In einem Zimmerchen bei ihm zuhause nahmen wir Valerij, der Dolmetscher Kiram und ich, Platz. Ich öffnete meine Aktentasche, holte das Bild mit der Darstellung des hypothetischen Atlanters hervor und reichte es schweigend dem älteren besonderen Menschen. Er betrachtete das Bild aufmerksam, neigte den Kopf, um mit dem gesunden Auge zu schauen. Valerij und ich beobachteten ihn aufmerksam. Sein Gesicht liess keinerlei Reaktionen erkennen. Er legte das Bild beiseite und erklärte kategorisch:

-        Ich werde nichts über die Samadhi – Höhlen sagen, das ist ein grosses Geheimnis.

-        Das kann ich ebensowenig sagen und auch von dem anderen besonderen Menschen werden sie dazu nichts erfahren.

Valerij und ich schauten uns an: da hatten wir ja gleich von Anfang an Pech.

Aber so schnell gab ich nicht auf. Ich ging auf den älteren besonderen Menschen hin, nahm unser Bild wieder behutsam zur Hand und hielt es ihm vors Gesicht und fragte mit Nachdruck in der Stimme:

-        Wir suchen schon viele Jahre in den Höhlen einen Menschen im Samadhi – Zustand der so aussieht. Er hat eine kleine Nase, grosse Augen, kleine Ohren, ist gross und hat einen weiten Brustkorb. Haben sie einen solchen Menschen in Ihrer Shamadi- Höhle gesehen?

Der ältere besondere Mensch durchbohrte mich mit seinem sehenden Auge, wandte danach den Blick ab und sagte laut:

-        So etwas habe ich noch nicht gesehen.

-        Vielleicht nur in den Sälen nicht, zu denen Sie Zutritt haben?

Könnte es sein, dass sich dieser Mensch in anderen Höhlen befindet, bohrte ich weiter.

-        Das ist ein Geheimnis.

-        Dennoch bin ich überzeugt, dass es in den Höhlen Menschen im Samadhi – Zustand mit eben diesem Aussehen gibt, liess ich nicht locker und zeigte auf unser Bild.

-        In den Sälen, zu denen ich Zutritt habe, gibt es keine Menschen, die so aussehebn. Es gibt ähnliche…..

   

 Valerij und ich schauten uns an. Valerij sagte flüsternd:

-        Es gibt viele dort!

-        Wenn es in den Sälen zu denen Sie zutritt haben, Menschen im Samadhi – Zustand gibt, die ähnlich aussehen…. Hier machte ich absichtlich eine Pause.

-        Nicht alle sehen ähnlich aus, lautete die verärgerte Antwort.

-        Aber in den anderen Sälen der Höhle, fuhr ich fort, müssen sich Menschen im Samadhi – Zustand befinden, die genau so aussehen wie der auf dem Bild.

-        Sie sehen nicht ganz so aus. Aber das ist ein Geheimnis.

Danach nahm er unser Bild in die Hand und sagte auf einmal:

-        Ich bin sehr ergriffen, jetzt wo ich das sehe! Woher haben Sie dieses Bild?

Ich machte eine vieldeutige Pause. 

-        Ich würde Sie gern fragen antwortete ich mit einer Gegenfrage, ob Sie Menschen im Samadhi Zustand- Zustand in der Höhle gesehen haben, die ein Drittes Auge haben?

-        Nein, ein drittes Auge haben sie nicht das ist ein Symbol.

-        Gibt es in Ihrer Höhle Menschen mit ungewöhnlich grossen Augen und mit der für sie typischen Ausbuchtung des oberen Lids?

Ich deutete auf das alles im Bild.

-        Einige von Ihnen haben ungewöhnlich grosse Augen, andere nicht.

-        Haben Sie in Ihrer Höhle Menschen mit solch einer spiralförmigen, ventilartigen Nase gesehen?

-        Nein, die Nasenform ist bei Ihnen anders. Bei einigen ist die Nase klein, bei anderen gross wie eben bei allen Menschen.

-        Aber in den anderen Sälen der Höhle zu denen Sie keinen Zugang haben, könnten dort Menschen mit solch einer spiralförmigen, ventilartigen Nase sein?

-        Das ist ein Geheimnis.

-        Lobankov neigte sich mir zu und flüsterte:

-        Das klingt wie ein „Ja“.        

-        Sagen Sie, haben die Menschen in der Höhle grosse Ohren oder kleine, wie auf dem Bild?, setzte ich die anatomische Befragung fort.

-        Sie haben grosse Ohren, einige sogar sehr grosse, andere aber auch ganz gewöhnliche.  So kleine Ohren wie auf dem Bild habe ich nicht gesehen.

-        Lobankov und ich blickten uns zweifelnd an, möglicherweise war uns da ein Fehler unterlaufen mit den Ohren.

-        Haben die Menschen in der Höhle einen solchen Mund wie auf dem Bild?

-        Der ältere besondere Mensch betrachtete das Bild genauer:

-        Nein, so einen Mund haben sie nicht. Ihr Mund ist wie der gewöhnlicher Menschen. Aber …….kann auch sein, er ist ganz anders.

-        Wie?

-        Das ist ein Geheimnis. Lobankov und ich schauten uns erneut an.

Konnte es sein, dass sich in den Sälen, zu denen dieser besondere Mensch keinen Zugang hatte, Menschen mit solch spiralförmigen, ventilartigen Nase und ungewöhnlichen Mund befanden? Bei der Rekonstruktion nach den Darstellungen auf den tibetischen Tempeln hatten wir Schwierigkeiten gerade mit diesem Teil des Gesichts gehabt. Offensichtlich hatten wir uns geirrt. Ob vielleicht gerade in Höhlensälen, zu denen sogar die besonderen Menschen keinen Zutritt hatten die rätselhaften Lemuro – Atlanter im Shamadi – Zustand sassen, und in den zugänglichen Sälen die Atlanter und Menschen unserer Menschheit? Konnte es sein, dass der besondere Mensch in einem benachbarten Saal einen Lemuro – Atlanter gesehen hatte? Wenigsten gab es nach seiner Erzählung Anlass, das zu denken.

-        Haben die Menschen in der Höhle einen grossen, weiten Brustkorb oder einen gewöhnlichen?, fragte ich.

-        Einige schon.

-        Und wie gross sind sie?

-        Das kann ich nicht sagen, sie sitzen.

-        Trotzdem ….. Sind die Menschen in der Höhle gross oder klein?

-        Sowohl als auch.

-        Haben die Menschen in der Höhle einen ungewöhnlich grossen Schädel?

-        Ganz unterschiedlich. Einige haben einen sehr grossen Schädel, einige einen grossen turmähnlichen verlängerten, einige einen ganz gewöhnlichen. Aber alle haben lange Haare.

Lobankov und ich schauten uns erneut an. Uns einte der Gedanke: In der Höhle befinden sich Menschen verschiedener Zivilationen.

-        Plötzlich nahm der ältere besondere Mensch unser Bild zur Hand und sagte, ohne auf eine weitere Frage zu warten:

-        Wenn die Menschen in der Höhle ein Gesicht haben wie auf dem Bild, dann ist ihr Körper gross und stark. Wenn sie ein normales Gesicht haben, ist der Körper schlanker.

Lobankov und ich verstummten. Der ältere besondere Mensch hatte indirekt zugegeben, dass es in der Höhle Menschen gab, deren Äusseres unserem hypothetischen Atlanter ähnelte (natürlich mit besonderen Korrekturen).

-        Und haben Sie bei den Menschen in der Höhle Schwimmhäutchen zwischen den Fingern oder Zehen gesehen?, fragte ich aus meiner Erstarrung erwachend.

-        Nein, nie. Sie haben ganz gewöhnliche Finger und Zehen nur mit sehr langen Nägeln.

-        Haben Sie die Finger und Zehen mal gespreizt?

-        Nein.

Ich gab Lobankov einen Wink. Es war an der Zeit Kontrollfragen zu stellen. In der Wissenschaft sind doppelte und dreifache Kontrollen erforderlich. Also mussten die wesentlichen der gestellte Fragen mehrfach wiederholt werden um zu überprüfen, ob die Antworten übereinstimmen oder ob da doch irgendwo Fantasie im Spiel war. Hatte er fantasiert, würde er es früher oder später vergessen und etwas anderes behaupten.

-        Sagen Sie, fragte ich, als wäre nichts gewesen, haben Sie wirklich kein Drittes Auge bei den Menschen in der Höhle gesehen?

-        Ich habe schon gesagt, das ist nur ein Symbol.

-        Könnten die Menschen mit dem grossen Schädel nicht doch ein Drittes Auge haben?

-        Nur wenn Sie sich selbst eins einsetzen, erwiderte schmunzelnd der ältere besondere Mensch.

-        Was für Augen haben die Menschen in der Höhle?

-        Das kann ich nicht genau beschreiben. Es sind eben andere als bei uns.

-        Haben Sie den Bogen am oberen Lid bei den Menschen mit den grossen Augen gesehen?

-        Nein, darauf habe ich nicht geachtet. Im Samadhi – Zustand sind die Augen halb geschlossen. Ich kann nur sagen, dass die grossen Augen ungewöhnlich aussehen.

Lobankov flüsterte:

-        Er sagt die Wahrheit. Den Bogen am oberen Lid hätte nur ein Augenarzt bemerkt.

-        Haben Sie in der Höhle Menschen mit sehr kleiner Nase gesehen?, fuhr ich mit den Kontrollfragen fort.

-        Ich habe doch schon gesagt, dass nur einige Menschen in der Höhle eine kleine Nase haben. Sie ist anders als auf Ihrem Bild.

-        Gibt es denn in den anderen Sälen, zu denen Sie keinen Zugang haben, Menschen mit solch einer Nase?

-        Ich zeigte auf das Bild.

-        Das ist ein Geheimnis.

Eine Weile sassen wir uns wortlos gegenüber. Der ältere besondere Mensch schien nicht fantasiert zu haben: Seine jetzigen Antworten stimmten fast genau mir den ersten überein.

Plötzlich nahm er erneut das Bild zur Hand.

-        Ich bin sehr bewegt vom Anblick dieses Gesichts, sagte er leise.

-        Aber was für Köpfe haben die Menschen in den Höhlen?, liess ich mit den Kontrollfragen nicht nach.

-        Wie ich früher schon gesagt habe, wirklich, einige hatten einen grossen Kopf, andere einen turmartigen, wieder andere einen ganz normalen.

-        Wie gross war der Rumpf bei den verschiedenen Menschen in der Höhle?

-        Das habe ich doch auch schon gesagt, antwortete der ältere besondere Mensch verärgert.

Da gab ich es auf weitere Kontrollfragen zu stellen.

Lobakov flüsterte mir erneut ins Ohr:

-        Er fantasiert nicht. Er spricht die Wahrheit!

Ich entschloss mich, das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen und später erst auf die dritte Kontrollfragenserie zurückzukommen.

-        Was meinen Sie, ist die Aufbewahrung von Menschen im Samadhi – Zustand wichtig für die Erhaltung der Menschheit auf der Erde?

-        Wenn die Meditation erfolgreich ist, kann man sich in Samadhi versetzen, wenn nicht, dann geht es nicht. Was das für die Menschheit bedeutet, darüber möchte ich nicht sprechen, das muss ein Geheimnis bleiben, antwortete der ältere besondere Mensch.

-        Kann ein heutiger Mensch sich lange in einem Samadhi – Zustand halten?

-        Kann er nicht, weil man dafür die Kraft Gottes braucht. Die früheren Menschen gingen in die Höhlen und konnten sich für eine sehr lange Zeit in diesem Zustand begeben.

-        Kann man in den Höhlen denn auch uralte Menschen finden?

-        Das ist ein Geheimnis.

Das hört sich für mich wie eine Bestätigung an.

-        Ich denke, dass die Menschen mit dem grossen Schädel, den ungewöhnlichen Augen, der kleinen Nase, den grossen Ohren und dem weiten Brustkorb die ältesten Menschen sind. Ist das so?, fragte ich.

-        Das ist ein Geheimnis.

-        Gibt es in Ihrer Höhle Menschen, die so aussehen wie der auf unserem Bild?

-        Das ist ein Geheimnis.

-        Könnten in der Höhle auch Menschen früherer Zivilisationen im Samadhi – Zustand aufbewahrt sein?

-        Das ist möglich.

-        Wie lange kann sich ein Mensch in der Höhle im Samadhi -  Zustand befinden?

-        Das hängt von der Kraft seines Geistes ab. Ein Mensch im Samadhi kann sich tausende, millionen und mehr Jahre in der Höhle befinden.  Ich habe aber nur 95 Jahre hinter mir, deshalb kann ich das schwer sagen, antwortete der ältere, besondere Mensch.

-        Wie viele Jahre erfüllen Sie schon die Mission des besonderen Menschen und beschützen die Samadhi – Höhle?, fuhr ich fort.

-        Viele Jahre.

-        Und genauer wie viel Jahre?

-        Sehr viele Jahre.

-        Haben Sie jemals gesehen, wie ein Mensch aus dem Samadhi – Zustand zurückkehrte?

-        Nein, so etwas ist noch nicht vorgekommen.

-        Und erinnern Sie sich, dass sich jemand in der von Ihnen beschützen Höhle in den Samadhi begab?

-        Nein, auch das kam noch nicht vor……. Obwohl einige Leute aus Tibet wollten sich in meiner Höhle in den Samadhi begeben.

-        Und warum gelang ihnen das nicht?

-        Ganz einfach, sie haben die Probemeditation nicht bestanden. Ich habe ja schon gesagt, dass die heutigen Menschen einen schwachen Geist haben. Er ist wirklich so ganz anders als früher. Die älteren Menschen hatten einen starken Geist.

-        Das heisst, fuhr ich fort, dass es ihnen nicht gelang, in die Höhle zu kommen?

-        Sie kamen nicht in die Höhle obwohl sie die Meditation gut beherrschten und Erfahrung damit hatten, sich ins Samadhi zu begeben.

-        Sie konnten die psychoenergetische Barriere nicht überwinden!, sagte Lobankov halblaut zu mir.

-        Wer hat sie nicht in die Höhle gelassen?

-        Er!

-        Wer ist Er?

-        Das ist ein Geheimnis.

-        Valerij und ich schauten uns an: Am ehesten konnten doch nur ein Lemuro-Atlanter  als Vertreter der höchstentwickelten Zivilisation der Erde so eine psychische Energie besitzen.

-        Was meinen Sie, fragte ich, kann man sich mehrmals in den Samadhi begeben?

-        Ich habe so etwas noch nie gesehen.

-        Trotzdem, wie denken sie darüber…… Kann man das mehrmals tun?

-        Man sagt, dass es solche Menschen gibt. Aber darüber wissen die Lamas besser Bescheid. Ich habe solche Menschen bisher nicht gesehen, nicht einen einzigen, der so etwas tat.

-        Kann ein Mensch aus der Rückkehr aus dem Samadhi ein normales Leben führen?

-        Das weiss ich nicht.

-        Trotzdem, was meinen Sie?

-        Ich habe es noch nicht gesehen, also kann ich dazu auch nichts sagen. Fragen Sie die Lama´s, die müssen es wissen.

-        Und kann ein Mensch, der den heutigen nicht ähnlich ist, aus dem Samadhi zurückkehren?

-        Ich habe so etwas noch nicht gesehen.

-        Das bedeutet, bemühte ich mich weiter, die Menschen mit dem ungewöhnlichen Äusseren sassen die ganze Zeit, seit sie die Höhle beschützen, unbeweglich dort?

-        Ja. Aber es sitzen nicht nur die Menschen mit dem ungewöhnliche Äusseren unbeweglich, sondern auch die anderen.

-        Sie haben sich nie geregt?

-        Nein.

-        Haben Sie mit den Menschen im Samadhi- Zustand gesprochen?

-        Das ist ein Geheimnis

-        Was Glauben Sie, könnten die Menschen mit dem ungewöhnlichen Aussehen, nachdem sie aus dem Samadhi – Zustand zurückgekehrt sind, wie gewöhnliche Menschen leben?

-        Könnten sie, bloss anders.

-        Wie?

-        Das müssen Sie die Lamas fragen.

-        Es ist bekannt, dass Buddha ungewöhnlich aussah. Könnte er auch in irgend einer Höhle aus dem Samadhi – Zustand zurückgekehrt sein?

-        Das weiss ich nicht.

-        Sehen die ungewöhnlichen Menschen in der Höhle Buddha ähnlich?

-        Einige sehen ihm ähnlich, andere nicht.

-        Diese Information war für Valerij und mich besonders angenehm, weil sie doch unsere gewagte Vermutung über gemischte Samadhi – Höhlen mit dem vollen Spektrum von Vertretern verschiedener Erdzivilisationen bestätigte.

-        Was denken Sie, wer die Menschen zum Verweilen im Samadhi – Zustand bringt?, fragte ich.

-        Das müssten die Lamas wissen, wiederholte der ältere besondere Mensch.

-        Er sagt nur das, was er weiss, kommentierte Lobankov leise.

-        Mit welchem Ziel begeben sich Menschen für Tausende ja sogar Millionen von Jahren in den Samadhi – Zustand?

-        Ich denke die meisten wollen sich für die Zukunft erhalten.

Der ältere besondere Mensch sprach über die Menschen  im Samadhi – Zustand wie ein Arzt über Patienten, als wäre das nichts Ungewöhnliches. Ob er wohl wusste, dass es sich hier um viel mehr handelte, um den Genpool der Menschheit? Ich fragte ihn weiter.

-        Welche Rollen spielen die Samadhi – Höhlen? Nehmen Sie an, dass auf diese Art und Weise der Genpool der Menschheit erhalten wird, also ein Fonds von Menschen, der die Menschheit im Falle einer globalen Katastrophe wieder aufleben lassen kann?

-        Ich beschütze die Samadhi – Höhlen lediglich, mir steht kein Urteil darüber an.

-        Dennoch widmeten Sie ihr ganzes Leben dem Schutze der Samadhi – Höhlen. Bestimmt haben Sie doch darüber nachgedacht, was sie da beschützen.

-        Da die Samadhi – Höhlen bestens geschützt sind, müssen sie wirklich bedeutsam sein. Welche Rolle sie für die Menschheit spielen, das wissen die Lamas besser.  Aber es ist ein grosses Geheimnis.

-        Warum befinden sich in den Höhlen dann nicht nur gewöhnliche Menschen, sondern auch solche, die uns nicht ähnlich sind?

-        Die ungewöhnlichen sind sehr altertümliche Menschen, die schon lange im Samadhi – Zustand verharren.

-        Wer schützt die Samadhi – Höhlen?

-        Der Geist.

-        Wessen Geist?

-        Seiner.

-        Wer ist Er?

-        Das ist ein grosses Geheimnis.

-        Was machen Sie monatlich für drei Stunden dort?

-        Ich schaue ob alles in Ordnung ist.

-        Und was konkret? Sehen Sie nach, ob ein Stein heruntergefallen ist, ob die Körper der Samadhi die richtige Lage haben.

-        Nicht nur das.

-        Was noch?

-        Schweigen.

-        In welcher Haltung sitzen die Menschen dort?

-        In der Pose Buddhas, antwortete der ältere besondere Mensch.

-        Also mit verschränkten Beinen. Und wie halten Sie die Hände?, wollte ich genauer wissen?

-        Die liegen auf den Knien.

-        Ihre Augen, sagten Sie, sind halb geschlossen. Wohin genau blicken sie?

-        Die Augen sind nach oben gewandt, so dass man nur das Weisse sehen kann.

-        Wie bei einem schlafenden Menschen, raunte ich Lobankov zu, bei einem verstorben Menschen sind die Augäpfel hingegen starr geradeaus gerichtet. Das beweist, dass diese Menschen tatsächlich leben.

-        Worauf sitzen die Menschen im Samadhi – Zustand?

-        Gewöhnlich auf einem Tigerfell.

-        Warum gerade auf einem Tigerfell?

-        Das weiss ich nicht.

-        Haben Sie die Menschen schon einmal berührt?

-        Natürlich.

-        Was haben Sie dabei empfunden?

-        Die Körper sind fest und kalt.

-        Leben die Menschen im Samadhi – Zustand?

-        Natürlich.

-        Kennen Sie Menschen die sich in diesen Zustand begeben haben?

Ich fragte nicht nach Ihrer Höhle: Sie sagten ja, dass sich zu Ihrer Zeit dort niemand in den Samadhi – Zustand begab. Aber an anderen Orten?, wollte ich wissen.

-        Vor vielen Jahren ging ein Mensch aus Nepal, den ich kenne, nach Tibet und begab sich dort in einer Höhle in den Samadhi – Zustand. Er befindet sich immer noch dort, antwortete der ältere besondere Mensch.

-        Er hat die Probemeditation am Höhleneingang also bestanden?

-        Ich weiss es nicht. Er ging ja nicht in meiner Höhle in den Samadhi. Vielleicht begab er sich in eine normale Höhle, bei der keine Probemeditation nötig ist. Oder er verfügte über grosse geistige Kräfte, wie die sehr alten Menschen, die die Probemeditation bestehen konnten.

-        Aus Ihren Worten kann man schliessen, dass nicht alle Samadhi – Höhlen durch den Geist geschützt sind. Sind die Samadhi – Höhlen in denen sich die ältesten Menschen mit dem ungewöhnlichen Ausssehen befinden, durch den Geist geschützt?

-        Das ist ein Geheimnis.

-        Gibt es sonstwo auf der Welt noch Samadhi – Höhlen.

-        Ja, in Nepal, in Tibet, in China und Indien.

Es war an der Zeit, die dritte Serie von Kontrollfragen zu starten, obwohl Lobankov am Wahrheitsgehalt der Antworten nicht zweifelte. Ich erkundigte mich erneut nach den Augen, der Schädelgrösse, der Nase und den Ohren der Samadhi. Da sah der ältere besondere Mensch mich an, als wäre ich ein begriffstutziges kleines Kind. Lobankov flüsterte:

-        Es reicht! Du verärgerst ihn nur!

-        Sagen Sie, setzte ich zu der entscheidenden Frage an, können wir in die Höhle gehen?

-        Entsetztes Schweigen, unsägliche Stille. Eine solche Frage hatte der ältere besondere Mensch offensichtlich nicht erwartet.

-        Sie würden die Probemeditation nicht bestehen, antwortete er. Ausser mir und dem jüngeren besonderen Menschen hat sie bisher keiner bestehen können.

-        Und wenn wir es trotzdem versuchen würden?

-        Das wäre todgefährlich.

-        Wir haben doch gute Absichten…..

-        Das hat keinerlei Bedeutung.

-        Könnte man es nicht dennoch probieren?

-        Es war zu spüren, dass der ältere besondere Mensch Sympathie für uns empfand.

-        Ich werde darüber nachdenken, kommen sie morgen wieder.

-        Wir verabschiedeten uns herzlich, schenkten ihm das Bild mit der Darstellung unseres hypothetischen Atlanters und gingen.

Auf der Strasse sagte Lobankov:

-        Haben wir ein Glück! Das ist doch ein Pfundskerl! Wir haben einmalige Informationen von einem Menschen bekommen, der schon sein Leben lang direkt mit Menschen im Samadhi – Zustand zu tun hat. Bemerkenswert! Es gibt dort viele von Ihnen, und das auch noch aus unterschiedlichen Zivilisationen. Das ist der Genpool der Menschheit! Ob sie uns dort einlassen werden?

Am nächsten Tag suchten Lobankov und ich den älteren besonderen Menschen auf und baten ihn erneut um seine Zustimmung, wenigstens einen Blick in die Samadhi - Höhle werfen zu dürfen. Wir versicherten, von den Lamas bereits zu wissen, dass wir dort nicht fotografieren oder Videoaufnahmen machen dürften.

-        Ich sage Ihnen nochmals, dass der Zutritt schon zum ersten Saal todgefährlich ist, gab der ältere besondere Mensch zu bedenken.

-        Wir verstehen das, entgegnete ich sogleich.

-        Aber ich habe mit meinem Mitwächter gesprochen und wir haben beschlossen, einem von Ihnen zu gestatten, den ersten Saal der Höhle zu betreten. Weiter würden Sie sowieso nicht kommen, weil Sie keine Chance haben, die Probemeditation zu bestehen. Niemand hat das bisher.

-        Danke.

-        Was Sie allerdings unbedingt beachten müssen, fuhr der ältere besondere Mensch fort: Sowie sie sich schlecht fühlen, kehren sie um. Ansonsten werden sie sterben!

-        Eine Lampe darf man doch mitnehmen?, fragte Lobankov.

-        Ja, aber nur eine schwache.

Als wir schliesslich ins Lager zurückgekehrt waren, rätselten wir noch lange über die Grüsde, warum einem von uns den Zugang in den ersten Saal der Samadhi – Höhle gestattet wurde.

-        Sicher ist es leichter für sie, uns in den ersten Saal zu lassen und zu zeigen, dass die Höhle unzugänglich ist, als uns zu bewachen. Wir könnten ja sonst die Höhle selbst entdecken, hineingehen und darin umkommen, meinte Lobankov.

-        Sie könnten befürchten, wandte ich ein, dass wir mit der ganzen Gruppe dort eindringen wollen. Kämen wir alle dort um, hätten sie die allergrössten Scherereien. Anderseits könnten auch unsere vereinten Torsionsfelder eine destabilisierende Wirkung auf die Samadhi haben. Denkt an die Gruppe chinesischer Kommunisten und wie es ihnen erging!

-        Möglich ist ebenfalls, fuhr Lobankov fort, dass sie uns für besondere Menschen halten, die eine Samadhi – Höhle in Russland beschützen und herausfinden wollen, ob ein russischer, besonders Mensch in eine tibetische Samadhi – Höhle gelangen kann.

-        Solcherart waren die Fragen und Bedenken, die uns bewegten. Schliesslich wurde beschlossen, dass ich mich in die Samadhi-Höhle begeben würde.

-        Zu viert (der jüngere besondere Mensch, ich, Lobankov und der Dolmetscher Kiram) verliessen wir die Siedlung. Zwei, drei Kilometer gingen wir einen Bergpfad an einer Gebirgsschlucht entlang.

-        Danach schwenkte der jüngere besondere Mensch in einem schmalen Pfad ein, der einen Berghang hinaufführte.  Über ein Geröllfeld gelangte wir ins Reich der Steilhänge. Der jüngere besondere Mensch führte uns, sich durch Felsbrocken schlängelnd, zu einer kleinen höhlenartigen Vertiefung im Felsen.

-        Das soll die Samadhi – Höhle sein?, fragte ich mich zweifelnd, denn ich erinnerte mich an die Worte des Lamas, die Samadhi – Höhlen seien gut versteckt. In dieser menschenleeren Gegend aber gab es viele höhlenartige Vertiefungen. Und wie viele solcher Grotten mochte es erst in den Bergen ringsum geben, deren Panorama sich vor uns auftat.

 

Fortsetzung folgt.           


 

Ernst Muldashev

"Das Dritte Auge"

Die Originalausgabe erschien 1999

"Untersuchung der Menschheit in Tibet"    

 "In den Samadhi - Höhlen"

Auszug