aus Mabel Collins (das Innere Jahr)

"Die jährlichen Einweihungsfeiern beginnen mit dem zurückrufen des Verlangens
nach Wiedergeburt im Stoffe. Dieses Verlagen hat das menschliche Geistwesen
aus der vorgeburtlichen Himmelswelt in den Zustand geführt, wo das leidvolle
Erleben unter den Gegensatzpaaren statthat: Frost und Hitze, Lust und Schmerz,
Lieben und Hassen, Mannsein und Weibsein, Leben und Sterben. Diese harten
Gegensätze dringen nun ohne Unterlass auf es ein, werden gar "seine Unterlagen",
und es kann sich ihnen überhaupt nicht entziehen, es sei denn, es befreie sich vom
Kreislauf der Wiedergeburten.

Die Tat des Christus war, den Sinn des Kreuzes zu offenbaren und die grosse Lehre
des Opfers darzutun, keiner solle seine Freiheit an sich nehmen, ehe alle erlöst
wären. Darum seine Verheissung:" Siehe, ich bleibe bei euch alle Tage, bis an der
Welt Ende." Wie der Buddha den Zustand des höchsten Nirwanas nicht an sich
genommen hat, so lässt der Christus von der höchsten Seligkeit und bleibt bei seinen
Kindern, ihnen in ihrem innersten Bewusstsein stündlich erreichbar.

Wer ihm nachfolgen will, muss dasselbe tun, muss alljährlich das Verlangen nach
Geburt erneuern, alljährlich die Bereitschaft zum Helfenwollen bekräftigen und
steigern. So wird das Verlangen nach und nach anders, anderssinnig, selbstlos, statt
selbstisch.