Bruchstücke aus dem Leben und Denken von M.C.  
(Mabel Collins)
     
               1) Über den Weg des Kreuzes                                        
            2) Über das, was erreicht werden kann.                         

 
     

                                          
Über den Weg des Kreuzes


Ein grosser Lehrer nach dem andern ist auf diese Erde herniedergekommen, um den Menschen bei der Lösung der schwierigen Aufgabe zu helfen, die sie unternommen haben, nämlich den Pfad zu finden, der aus der Hölle, in die sie fielen, zurück zum Allerhöchsten führt. Diese grossen Lehrer haben Legionen von Engeln mitgebracht, die sie voller Mitleid und Hilfsbereitschaft in der Nähe der Erde Wohnung nehmen liessen. Sie haben Seelen mitgebracht, die fähig sind zu führen und zu lehren, und die auch bleiben wollen, um für die Menschenseelen auf dem ätherischen Plane zu wirken. Sie haben auch unter den Menschen selbst Schüler gefunden, die genügend stark und ergeben sind, um Schulen des Geistes zu gründen und Religionen einzuführen.
Die Verleumdung der alleinenden Wahrheit führt zu geistiger Verdunkelung. Die Menschen trennen sich selbst immer wieder von ihren Lieben, die den physischen Plan verlassen haben, indem sie sie für tot halten, statt sich daran zu erinnern, dass sie nur ein abgetragenes oder unzulängliches Gewand abgeworfen haben und in einen Zustand von grösserer Lebensfülle und Kraft eingetreten sind. Wenn die Eichel ein Eichbaum geworden ist, jammern die anderen Eicheln über ihr Verschwinden, statt sich zu beeilen, selbst Eichbäume zu werden.  So trennen sich die Menschen selbst von dem Lichte und dem Allerhöchsten, indem sie nur ins Dunkel schauen und leugnen, dass es etwas anderes als Dunkel gibt.
Jene aber, die ihr Kreuz auf sich nehmen können, die das Leid hinnehmen und sich mühen, den Weg zu verstehen, betreten den Pfad. Dieser Weg steht allen Menschen offen, und die Vorangeschrittenen sind allen nahe.
Der Schüler des "Okkultismus", der bei seinem Bemühen, den Pfad zu erreichen, den Wassern der Bitterkeit entgegengetreten ist, sie überwunden und sein Kreuz auf sich genommen hat, wandert nicht nur auf diesem Pfade, sondern tut damit auch das Werk der Meister. Er sucht entsprechend seines Vermögens der Welt in der gleichen Weise zu helfen, wie sie es tun. Alle Schüler der Meister werden nach und nach selbst Lehrer. Das gehört mit zum natürlichen Wachstum und zur Entwicklung des Menschengeschlechts. Und indem sie auf dem hohen Pfad fortschreiten, werden sie, einer nach dem anderen, immer grössere Lehrer. Doch jeder Schüler, der danach strebt, den Pfad zu erreichen, ist trotz aller Bescheidenheit verpflichtet, andere nicht nur wenn notwendig zu belehren, sondern ihnen auch zu helfen, sobald er den Weg des Kreuzes betreten hat. In ihm erwacht das Bewusstsein tiefer Liebe zu allen Menschen, die ihnen wünschen lässt, die "Sünder" zu erretten, nicht sehende Augen zu öffnen und den verdunkelten Seelen Licht zu bringen.

Durch diese so wunderbare Erweiterung der Aufgabe des Schülers wird der Geist der Meister unter den Menschen auf der Erde verbreitet. Und jene weit vorangeschrittenen  Schüler, die aufgrund Ihrer hohen Entwicklungsstufe, die sie erreichten, berechtigt wären, die ätherische Umgebung der Menschen zu verlassen und im Spirituellen Wohnung zu nehmen, haben nun Gelegenheit, ihrem Meister auf dem Pfade des Opfers zu folgen und in den inneren Welten an dem Entwicklungsplan der Erlösung mitzuwirken. Dieser Plan ist die grosse Gelegenheit. Es ist das Vorrecht des Schülers , der sich bemüht, den Pfad zu erreichen, ein bewusster Helfer und Diener an diesem Plan zu werden.   



    

                                        
Über das was erreicht werden kann

Häufig wird ein Schüler gefragt, was er tun oder sein wird, und was er zu erreichen gedenkt, wenn er den Pfad betritt. Die Antwort fällt ihm manchmal schwer, weil er sich selbst nicht kennt. Was er empfindet, ist die grosse Sehnsucht nach der Wahrheit, der innige Wunsch, sich zu erheben, das grosse Verlangen nach dem ALLERHÖCHSTEN. Aber davon wollen die Frager nichts hören. Wenn sie davon etwas erfahren wollten, würde man daraus erkennen, dass sie sich selbst auf dem Pfade befinden. Was sie vielmehr wissen möchten, ist wie sich der Schüler von anderen Menschen unterscheiden und welche zusätzlichen Kräfte er besitzt.
Wenn die ersten sieben Regeln (aus "Licht auf dem Weg") von ihm verstanden wurden, wenn er die Kunst der Meditation gelernt hat, dann erwachen in ihm die Eigenschaften die ihm eine ganz neue Stellung auf der Erde zuweisen, während er seine Verkörperungen vollendet. Sein Glaube wird absolut, und er weiss nichts mehr von den Zuständen des Zweifelns und Fragens. Er steht da, die Hände zum ALLERHÖCHSTEN erhoben, und er empfängt alles was es auch immer sei in völligem Vertrauen und tiefer Dankbarkeit. Er ist voller Zuversicht und in immerwährender Hoffnung bei allem, was ihm begegnet, weil er weiss, dass der Endzweck allen Geschehens für ihn und all die anderen nur wohltätig ist. Er weiss, das alles Böse verschwinden muss, weil es von Dauer nicht ist, und alle Seelen durch die Kraft der Geduld darüber hinaus wachsen werden. Alle Empfindlichkeit gegen Übeltaten, die man ihm oder anderen antut, ist ausgestorben, weil er weiss, dass der Zustand, in dem das Böse getan werden kann, nur zeitlich begrenzt ist und wie alle zeitlichen Dinge vergehen wird. Er hat in sich die Eigenschaft der einen Liebe, die wie ein lebendiger Quell kristallklaren, lebendgebenden, in sich selbst vollkommenen Wasser hervorsprudelt, der alle segnet, aus keiner Sinneswahrnehmung und durch keinen Kontakt genährt wird und keine Gegenleistungen für sich erwartet. Die vollkommende Liebe ist der Gebende. Und wenn sie in der Natur des Menschen aufersteht, löst sie ein Entzücken und eine Befriedigung aus, die keine gewöhnliche menschliche Leidenschaft je erreichen kann. Diese Eigenschaften ändern seine Beziehungen zu den anderen Menschen völlig und wandeln seine innere Einstellung derart, dass er fortan ohne Furcht, Zweifel, Zögern oder Angst handelt und lebt. Alle Gefühle der Furcht und Sorge, die das gewöhnliche menschliche Leben so schmerzvoll gestalten, fallen von ihm ab, sobald sich die Eigenschaften eines Schülers in seiner Natur entfalten.







 



Eine andere Gabe die sich ihm als Ergebnis der Meditationsübung zeigt, ist das Bewusstsein des Unsichtbaren und eine allmähliche Entwicklung des Verständnisses der Gesetze des Übernatürlichen.  Welten der Pracht und der Wunder öffnen sich vor ihm. Höhere Bewusstseinsebenen werden ihm zugänglich. Der eng begrenzte Kreis seines physischen Daseins erhält jetzt seinen wirklichen Platz in dem grossen einen Leben zugewiesen. Ist er doch nur ein kleiner Teil dessen, was des Schülers rechtmässiges Erbe ist, Seine Erfahrung erweitert sich stetig, und er wird durch die Entfaltung der psychischen Sinne bereichert, indem er alle Dinge in einem anderen Lichte sieht.

Diese Zustände sollen vom Schüler erreicht werden während er noch unter den Menschen wie ein Mensch lebt. Er wird wie sie handeln und wie jene wirken, die ehrgeizig sind. Er wird mit aller menschlichen Hingabe lieben und dienen. Aber er wird unverletzt durch die Brände der Wünsche und die Gewässer der Bitterkeit hindurchgehen und wird von dem Peiniger und dem Schrecklichen nicht behelligt werden. Er weiss, dass er als ein freies Wesen dahinwandelt, das die Kraft hat, sich zu jeder Zeit über die Widersprüche und Kämpfe der menschlichen Leidenschaften
und Gefühle in eine Region des Friedens und des grossen Lichtes zu erheben.

Wir erkennen dass das, was durch Schülerschaft erreichbar ist, den Menschen befähigt, ein nahezu göttliches Leben zu führen, vorausgesetzt, dass er sich ständig prüft, ob er sich in der rechten Richtung fortbewegt. Diesem Zustand kann er durch stetige Anstrengung in einer Verkörperung nahekommen. Doch wird er ihn selten erreichen, bevor er die zweite Verkörperung voll ständigen Bemühens beendet hat. Wenn aber dieses Ziel erreicht wurde, kommt eine Zeit grossen Genusses, grosser Produktivität und Hilfe, die den anderen zuteil wird, die in dem Kreise leben, in den das Schicksal den Schüler stellte. Selten nimmt er eine öffentliche Stellung ein, er handelt auch nicht vor den Augen der grossen Masse. Wenn er es aber doch tut, dann nur darum, weil die Adepten und die grossen Meister diesen Dienst zu einem besonderen Zwecke brauchen. Dann würde er natürlich hervortreten. Für ihn selbst wäre das aber nur ein Akt des Gehorsams. Keinesfalls trieben ihn persönliche Ruhm- und Ehrsucht dazu. Er betrachtet es im Gegenteil als ein besonderes Opfer, das oft durch eine lange Periode des Wirkens im Verborgenen ausgeglichen wird,. Ja, in einigen Fällen, wenn die Schülerschaft noch nicht so weit fortgeschritten ist, kann dieses Hervortreten in die Öffentlichkeit eine ernste Gefahr bedeuteten. Die verwickelten und vielfach veränderten Umstände des menschlichen Lebens machen es möglich, in jeder Lebenslage oder bei jedem Besitz Lust oder Schmerz zu erzeugen.
Über die Schülerschaft hinaus stehen dem Menschen, solange er noch Mensch ist, noch andere Stufen der Entwicklung offen. Da sind all die verschiedenen Grade der Adeptschaft und schliesslich die Meisterschaft. Die hohen Errungenschaften, die dieser Entwicklungsstufe zu eigen sind, sollen hier nicht beschrieben werden. Abhandlungen darüber werden in Büchern gefunden, zu denen jene, die sich entwickeln, Zugang haben, wenn es soweit ist. Sie werden in grossen geheimen, heiligen Büchereien in der ätherischen Welt aufbewahrt, und manchmal darf der Schüler sehen, wie sein Meister in einem dieser Bücher liest. Doch, wenn es ihm selbst erlaubt werden würde, auf die Buchseite zu schauen, so hätten die darauf geschriebenen Worte für ihn keinen Sinn, weil er für ihr Verständnis noch nicht reif ist.