DER  G E I S T I G E WEG,  Gedanken von Frater Tiberianus Seite 3


                                                     

Der geistige Weg

Mancher plagt sich mit der Frage , ob er de Weg des Grals oder des Rosenkreuzers , des Martinisten oder Illuminaten, Theosophen oder Antroposophen gehen ob er den Kriyayogaweg Yoganandas oder einem der hundert anderen esoterischen Lehrwege folgen soll, um zur höheren Erkenntnis zu gelangen..........Ihm ist zu sagen, das jeder Weg zur Erkenntnis über die Brücke der Selbst-Erkenntnis führen muss, zu der man nur auf dem Wege der Einkehr in die Stille des Innern und über die Stufen der meditativen Selbstbesinnung gelangt. Denn der einzige sichere Führer auf dem Wege zum Licht und zur Erleuchtung ist das eigene Selbst das fremde Führung unnötig macht.

Um zur inneren Freiheit zu gelangen, muss man über Bord werfen, was einem als Ballast an die Erde kettet. Wer das Eine ernstlich will, muss alles andere, Unwesentliche lassen. Sonst belügt er sich selbst, und keine okkulte Praxis kann ihm da weiterhelfen.

Dass man auf dem rechten Wege, dem Wege des Geistes, ist, erkennt man daran, dass es einem von Stufe zu Stufe wie Schuppen von den Augen fällt, dass man spür- und sichtbar in ein neues Sein hineinwächst, in dem alles von innen her licht wird. Man lebt dann im neuen Geist, und alles, was vorher unklar und verworren war, okkult oder leidvoll schien, offenbart sich nun im Lichte des Geistes der Liebe als gut.  
   

Vorher sah er manchmal die Sonne nicht mehr, weil dunkle Wolken sie verbargen. Doch nun weiss er, dass die Sonne immer da ist, und dann wendet sich alles wie von selbst zum Guten und Schönen.


Wahres Christentum

Wahres Christentum heisst vorleben, nicht vorbeten. Es heisst: Bruderliebe, nicht Nächsten- und Fremdenhass. Es meint: Einheit,
nicht Glaubensspaltung und Meinungsstreit. Es meint : Erkenntnis, nicht Bekenntnis.

Hier haben die Kirchen weithin versagt. Wenn ihre Gegner von der "unheiligen Dreifaltigkeit von Kirche, Kapitel und Kanonen" sprechen,
haben sie leider recht. Denn wo wird nach der goldenen Regel Christi
gehandelt ? Wo wird statt des Trennenden das gemeinsame und
einende vorangestellt? Wo wird die Religion als Weg zur unmittelbarere Wieder-Verbindung mit dem göttliche so gelehrt und vermittelt, dass jeder ihn gehen und auf ihm zum rechten Denken und Leben, zur fortschreitendender Vervollkommnung und Gotterfahrung
gelangen kann?

Solange man die suchenden Seelen mit überholten Vorstellungen abspeist, an die die Prediger selbst nicht mehr glauben, werden Zweifel und Verzweiflung der vergeblich Suchenden diese in den Ersatz-Glauben des Materialismus und Mammonismus, Marxismus und Kommunismus hineintreiben.

Aber trotzdem suchen die Menschen weiter nach der Wahrheit, weil der Materialismus sie mit seinem Gefolge nicht befriedigen kann. Darum sind die Kirchen heute mehr denn je aufgerufen, in Gemeinschaft mit den geistigen Bewegungen dazu beizutragen, dass den Suchenden die Wahrheit bewusst gemacht wird: die Wahrheit vom Reiche Gottes, das inwendig im Menschen ist, und als höchste Wirklichkeit erfahren werden kann mit der Folge, dass ihr äusseres Leben allmählich zu einem Spiegelbilde des inneren Reiches der Liebe und Fülle, der Kraft und Vollendung wird.

Dazu bedarf es keiner grossen Worte, sondern allein der Hingabe an die Weisheit der inneren Führung im Gewisssein  der hilfreichen Gegenwart Gottes im Inneren. Wer diesen Weg geht, lernt das Lassen des Unwesentlichen, findet zu sich selbst und gewinnt jene Einsicht, die in äusseren Dingen und Bedingungen überlegen macht und seinen Alltag durchlichtet und durchgottet. 
 

Der Weg ins Freie
Solange der Mensch nicht gelernt hat, mit und wie Gott zu denken, kommt er nicht aus dem leidvollen Daseinskreislauf heraus und nicht los vom Zwang immer neuen Werdens und Vergehens.
Ist er aber seiner Gott-Einheit lebendig bewusst geworden, hat er Gott in seinem Seeleninnersten gefunden, werden alle äusseren Bindungen, auch die karmischen, machtlos. Er ist ins Freie gelangt: in die Freiheit der Kinder Gottes, die ihr Erbe angetreten haben.

Er ist nun durch das offene Tor in die Helle der inneren Wirklichkeit hinausgetreten, von der die äussere Welt nur ein schwacher Abglanz ist. Er hat durch das offene Tor den Weg der Selbstverwirklichung betrete3n, an dessen Ende er mit dem Meister von
Nazareth bekennen kannt : " Ich und der Vater sind eins!"