"Solange der Mensch noch nicht seiner wahren
göttlichen Natur bewusst geworden ist, wird er immer
wieder neue Rollen in der Welt der Erscheinungen spielen - dorthin gezogen
und getrieben von
seiner Daseinsgier - bis er endlich sein Selbst, den Gottmenschen in ihm,
gefunden hat und zur
Freiheit gelangt.
Bis dahin ist der dem Gesezt von Saat und Ernte - Karma unterworfen, der
ausgleichenden Gerech-
tigkeit, nach der er die Folgen einstigen Denkens und Tuns heute und die von
heute in künftigen
Leben erfährt und nach der es keine andere (Vergebung der Sünden) gibt als
durch die Einswerdung
mit dem göttlichen Selbst, die ihn von der Ichheit befreit.
Wir nennen das, was den Kreislauft der Wiederverkörperung beendet, die
Wiedergeburt. Sie ist das
Erwachen des Gottesbewusstseins im Menschen und der Übertritt in eine höhere
Seinsstufe oder
Klasse der kosmischen Lebensschule: der Übergang vom Verweslichen ins
Unverwesliche, von dem
der Sinnenmensch nichts weiss. In dieser Wiedergeburt wir im irdischen der
himmlische Mensch
o
Wer sein göttliches Selbst, das in Gott seine Wurzeln hat, in seinem
Herzen findet, erlangt wahre Herrschaft über sich selbst. Er ist selber
zum
Gesetz geworden. Er lebt, doch nicht mehr er, das Ich, lebt, sondern
sein göttliches Selbst-Christus in ihm - lebt. Er hat die Stufe des
satchinanda,
der "Seins-Bewussteins-Seligkeit", wie der Inder es nennt, erreicht.
Der wiedergeborene erkennt sein eigenes göttliches Selbst in allen Wesen
und weiss sich mit allem, was lebt, ebenso eins wie mit Gott selbst. In
ihm
ist die ganze Fülle der Gottheit gegenwärtig. Da die Gottheit die
Ichheit aufgezehrt hat, ist er, der "Sohn" mit dem "Vater" eins. Das
Unoffenbare ist
in ihm zur Offenbarung und Verwirklichung gelangt.
Im Wiedergeborenen erblicken wir den Inbegriff aller Vollkommenheit und
die Verkörperung aller göttlichen Eigenschaften und Kräfte. Er ist
zum Vollkommenen Ebenbild Gottes und ein Erleuchteter und Vollendeter
geworden. Eben dies ist der Zustand, in dem wir alle eingehen können
und werden, weil wir im Urgrund unseres Wesens bereits in ihm leben. Er
erscheint uns nur fremd und unfassbar, weil wir noch der Nichter-
kenntnis verhaftet und unserem wahren Selbst noch fern sind.
ffenbar. Er sieht dann alles im strahlenden Licht der Sonne der Weisheit,
die im Innern aufge-
gangen ist. Sein selbst ist diese Sonne. Sie durchleuchtet alles mit ihrem
Glanz.
Wenn der innere geistige Mensch geboren, zum Bewusstsein und zur Reife
gelangt ist, kann von
Wiedergeburt und von wahrem Selbstsein gesprochen werden. Ohne dies ist der
Mensch ein Schein-
wesen, das sich für etwas hält, was es noch nicht ist, und sich eben dadurch
hindert, zu erkennen
und zu sein, was es ist.
Diese Wiedergeburt aus dem Geiste fördert der Mensch dadurch, das er die
Nichtigkeit allen irdi-
schen Anscheins und aller äusseren Werte durchschaut und sich, wie ein
Erwachsener die Spiel-
sachen seiner Kindheit beiseite legt, von allem Vergänglichen um sich herum
löst und seine Zuflucht
im Wesentlichen in Gott sucht.