Camille Flammarion, l`atmosphère, 1888  
Franz Hartmann Beantwortung von Leserfragen, Auszüge aus dem "Briefkasten" II. Semester 1896
    "okkulte Übungen" E.P. in F. - Wenn Sie, wie Sie sagen, bei Ihren "okkulten Übungen täglich körperlich elender" werden, so würde ich Ihnen raten, diese "Übungen" sogleich aufzugeben und wieder zur Vernunft zu zurückzukehren. Die wahre okkulte Übung ist, dass der Mensch aus der Quelle des Lebens trinkt, und durch dieses Lebenselexir erwacht nicht nur das geistige Leben, sondern es wird durch dasselbe auch der Körper gestärkt. Hierbei ist folglich wohl von einem Verschwinden der Leidenschaften, oder vielmehr von einem Hinauswachsen über dieselben, nicht aber von einem Dahinwelken des Körpers infolge der geistigen Entwicklung die Rede; es ist vielmehr die Schwärmerei und der Mediumismus, welche diese Krankheitszustände bewirken. Durch dieses Aussersichselbstleben verliert sich der innerliche Halt; die Festigkeit des Charakters verschwindet, und dabei geht schliesslich auch der physische Körper zu Grunde. Eine "geistige Entwicklung", bei der der Geist verdummt, die Seele verkümmert und der Körper erkrankt hat keinen Wert.
 
"göttliche Natur" M.N. in K.- Jeder Mensch ist in seinem wahren Wesen göttlich und braucht es nicht erst zu werden. Jeder in dem die Göttlichkeit seines wahren Wesens zu seinem Bewusstsein gekommen ist, ist ein Adept/Adeptin, und zwar ist er es in dem Grade, als diese Gotteserkenntnis in ihm erwacht.  Ein solcher Mensch ist fähig, zwischen seiner Gottesnatur und seiner Persönlichkeit zu unterscheiden. Er betrachte die letztere nicht mehr als sein "Selbst", sondern nur mehr als sein Werkzeug. Er ist sich seines Daseins auch ohne dieses Werkzeug bewusst. Er kann dasselbe nach belieben ablegen und auch ohne dasselbe geistig wirken. Er kann sein Bewusstsein dorthin versetzten, wo es ihm beliebt. Der geistige Verkehr mit einem Adepten findet nicht durch äusserliche Mittel, Erscheinungen u. dgl. statt, sondern dadurch, dass das Bewusstsein der Gegenwart des Adepten die Seele des Schülers erfüllt, und auf diese Art überträgt der Meister seine Gedanken auf den Schüler. Wer den Geist des Meisters, der sich ihm naht, durch seinen Skeptizismus zurückstösst und erst äusserliche Beweise verlangt, wird diesen Geist schwerlich empfangen und in sich aufnehmen könnn.
 
"Vergeistigung" J. P. in D. - Es gibt zweierlei Arten von "Vergeistigung". Die falsche ist es, wenn der Mensch immer geistiger und sensitiver wird, indem er sich der Träumerei und Schwärmerei ergibt und ausser sich selbst lebt. Dabei wird der Körper immer kränklicher, weil der innerliche Halt mangelt; der Mensch wird zum "Medium" und verliert schliesslich seine Individualität. Die andere und wahre Vergeistigung ist das Gegenteil davon. Hierbei nimmt das höhere individuelle Selbstbewusstsein und damit auch der Köper an Kraft und Stärke zu, und das Feuer der Liebe im Innern durchdringt den Körper und das Licht der Erkenntnis strahlt hinein in die geistige Welt. Dies ist das "Elexir des Lebens", welches nicht nur der Seele, sondern durch die Seele auch dem Körper Kraft und Gesundheit bringt.
   
Zurück zu den Leserfragen  
(bitte direkt darauf klicken)