Der Zwang zu urteilen, ist ein verheerender Innenverschmutzer. Solange wir in einem auf Revanche ausgerichteten Bewusstsein leben, leben wir in einer Welt, in der wir immer mit Revanche-Gedanken rechnen müssen, insbesondere vonseiten der Allmacht. Aber in dem Grad, in dem du damit Schluss machst, die Beziehung zu anderen Menschen unter dem Aspekt des Aneinander-schuldig-Werdens zu sehen, begreifst du auch die große Liebeslehre Jesu, die dich grundsätzlich von deiner Schuldfähigkeit Gott gegenüber befreien will.

Jeder, der dir etwas anderes zeigt als Liebe, zeigt dir deine Masken. Willst du Liebe finden oder willst du Fehler finden? Beides geht nicht. Jedes Tun spiegelt die Qualität des jeweiligen Wissens. Du hast Fehler gemacht, das bedeutet auch, du bist klüger geworden. Wie wirst du nun weiterleben? Indem du dich in Schuld vergräbst? Oder willst du es künftig besser machen? Der Anlass vor zehn Jahren, der dich heute noch traurig macht, ist doch heute gar nicht mehr aktuell. Dieses Leid, an dem du jetzt immer noch leidest, erschaffst einzig und alleine du selber. Und der Mensch, der das ändern
kann, bist du. So, wie mir die liebende Allmacht jetzt alles vergibt, vergebe ich allen alles.

 Deine Schuldgefühle bringen dich nicht weiter, wenn du nur unter ihnen leidest. Deine Schuldgefühle beweisen zweierlei: Erstens: Du bist gewachsen und zweitens: Darum kannst es nun besser machen. "Nur Liebe, nur Wohlwollen", sprich das zwölf Mal leise aus, so reichst du dem Engel der Liebe und Vergebung die Hand.

Der verletzte Mensch alleine kann nicht vergeben, aber wenn du dem Engel der Liebe und Vergebung die Hand reichst, dann kannst du alles verzeihen. Willst du glücklich sein oder beweisen, dass du recht hast? Du kannst nicht beides haben und vergib alles, alles. Flüstere mit jedem Atemzug "sieben Mal Frieden", dann wird sich in dir ein Gefühl dieses Friedens ausdehnen wie ein heilender Strom. In diesem Frieden schlummert die Kraft der Vergebung.

Der Schritt des Verzeihens ist im Grunde genommen ein Schritt der Veränderung des Ich-Niveaus. Er besteht darin zu begreifen: Was nicht in mir verzeihen kann, ist mein kleines Ich. Ich habe aber die Wahl, ob ich mit diesem kleinen Ich identisch bleibe oder ob ich mich durch selbstkritische Lernschritte zum größeren Ich entwickele.

Wenn du vergeben hast, dann ist dein Bewusstsein der Gerechtigkeit geweiht. Überzeuge dich davon und sage zwölf Mal leise „göttliche Gerechtigkeit herrscht in allen meinen Angelegenheiten".

Wenn du nicht vergibst, dann gibst du dem Menschen, der dir am wenigsten liegt, die Macht, in deinem Bewusstsein zu bleiben. Sobald du dich mit dem Engel der Liebe und des Lichts verbindest, hast du die innere Kraft alles, alles zu vergeben. Beende endlich die fürchterliche Qual des Nichtvergeben-Könnens und reiche dem Engel der Liebe und des Lichts die Hand.„In der Kraft der Liebe und des Lichts vergebe ich allen alles". „In der Kraft der Liebe und des Lichts bin ich ganz frei."

Diese Gedanken, meine lieben Geistesfreunde, wollte ich unserem heutigen Abend voranschicken, weil sie auch sehr, sehr wichtig sind für die Erkennung des Urlichts.

Das Thema Engel, darüber werden wir auch noch sprechen, spielt eine große Rolle. Viele haben da eine falsche Vorstellung, was ein Engel überhaupt ist. Was verstehen
Sie unter einem Engel? Wir haben sie in der Bibel, wir haben sie in Namen, wir haben Erzengel, wir haben Cherubine und Seraphine, wir haben Fürsten und wir haben Herrschaften. Alle diese Dinge sind bekannt aus der Bibel. Aber was ist für Ihre Begriffe ein Engel? Was stellen Sie sich darunter vor?

Teilnehmer: Helfende Energien, die wir anrufen können.

Frater Gragorianus: Ja, das ist weitestgehend richtig.

Teilnehmer: Ja, aber trotzdem ist es eine Gestalt für mich. Sie haben eine Form, die veränderbar ist.

Frater Gragorianus: Ja, sie können eine Gestalt annehmen, um uns hier überhaupt erscheinen zu können. Und es kann auch sein, dass sie eine Gestalt annehmen, die uns
aus irgendwelchen Gründen sehr adäquat ist oder sehr persönlich zusagt. Das muss nicht unbedingt eine Engelsform sein, das kann auch ein weiser, alter Yogi sein oder
das kann sonst irgendjemand sein. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass man uns so erscheint wie man uns bekannt ist -genauso, wie der Verstorbene in den Sachen erscheint, in denen er uns bekannt war -und so ist es auch beim Engel. Nur es sind hier Energien, das ist ganz richtig, es sind Energien, die im Plane der großen Hierarchie, der Gottes Allmacht, so eingefügt sind, dass sie die Aufträge von der Höheren
Macht übernehmen.


Wir alle haben logischerweise einen Schutzengel, oder Führungsengel, d.h. wir haben sogar zwei, aber das kann sich im Laufe des Lebens noch wesentlich ändern, das kommt auf die Aufgabe an und dann gibt es auch noch einen Führungs-geist, der speziell führt, d.h. sagen wir mal: Ein Mensch studiert heute Chemie, dann bekommt er einen Führungs-geist, der von Chemie Kenntnisse hat und ihn solange führt, bis er diese Dinge soweit verarbeitet hat, dass er zur nächsten Stufe gehen kann. Das hat nichts mit dem Schutzengel zu tun, das ist ein Führungsgeist. Aber der Schutzengel selbst ist
wiederum eine Energie, die nicht mit dem Höheren Selbst zu verwechseln ist. Das ist auch immer wieder so eine Sache, die verwechselt wird. Das Höhere Selbst hat eine ganz andere Aufgabe. Aber der Schutzengel hat die Aufgabe, uns durch seine leisen Anklänge -es sind ja sehr leise Anklänge -immer wieder, wenn wir von der Spur runtergehen, auf die richtige Linie hinzuweisen.

Teilnehmer: Also Engel sind keine fortgeschrittenen Verstorbenen oder so etwas?

Frater Gragorianus: Ein Engel ist eine göttliche Energie, die niemals Mensch war und auch nicht Mensch sein wird. Was wir hier so im Allgemeinen sagen, wenn wir Verstorbene haben, die uns auch durchaus mitführen können, dann sind das Führungsgeister, aber keine Engel. In den Naturreichen haben wir, von den Elementen her gesehen, Gnome, Sylphen, Salamander und so weiter, das sind auch alles Wesen, die
niemals Mensch waren und auch niemals Mensch sein werden. Wir als Menschengattung sind so geschaffen und so angelegt, dass wir niemals selbst ein Engel werden
können und auch nicht umgekehrt, das ist nicht möglich.

Frater Gragorianus: Das kann ich durchaus. Es ist nur so, das ist noch einmal ein eigenes Kapitel. Demut ist noch einmal ein eigenes Kapitel, weil es ganz besonders wichtig ist. Was ich hier noch einbringen möchte, ist das Mitgefühl. Mitgefühl hat nichts mit Mitleid zu tun. Mitleid ist etwas, was negativ ist, denn es ist unsinnig, wenn beide den Mond anheulen, das bringt gar nichts. Während Mitgefühl -das ist das Hinein-denken, das ist das, was ich vorhin schon sagte, das ist eine Art Mitgefühl -das ist etwas ganz anderes. Mitzufühlen, was der Mensch jetzt im Moment denkt, was er fühlt, was er braucht vielleicht auch, das ist das maßgebend Wichtige in dem Moment. Und dann kann ich auch ganz anders dem gegenübertreten und kann sagen: Gut, ich kann das vielleicht verstehen, dass das soundso abläuft, und dann kann ich mich mit meinem Mitgefühl da hineindenken und kann dann auch ganz anders vergeben. Aber trotzdem ist es immer sehr sinnvoll, da einen Engel einzuschalten, weil wir Menschen es von uns aus nicht so ohne weiteres können. Gut, wenn wir das Thema Demut da mit hineinbringen wollen, können wir das gern machen.

Mein Meister hat immer zu mir gesagt: Demut besteht aus drei D: Dienen, Danken, Demut -das gehört zusammen. Aber in dem Moment, wenn Demut zur Arschkriecherei wird, dann ist sie negativ. Das kann nämlich auch kommen. Und man muss ganz gewaltig aufpassen, wo man da die Grenze zieht.

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Das Sehen des Urlichts
Frater Gragorianus
Auszug aus dem 3. Vortrag
Verzeihen - Vergeben
(Das Sehen des Urlichts)