Magie
Erläuterung durch Franz Hartmann
Unter "Magie" versteht man die Kunst, durch geistige Kräfte auf Seelen
und Körper und auf die Dinge verändernd einzuwirken. Man kann diese
Kräfte selbstsüchtig zu unguten Kräften oder selbstlos zu guten Zwecken
betätigen. Je nachdem sprechen wir von "schwarzer" oder "weisser" Magie.
Die eine führt ins Verderben, die andere dient dem Guten.
Zumeist allerdings führt die Beschäftigung mit Magie - einerlei, zu
welchen Zwecken und mit welchen Mitteln und Methoden - vom wesentlichen
Weg: vom Wege zur Selbsterkenntnis und Gottesweisheit auf dunkle Ab- und
Irrwege. Wer als schütze beim zielen neugierig nach anderen Dingen
schielt, wird den Mittelpunkt schwerlich treffen. Wer nach
Vollkommenheit strebt, muss das Höchste unbeirrt im Auge behalten.
Magische Übungen verhindern das. Ich habe ihre Wirkungen jahrelang bei
mir selbst und bei anderen beobachtet und das Glück gehabt, dass mir
rechtzeitig klar wurde, dass solche Übungen nur die Ichheit stärken und
die Selbsterkenntnis verhindern. Unter denen, die magische oder okkulte
Übungen betreiben, habe ich noch keinen gefunden, der es zu etwas
anderem gebracht hätte, als ein Sonderling oder ein Medium für Kräfte
und Mächte zu werden, die nicht er, sondern die ihn beherrschten und
schliesslich zugrunderichteten.
Das Gegenteil des Magiers ist der Mystiker, der sein Ich zurückstellt,
damit das göttliche Selbst sich offenbaren kann. Er weiss, dass alles,
was dem Menschen wesensgemäss und seiner Höherentwicklung dienlich ist,
von innen her wächst und auf keine Weise von aussen her erzwungen werden
kann, wie Magier es vergeblich versuchten.