|
|
Franz Hartmann |
Beantwortung von Leserfragen,
Auszüge aus dem "Briefkasten" I.+ II. Semester 1896 |
"Rosenkreuzer" |
"Rosenkreuzer" in P. - Die beste "Geschichte der
Rosenkreuzer" ist in Carl von Eckarthausen: "Aufschlüsse zur Magie" Bd
II., S 213 u.f. enthalten, und ist im wesentlichen folgende: Bacon
(Roger Bacon 1214?) legte den Grund zu einer Gesellschaft vernünftiger
Naturforscher, deren höhere Weltanschauung aus ihrer eigenen höheren
geistigen Entwicklung hervorging, und nach der Idee von Atlantis, die er
entwarf, bildete sich in England die erste Gesellschaft der
Rosenkreuzer. Als diese Gesellschaft aber wuchs, schlichen sich in ihr
(1682) verschiedene Elemente und Nebenabsichten ein und die Torheit
erlangte schliesslich die Oberhand. Die Grundsätze Bacons wurden
verlassen. Da sonderten sich die wenigen wahre Weisen im Stillen ab und
überliessen das Feld den Schwärmern und Phantasten. Durch die ganze Welt
verbreitet arbeiten Sie unter sich zum Wohle der Menschheit. Unter der
zurückgebliebenen Mehrzahl aber bildete sich eine Mehrzahl von
angeblichen mystischen Gesellschaften und wertlosen Vereinen. Es wurde
zur Raserei als "Mystiker" zu gelten, und man bediente sich solcher
Vereine zu eigennützigen Zwecken bis auf den heutigen Tag. Die wahren
Jünger der Weisheit aber bauten unter sich einen geistigen Tempel, wo
Gott der "Präsident" und die Selbstüberwindung die Eintrittsgebühr ist,
und ihre Arbeit war und ist, so viel Gutes zu tun als in ihren Kräften
steht, und aus der Urquelle aller Weisheit Erkenntnis zu schöpfen. Ihre
Anzahl ist klein, sie leben in verschiedenen Teilen der Welt; aber die
gleiche Harmonie der Seelen verbindet sie miteinander, so dass sie alle
nur Eines sind. Je mehr der gute Mensch seine Seele vervollkommnet, umso
mehr nähert er sich der Gottheit; den falschen Mystikern aber fällt es
nicht ein; dass der Tempel des Lichts nicht dort sein kann, wo es im
Herzen nicht helle ist. |
|
|
|
|
Geistige Kraft,
Mittelpunkt |
- Es steht jedem
frei, selbst der Mittelpunkt einer geistigen Kraft zu werden, um
welchen sich alle, die nach Erkenntnis suchen, vereinigen. Dazu bedarf
es keines Diploms und keiner Bewilligung irgendeiner Behörde im In- oder
Auslande. Jeder Theosoph sollte danach trachten, nicht selber ein Licht,
sondern vielmehr eine Leuchte für das Licht der Wahrheit zu sein.
Wenn es viele solche Menschen gäbe, so wäre die Welt voll
"theosophischer Vereine". Aber diejenigen, welche die Wahrheit nicht
kennen, und nur ihr eigenes Licht leuchten lassen wollten, sind noch
immer dabei zu Schanden geworden. |
|
|