Basilius Valentinus achter Schlüssel aus seinem
Buche Paktika
(Auszug aus Karl Weinfuters' Mystischer Fibel
"Diese Zeichnung stellt eigentlich den ganzen mystischen Weg dar,
denn es sind darin sämtliche wichtigen Vorgänge, vom Anfang bis zum
Ende, ausser den Taufen, eingezeichnet.
Oben in der Mitte sehen wir die Zielscheibe mit dem Zeichen der
Sonne in der Mitte. Die Sonne ist selbstverständlich das Symbol Jesu
Christi.
In der Zielscheibe stecken sieben Pfeile, von denen einer davon die
Mitte traf. Zwei Männer rechts und links sitzen mit der Armbrust,
Pfeile in die Scheibe zu schiessen. Es ist die mystische
Konzentration, wie ich dies schon anderswo erklärte, und bedeutet
die Stille Konzentration auf das geistige Herz, in dessen Mitte die
Sonne oder Jesus Christus ist. Diese Konzentration hat sieben Grade
und ist
)
zugleich der Schlüssel (der
goldene Schlüssel) , der das Tor zum himmlischen Königreich oder zur
Erlösung aufschliesst, weil der Schüler, der diese stille Konzentration
durchführt, den "Schlüssel" erhält, mit dem das himmlische Tor geöffnet wird. Zwischen
den Schützen sind Gräber mit Kreuzen, und aus einem dieser Gräber erhebt
sich ein Mensch, was die Auferstehung nach dem Tode bedeutet. Davor liegt
ein halb verweslicher menschlicher Körper , der ein Zeichen des mystischen
Todes ist, und zwar ein sehr sprechendes.
Wer bestimmte zustände dieser
inneren Vorgänge erlebte, der erkennt, was damit gemeint ist. Vor der
Leiche, zum Zeichen, dass es der Tod am Kreuz ist , der dem Menschen die
Erlösung und die Auferstehung verleiht. Vor dem Menschen der sich aus dem
Grabe erhebt, ist eine Garbe Getreide, zum Zeichen, dass die Aussaat gute
Ernte trug. Es ist das Symbol höchsten Gnade Gottes, weil die Saat nur dann
aufgeht, , wenn zuerst die himmlische Feuchtigkeit und nach ihr das Licht
und die Wärme der Sonne kommt. Dies alles hat natürlich noch eine andere
Bedeutung im übertragenen Sinne auf das geistige Leben.
Links sehen wir den
Sämann, der über das Feld geht und Körner sät. Es ist die
Illustration zum bekannten Ausspruch des Evangelisten Matthäus, Kap. XIII,
Vers 4:" Und indem er säete, fiel etliches auf dem Weg; da kamen die Vögel
und frassen es auf." Das heisst, das nicht jedes ausgesäte Körnchen Wahrheit
Wurzeln schlägt, aufgeht und Frucht trägt, denn viele fallen "daneben",
nämlich in ein unfruchtbare Seele, wo es vorderhand verloren ist und
keine Frucht bringt. Darum kann nicht jeder die mystische Lehre
annehmen, wenigstens nicht bis zu der Zeit, wo er dazu reif ist.
Schliesslich sehen wir auf der rechten Seite des Bildes die Gestalt eines
Engels, der in der rechten Hand ein Horn trägt und hineinbläst, wogegen er
in der linken Hand ein Zepter hält , zum Zeichen der Herrschaft und der
Macht. Es ist das Horn, das am Tage des "Jüngsten Gerichts" erschallt,
nämlich an dem Tage, an dem für den Menschen "das Ende der der alten Welt"
kommt, damit ihm eine neue Welt erstehe und er zum ewigen Leben erwache.
Wir
haben also hier den Anfang des Weges in der siebengradigen mystischen
Konzentration, zugleich die "Befruchtung" was durch die Aussaat des Samens
angezeigt ist, dann den mystischen Tod, verbunden mit der "Verwesung" , was
ein äusserst wichtiger Grad des mystisch-alchemystischen Vorganges ist und
dann die Auferstehung beim letzten Gericht oder die Wiedererweckung zum
neuen Leben.
Zu diesem Bild füge ich einen alten mystischen Ausspruch
bei, der ein Schlüssel zur ganzen Alchemie und auch zur ganzen Mystik ist.
In einem Buche des alten Schriftstellers Pseudo-Demoktiros, welches "Physica
et Mystica" heisst, erzähl der Autor, dass der Meister verstarb, ohne
Demokritos vorher in die Geheimnisse der Wissenschaft eigeweiht zu haben.
Doch Demokritos rief ihn aus der Unterwelt. Der Geist des Meisters rief:"
Das ist also der Lohn für das, was ich für dich getan habe ?". (Dieses
Heraufrufen aus der Unterwelt bedeutet die Auferstehung von den Toten.) Doch
auf die weitere Frage des Demokritos antwortete der Geist:" Die Bücher sind
im Tempel!" Sie wurden aber dort nicht gefunden. Doch einige Zeit nachher
bemerkte man bei einer Feierlichkeit, dass eine Säule gespalten war. Und in
jener Spalte wurden die Bücher des Meisters gefunden, doch waren darin nur
drei mystische Lehrsätze enthalten:" Die Natur gefällt sich der Natur Die
Natur siegt über die Natur. Die Natur beherrscht die Natur."
Jene Säule bedeutet natürlich nichts anderes als das menschliche Rückgrat
mit dem Rückenmark, in dem, wenn es sich mystisch geöffnet hat, alle
Weisheit der stofflichen wie der geistigen Welt in Erscheinung tritt.