Der Aberglaube (Franz Hartmann)
Der Aberglaube bringt zwar keine Wundertäter, aber viele falsche Propheten
hervor. Diese machen sich den Hang der Menschen zum Geheimnisvollen nutzbar,
indem sie sie verleiten, sich ihrer "geheimen Führung" anzuvertrauen.
Fortwährend hört man darum von Gründungen neuer "geheimer Gesellschaften",
esoterischer Schulen, deren Leiter bei genauer Prüfung sich als verkannte
oder verkommene Genies entpuppten, die zu diesen letzten Mittel griffen, um
sich eine behagliche Existenz zu schaffen, und sich als "Meister"
bereiterklären, Neugierigen gegen Bezahlung alle Geheimnisse der Welt zu
enthüllen.
Jene, die sich fangen lassen, werden mit lächerlichen Zeremonien in den Bund
der "Erleuchteten" aufgenommen, bis sie früher oder später, erleben, dass
sie an Geld und Selbstachtung ärmer, an durch getäuschte Hoffnungen
gewonnenen Erfahrungen reicher geworden sind.
Deshalb ist die Aufklärung nötig. Das beste Mittel dazu ist die Anleitung
zur Selbsterkenntnis. Denn es gibt nur ein Licht, das die Dunkelheit des
Aberglaubens erhellt, nämlich die von der göttlichen Weisheit erleuchteten
Vernunft. Und es gibt nur einen Lehrer und Meister der Weisheit, auf den man
sich verlassen kann: das eigene göttliche Selbst, der Meister im eigenen
Innern.