Motto: Alles Vergängliche
ist nur ein Gleichnis
                                         (Göthe.)
      (Symbolik, Dr.med. Friedrich Schwab)                                                                                                 

  1. Einleitung.


S
ymbolik in religiösem und ernstem Sinne aufgefasst, war von alters her das Mittel, höherer Wahrheiten zu schildern, da man mit Worten nicht Dinge beschreiben kann für die es eben keine Worte gibt. An ihrer statt setzt man also eine Art Bildersprache ein in welcher ein geheimer Sinn verborgen war für den, der den nötigen Tiefblick hatte, den Sinn zu erkennen; oder eine Zeremonie, eine symbolische Handlung, deren Zweck es war, gewisse höhere Wahrheiten dem Menschen in Erinnerung zu bringen. Wer nun diesen Tiefblick nicht hatte, dem war nicht zu helfen; denn wer in Symbolen eine religiöse Wahrheit nicht erfasst, der erfasst sie in Worten noch viel weniger. So ist es auch heute noch. Es bleibt deshalb für den unwissenden nichts anderes übrig, als mit aller Energie, mit seinem ganzen Wesen nach Licht zu trachten. Jeder kommt zur Erkenntnis, wenn er nur ernstlich will, wenn er nur die Energie erzeugt, die behagliche Ruhe der Denkfaulheit zu unterbrechen.











Symbole sagen viel mehr als Worte; ja mit Symbolen lässt sich schliesslich alles sagen. Die symbolische Sprache ist deshalb die höchste Sprache, die es gibt.

Übrigens - sind Worte und Buchstaben nicht auch nur Symbole?-ja, sie waren es einst, sind aber jetzt verwildert, sie sind nur noch Symbole von Symbolen, und das nicht einmal mehr, und wer könnte diese verstehen. Sicherlich leben wir heute in einer allgemeinen Sprachverwirrung, die wohl bis Ende des Kali Yuga (schwarzes Zeitalter) andauern wird. Ursprünglich war die Schrift identisch mit reiner Symbolik, heutzutage ist sie eine Erfindung. Ebenso verhält es sich mit der Sprache. Ursprünglich bezeichnete Klang, Rhythmus, Vokalisierung und Buchstabenzahl genau den Gegenstand, auf den sich das Wort beziehen sollte, d.h. rhytmischen Ätherschwingungen, die durch das Aussprechen der Worte hervorgerufen werden, waren den Dingen verwandt, auf die sie sich bezogen. Heutzutage sind sie es nicht mehr.-Die Sprache  ist aus der Intuition (Unmittelbares, inneres Schauen, Innewerden, Erleuchtung) des Menschen geflossen, sie war Produkt einer göttlichen Kraft im Menschen, ja das „Wort“  war Selbst eine mystische Kraft. Es ist deshalb leicht einzusehen, dass es einst, als der nörgelnde Verstand die Intuition noch nicht überflügelt hatte, nur eine Sprache unter den Menschen gab, wovon unsere modernen Sprachen nur Trümmer und ausgeartete Überbleibsel sind.

 

Über Symbolik im allgemeinen ist in neuerer Zeit noch wenig geschrieben worden; und da, was Kundgegeben wurde, liegt meistens in Werken zerstreut, deren Zweck ein sehr verschiedener ist, und erstreckt sich daher nur auf eine besondere Anwendungen und Gattung oder auf ein besonderes System von Symbolen. Aber nichtsdestoweniger, wenn ein Werk geschrieben werden sollte, das ausschließlich der Sammlung und Erklärung von Symbolen gewidmet ist (es gibt einige solche), so könnte ein solches das Thema doch nicht vollständig erschöpfen; denn der Begriff „Symbole“ schließt Unendliches in sich. Dies ist selbstverständlich, sobald wir einsehen, dass die Sprache in Symbolen die Sprache der Natur, vielmehr die Sprache der Gottheit in der Natur ist, und somit jedes Ding in der Natur ein Wort oder Buchstabe in der großen Universalsprache bedeutet. Beim eingehenden Studium oder Nachdenken wird der Leser auch finden, dass die meisten Symbole der Religionen, der Mystiker und geheimen Bruderschaften usw. Bruchstücke oder Kopien aus dem Buch der Natur sind, die ins endlose erweitert und fortgesetzt werden könnten, weil eben die Mannigfaltigkeit der Natur selbst endlose ist. Es kann sich deshalb auch hier in dieser kleinen Abhandlung unmöglich darum handeln, alles auf dem Gebiet der Symbole zu erschöpfen; es scheint jedoch einem allgemeinen Bedürfnis zu entsprechen, wenn ein alter Versuch gemacht wird, die Sprache der Symbolik von verschiedenen Systemen zu ordnen, verschiedene Symbole in Bezug auf ihre innere Bedeutung zu erklären, sie dadurch zu vergleichen und auf die eine Wahrheit hinzuweisen, ihnen allen zugrunde liegt. Aber auch dies in einem großen Maßstabe zu tun, verbietet der Umfang dieser Schrift; indessen wird letztere vielleicht zum Vorläufer eines späteren größeren Werks über dieses Thema.

  Fortsetzung folgt.....