgegend zu entwickeln, die das schauen im Astrallicht ermöglicht.
Ein Labyrinth ist dieses Reich des Astralen, in dem nur der sich
zurechtfindet, der durch ein höheres geistiges Licht (Ariadnefaden) die
Illusionen jener Welt durchschaut. Diese Illusionen sind
selbstverständlich auch auf unser irdisches Erleben übertragbar. Die
Welt ist anders als wir sie sehen. Was uns eigentlich lockt, erkennen
wir nicht. Wer das Wesen der Begierde durchschaut, der hat sich vor ihr
nicht zu fürchten, er legt sie nicht ab, er benützt ihre Kraft - und
ihre Überwindung auf dem Erkenntniswege bringt dieses Chakra zum
aufblühen. Das ist es, was besonders im Leben des Buddha immer und immer
wieder hervorgehoben wird. Freiheit von inneren Bindungen ist nicht
Weltflucht. Man kann die Welt geniessen, aber man erlebt sie dann
anders.
Zehnblättrigen Lotusblume in der Magengegend:
Die Entwicklung der zehnblättrigen Lotusblume (in der Magengegend)
erfordert eine gute Beherrschung der Gefühle, vor allem Angst und
Schrecken. Dieser Lotos hat den grössten Umfang, er ist eine radarartige
Bildung von 20 - 30 Zentimeter
Durchmesser. Bei Menschen, die sich im Gemüt zum Gleichgewicht erzogen
haben, nimmt er gleichmässige Formen an. Zorn und Aufbrausen wirkt
verunstaltend auf ihn, etwa wenn Salzsäure auf ein zartes und lebendiges
Gebilde geträufelt würde. Hier wie auch im (vierblättrigen) Wurzel-Chakra
suchen dämonische Wesen ihren Einfluss auf den Menschen zu gewinnen,
hier liegt auch die Gefahr der Mediumschaft. Der Gedankenlosigkeit und
der Zerstreutheit muss der Mensch hier steuern bei gleichzeitiger
Erhebung des Sinnes zu dem grossen mütterlichen Prinzip im Kosmos. In
allen Kulturen war auch die "Madonna" der beste Schutz vor den Dämonen.
Der Lotos verleiht die Wahrnehmung der verborgenden Kräfte in der Natur
und der Farbenaura usw.
Die Entwicklung des Herzlotos:
Der Herzlotos gibt durch seine Entfaltung tiefsten Einblick in das
Geschick, ins Karma der Menschen. Der Mensch muss hier soweit aus sich
heraus lernen, dass die Angelegenheit anderer sozusagen seine eigenen
werden. Dies erklärt auch die Heilkraft, die vom Herzlotos ausgeht, weil
eine ungeheure und unerschöpfliche Energie von hier aus durch alle
Glieder und auch nach allen Seiten hin ausstrahlt. Hier ist die wahre
Kraft der Liebe. Der Mystiker Rysbrock sagt, man müsse mit dem Mark des
Herzens lieben und verstehen. Das erste was notwendig ist, ist
Stetigkeit und Festigkeit, Gleichmut, Ruhe, Konsequenz. Aber das genügt
natürlich noch nicht. Man muss den Schmerz anderer miterleben können,
man muss ihre Wunden spüren, man muss die grossen Märtyrer nachzuleben
imstande sein, die sich für die Welt geopfert haben. Die Versenkung in
den Kreuzestod Christi hat viele Menschen nach und nach mit einer
wunderbaren Heilkraft begabt, die selbst nach ihrem Tode noch wirkte.
Die Entwicklung des Halslotos:
Der Hals-Lotos mit seinen 16 Blättern gewährt durch seine Ausbildung den
Blick in eine hohe geistige Welt, wobei das Sehen zugleich ein hören und
Sprechen ist. Man sieht die Welt in ihren Ursprüngen und zugleich in
ihren wahren Motiven, sozusagen die Ideenwelt Platos. Hier hört der
Mensch "Gottes Wort" im Sinne der uralten Weisheit. Er wird ein
Weisheitslehrer der Menschheit. Vor allem muss reines, von
Sinneswahrnehmungen unbeeinflusstes Denken geübt, es müssen Toleranz
anderen gegenüber, inneres Schweigen und innere Stille gepflegt und
alles Tun muss in der Verantwortung vor sich selber begründet werden,
sodass auch die unzähligen Flüsterstimmen, die in unserer Seele
sprechen, verstummen, bis endlich die eine innere Stimme, die "Stimme
der Stille" vernehmbar wird, selbst wenn wir äusserlich reden. Im
Verlauf dieser Ausbildung muss der sogenannte geistige Atem einsetzen,
und was weiter dabei vorgeht, ist in vielen Legenden - in die
Drachenkampfsage oder in alchymistische Prozesse eingekleidet -
beschrieben worden; wir können hier nicht darauf eingehen.
Noch schwieriger ist es, Anleitungen im Hinblick auf die zwei obersten
Chakras zu geben.
Der Stirn-Lotos bringt den Menschen in persönlichen Kontakt mit hohen
Wesen -: dies deshalb, weil hier im Wesentlichen die Unio mystica ("chymische
Hochzeit") stattfindet, d.h. der Kontakt unseres tagwachen Ich mit
unserem geistlichen Führung aus der höheren Welt. Es ist dies ein
überaus glückliches und lichtvolles, himmlisches Erleben. Wenn Menschen
sagten, sie sähen den Himmel offen, dann war dies damit gemeint. Damit
ist dann auch für dauernd ein Organ geschaffen, durch das die Dinge
geistlich-visuell wahrgenommen werden können. Vor allem ist damit eine
Für den Stirnlotos gilt als Übung zunächst scharfe
Gedankenkontrolle, aber auch Konzentration der Gedanken auf das
Erhabene, auf das Ewige. Später fühlt man dann, wie sich allmählich ein
inneres Auge ausbildet. Jakob Böhme beschreibt das Stirnauge, das nach
innen schaut. Die volle Sehkraft tritt aber erst dann ein, wenn die
gesamte innere Natur von Ewigkeitsgedanken erfasst und hinaufgetragen
wird um durchgottet zu werden, d.h. das Schlangenfeuer muss nach oben
steigen, bis es an der Stirn gefühlt wird. Das ermöglicht die
Konzentration auf das Ewige. Eine Erhebung aus "ganzem Wesen" und aus
"allen Kräften" vollzieht sich, bis schliesslich die letzte Wolke
zwischen dem "Himmlischen" und dem Erdenbürger verscheucht ist.
Das Bewusstsein, das der Scheitellotos gibt, wird nur durch ein
Überwinden der Persönlichkeit ermöglicht. Die Inder nennen diesen
Zustand Samadhi; er entspricht dem "mystischen Tod" Tod der Mystiker.
Mehr kann hier nicht darüber gesagt werden. Was das geheimnisvolle
Schlangenfeuer ist, soll mit einigen Worten gestreift werden.
Durch die Chakras kommen die Sonnen- und Planetenkräfte in den
Organismus hinein, das ergibt die eine Seite der menschlichen Vitalität.
Das Schlangenfeuer aber kommt von
der Erde her, es ist viel dichter und stofflicher als die Himmelskräfte.
Die Himmelkräfte brachten dem Menschen die Erkenntnis, das
Schlangenfeuer verleiht ihm das Leben
"Auszug aus den Chakras"
"Aus der Zeitschrift Merlin Nr. 1. 1947"