Dr. med. Friedrich Schwab (Aus seiner Schrift Symbolik)

Alle Begierde, Egoismus, Sinnlichkeit, Genusssucht sind nichts anderes als Irrtum. Alles Trachten nach Besitz, nach Vereinigung, nach Ruhe, sei es nun gut oder böse, ist im Grunde genommen nichts anderes als die Ewige Sehnsucht nach dieser göttlichen Verschmelzung des Bewusstseins, welche die Quintessenz aller Befriedigung ist.

Aber der nicht Erkennende sucht diese Ruhe im Äusseren, im Unwesentlichen, wo er sie nie endgültig finden kann und je grösser das Verlangen wird, desto mehr sinkt er. Aber es ist ein Irrtum.

Mancher geniale Mensch führt infolge dieses Irrtums ein lasterhaftes Leben. Er hat diesen Drang nach Vereinigung und Ruhe vielleicht stärker als andere Menschen, versteht ihn aber nicht. Er erkennt noch nicht, dass er sich selbst aufgeben muss, wenn er ganz das Andere werden will, wenn er mit dem Leben aller Dinge Eins werden will. Und nun verstehen wir auch die Worte Goethe´s:

Lang hab ich mich gesträubt,
Endlich gab ich nach,
Wenn der alte Mensch zerstäubt
Wird der neue wach;
Und so lang du dies nicht fass´t
Dieses Stirb und werde,
Bist du nur ein trüber Gast
Auf dieser dunklen Erde.


Damit ist also nichts anderes gemeint, als das Sterben in Christo. Christus oder Logos ist die Universalerde, die Gottheit in der Menschheit. Da sie in jedem wohnt, so ist sie auch das höhere,
 wahre Selbst eines jeden Menschen. Und wenn der Mensch Gott erkennen will, so braucht er nur in Wahrheit sein höheres Selbst zu erkennen und so ist die wahre Selbsterkenntnis des
 Menschen zugleich die Gotterkenntnis der Theosophie.