M. L. in M.
Die Liebe für das Schöne und Angenehme in der Natur
ist allerdings nicht zu verwerfen, nur müssen wir die materille Natur
nicht mit dem darin waltenden göttlichen Geiste verwechseln. Die
geschlechtliche Liebe ist das höchste Ideal des geschlechtlichen
Menschen; aber im Ewigen existiert sie nicht. Alles in dieser Welt ist
relativ. Grasfressen ist
nicht verwerflich für eine Kuh; der Mensch aber, welcher auf einer
höheren Stufe steht, hat eine andere Ernährung nötig. Das rein menschlich-tierische
hat seine volle Berechtigung für alle, welche auf dem
menschlich-tierischen Standpunkte stehen. Die eheliche Zuneigung einer
Schwalbe ist ebenso bewundernswürdig, als diejenige eines
Menschen-Tieres, und keiner kann sich dadurch über sich selbst erheben,
indem er sich einbildet, dasjenige zu verachten, was zu seinem eigenen
Wesen gehört. Wenn aber der göttliche Mensch im tierischen Menschen
erwacht, so tritt der Mensch in eine höhere Stufe des Daseins ein, und
verwirft nun selbst dasjenige, was ihm auf einer niederen Stufe edel und
lobenswert erschien, einfach deshalb, weil es seiner höheren Natur nicht
mehr angemessen ist.
(Franz Hartmann)
