Sri Ramakrischna, von Dr. Carl Vogl, Auszug

"Vorurteilslose Menschenkenntnis und heilige Nächstenliebe zeichneten Ramakrishna aus.
Niemand verachtete er, auch nicht Dirnen und Trunkenbolde. Von diesen verlangte er
nicht, sie sollten ihren Lebenswandel mit einemmal ändern, denn er wusste, dass sie es
nicht vermögen - wofern sie nicht in wunderbarer Weise durch seine blosse Gegenwart
eine plötzlich innere Wandlung erfuhren. Er lud sie ein, öfter zu kommen, damit die
allmähliche Sinneswandlung vor sich gehen könnte. Anderseits wieder nahm er keinerlei
Rücksicht auf äussere Macht und Ansehen seiner Verehrer und Besucher; er wies ihnen
ihre Fehler nach und hielt ihnen ihre Schwächen vor. Was er vor allem verlangte und
erwartete, wahr Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit vor sich selbst. Das ehrliche Suchen und
Streben nach Wahrheit und nach Selbsterkenntnis, so schwer es ist, war ihm die Voraus-
setzung jedes seelischen Wachstum´s jedes Gesund- und Starkwerdens des inwendigen
Menschen."