W.C. in T.
"Das Ende der Welt", wovon in Matthäus, Cap. 24, die Rede ist, bezieht sich nicht auf einen materiellen Weltuntergang, sondern auf die Veränderung im geistigen Leben der Menschheit.  Die "Sterne, welche vom Himmel fallen werden", sind die jetzt herrschenden falschen Ideen und verkehrten Ansichten. "Das Zeichen des Menschensohnes, welches am Himmel erscheinen wird", ist das Erwachen des Gottesbewusstsein im Menschen.

 "Falsche Propheten" gibt es bereits eine Menge, und die "Sonne" der Weisheit ist bereits durch die Wolken des Materialismus und Aberglauben verdunkelt. Auch gibt der "Mond" des auf nur äusserliche Beobachtung gegründeten Intellekts nur mehr einen trügerischen Schein , bei dem man zwar den Schein, aber nicht die Wahrheit erkennen kann. Wenn aber auch "Himmel" (Träumerei und Schwärmerei und Scheinwissen) und "Erde" (das Materielle und Sinnliche) vergehen, so vergeht doch das im geistig erwachten Menschen sprechende innere "Wort" (die geistige Empfindung, Erleuchtung und Erkenntnis) nicht. Der "ganze Sternenhimmel" d.h. alle menschlichen Religions- und Philosophie-Systeme mögen erschüttert werden; die "Reichen" (d.h. diejenigen, welche stolz auf Ihre angeblichen Kenntnisse sind) mögen jammern, wenn ihre schimmernden Seifenblasen platzen, und diejenigen, welche sich "Meister" nennen lassen, in ihr Nichts versinken, wenn sie den einen wahren Meister (Christus) im Kopf und Herzen erkennen. Je bälder dies geschieht, umso besser ist es.

Dass aber ein solcher Umschwung grosse Veränderungen im sozialen, politischen Leben, und sogar auch in physischer und geographischen Beziehung zur Folge haben wird, ist jedem Okkultisten klar, wenn er begreift, dass die materielle Welt nur der Äusserliche Ausdruck innerer Ursachen in der Seele der Welt ist. Die Bibel, wie alle anderen mystischen Bücher, handelt in erster Linie von geistigen Wahrheiten, und nicht äusseren Naturereignissen; wohl aber treten im Menschen sowohl, wie in der grossen Natur äusserliche Veränderungen infolge innerer Gemütszustände ein, und wie ein einzelner Mensch durch Eigennutz verdirbt, so kann es auch mit einer ganzen Nation geschehen. Es gehört nicht viel Prophetengabe dazu, um einzusehen, dass das Protzentum seinem Untergange mit Riesenschritten entgegeneilt.


 








   
Franz Hartmann, Briefkasten 1897 II
Das "Ende der Welt" wovon in Matthäus Cap. 24 die Rede ist.