DIE MAGISCHE KRAFT DER GEDANKEN

 

 

Die höchste Kraft in der Welt ist der Gedanke. Die Macht der Gedanken ringt alles nieder und ist zugleich eine Schöpfungskraft.

 

Wer davon noch nichts gehört hat, der möge sich merken, dass die Gedanken eine wirkliche Kraft sind wie z.B. die Elektrizität, die Anziehungskraft, das Licht, usw. Die Gedanken sind keine Nichtigkeiten sondern reale Kräfte, die ihre Gesetze haben, ihre Bewegung, ihre Hindernisse, ihre Grade und demnach auch ihre Wirkungen.

 

Jeder Mensch besitzt in seinem Gehirn eine Radioanlage, die als Sender und Empfänger wirkt.  Aber das menschliche Gehirn ist nur der äussere Apparat dieser zwei Stationen, der wirkliche Urheber (eigentlich die bewegende Kraft dieses Apparates) ist unsichtbar und verborgen, so wie die elektrischen Wellen des Radios verborgen und unsichtbar sind. Die Gedankenkräfte verbreiten sich sphärenartig oder kreisförmig nach allen Seiten und bewegen sich im Raum mit grosser Geschwindigkeit ohne Hindernis. Im Vergleich mit der Gedankenkraft sind Elektrizität oder Licht Schnecken.

 

So wie die Sender der Radiostationen ihre elektrische Kraft aus grossen elektrodynamischen Maschinen schöpfen, so schöpft auch der Mensch seine Gedankenkraft aus der unermesslichen und unsichtbaren Maschine GEIST, der das ganze sichtbare und unsichtbare Weltall durchdringt.

 

Der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist. Der menschliche Geist ist aus einer unsterblichen Substanz und hat alle göttlichen Eigenschaften. Die Eigenschaften können sich jedoch im normalen Menschen nicht äussern, weil weder seine Seele noch sein Körper so rein und vollkommen sind, um direkt die feinen geistigen Schwingungen wahrzunehmen. Dennoch ist diese geistige Kraft im Menschen enthalten und gibt ihm den Willen und den Verstand, die Fähigkeiten des Denkens und er Vorstellung.

 

Diese zwei Kräfte, die Gedankenkraft und die Vorstellung (Imagination), sind feiner als alle anderen physischen Kräfte, darum stehen sie über ihnen und beherrschen jene. Jede höhere und feinere Kraft beherrscht die gröbere und niedrigere. Das ist ein Gesetz das die sichtbare und unsichtbare Welt gilt. Darum ist der menschliche Gedanke (aber nur richtig ausgesandt und gelenkt) Beherrscher aller stofflichen Dinge, Sieger über alle physischen und somit der Regent der Welt.

 

Richtiges Denken bedeutet, aus Gedanken und Vorstellungen nach eigenem Willen magische Magnete zu bilden.

 

Wie der Magnet das Eisen anzieht, so zieht jeder Gedanke das herbei was er enthält. Jede menschliche Vorstellung ist mit einem geistigen Bild verbunden. Derartige Bilder bedeuten verschiedene Zustände unserer Seele. Sie sind für unser Leben sehr wichtig, denn meistens handelt es sich um uns, um unser Glück und Wohlergehen oder um die Sehnsucht, dieser oder jener Qual zu entrinnen. Das ist der gewöhnliche Inhalt des menschlichen Gedankens.

 

Jeder technische Erfinder, bevor er einen neuen Apparat konstruiert, muss immer und ohne Ausnahme das Bild dieses Apparates klar vor seinem geistigen Auge sehen. Ohne solch ein geistiges Schauen gäbe es keine Erfindung. Erst dann kann der Erfinder seinen Apparat oder sonst etwas auf diesem stofflichen Plan bauen. Dasselbe gilt von jedem Künstler und seinem Werk, ob Maler, Bildhauer, Baumeister oder Dichter.

 

Obwohl diese Dinge bekannt sind, hat selten jemand eine weitgehende Folgerung daraus gezogen.

 

Die erste Folgerung, die daraus entsteht heisst; Der menschliche Gedanke und die Vorstellung (Imagination) sind schöpferische Kräfte! Der Mensch ist also ein Schöpfer im Kleinen wie Gott ein Schöpfer im Grossen ist. Die Gedanken sind es, die aus uns kleine Schöpfer machen. Aber unter Umständen machen sie aus uns auch grosse Schöpfer. Jeder Mensch ist, ob er davon weiss oder nicht, der Schöpfer seines Schicksals, seines Glücks und seines Erfolges – oder seines Unglücks und Misserfolges.  Das ist die zweite ebenso wichtige Folgerung.

 

Was du denkst, das ziehst du an. Merke dir, dass jeder Gedanke ein Magnet ist. Hast du Furcht, so ereilt dich das, wovor du dich fürchtest!

 

Hast du Sehnsucht nach guten Dingen und glaubst du fest daran, dass du sie erreichen wirst, so ist sicher, dass es so geschieht.  Das sagte auch Christus, der alle okkulten Gesetze kannte, auch die der anderen Welten. Er sprach dies so fest und sicher aus, dass daran nicht zu zweifeln ist.  Im Markus – Evangelium (XI/24) sagt Christus:

 

« Darum sage ich euch, alles, um was ihr betet und bittet und glaubt, dass ihr es schon erreicht habt, es wir euch geschehen.» (Übersetzt von Prof. Zilka)

 

Aus diesen Worten des höchsten Kenners der okkulten Gesetze sehen wir, dass der Gedanke noch von einer Kraft begleitet sein muss, die zur Verwirklichung des Gedankens unerlässlich ist. Diese Kraft heisst: der Glaube.

 

Darin begehen jedoch die unwissenden Menschen den grössten Fehler. Sie meinen sehr oft, dass sie von diesem oder jenem Unglück getroffen würden.  Ihre Angst ist durch die anziehende Kraft des Glaubens unterstützt und darin geschieht ihnen gerade das, wovor sie sich fürchten.

 

Und das Gegenteil: haben die Menschen nicht denselben Glauben an Erfolg und Glück und an das Gute überhaupt, dass sie sich wünschen, dann haben sie keinen vollkommenen Erfolg. Sie ziehen sich wohl ein gutes Gelingen ihrer Absichten und Wünsche zu aber nicht in denselben Masse, als wenn Ihre Wunschkraft von einem starken Glauben begleitet wäre.

 

Der Mensch muss glauben, dass er das schon hat, wonach er sich sehnt, dann bekommt er es bestimmt.

 

Ich zeige eben, dass der menschliche Gedanke eine schöpferische Kraft ist und dass ohne diese nichts existieren würde, was der Mensch schuf. Der menschliche Gedanke arbeitet da, mit den göttlichen Gedanken gleichlaufen, denn bevor Gott die Welt schuf, stellte er sie sich in Gedanken vor. Dann warf er diese Gedanken in das All und die Welt entstand.

 

Der menschliche Körper ist vom Geist erschaffen, der in dieser Gestalt zum Ausdruck kommt. Er ist aus Gedanken und aus den Vorstellungen des göttlichen Geistes geschaffen. Wenn ein neuer Mensch geboren werden soll, so beginnt der Geist (dessen Schrein oder Mantel die menschliche Seele ist) auf den Keim im Mutterleib einzuwirken, und nach seiner Vorstellung bildet sich ein solcher menschlicher Körper, wie der Geist sich ihn wünschte, und zwar bis in die kleinsten innerlichen und äusserlichen Details.

 

So wie ein Bildhauer, der eine Figur modellieren will, dieselbe vorher in seinen Gedanken haben muss und sie dann erst durch stoffliche Mittel schafft und sichtbar und greifbar macht, was er zuerst nur allein mit seinem geistigen Auge sah, so hat auch der menschliche Geist seinen zukünftigen Körper zuerst in der Vorstellung und durch seine Einwirkung bildet er ihn dann auf dem stofflichen Plan. Der Geist beherrscht alle Naturkräfte und durch ihre Vermittlung entsteht dann der menschliche Organismus in der Form, wie ihn der Geist in der Vorstellung besass.

 

Weil der menschliche Körper auf diese Art vom Gedanken des göttlichen Geistes geschaffen ist, so ist er darum auch in seiner höchsten Sendung ein vollkommener Apparat. Er ist es aber nur im Falle seiner höchsten Sendung. Es gibt wenige Menschen die diesen Ausdruck verstehen. Nur in einem solchen Körper, in dem der Geist seine vollkommene Freiheit besitzt, kann er seine höchste Kraft und Macht geltend machen.

 

Solch einen durchweg vollkommenen Körper, der seine höchste Sendung erreichte, besitzt nur ein grosser Meister oder Adept. Ein solcher Körper ist jedoch von einer ganz anderen inneren Substanz als ein gewöhnlicher menschlicher Körper, denn er ist unsterblich und dabei von geistiger Kraft so durchdrungen, dass er vor dem menschlichen Auge entschwinden und wieder sichtbar werden kann. Solch einen Körper hatten die biblischen Propheten Elias und Henoch, die beide nicht den irdischen Tod starben, sondern «entschwanden».

 

Mancher uneingeweihte wird der Meinung sein, dass ich hier irgendwelche Märchen oder Phantasien erzähle. Dem empfehle ich, zuerst einmal ein Buch eines parapsychologischen Forschers zu lesen, der praktische Versuche mit wissenschaftlich anerkannten Materialisations-Medien anstellte. Bei solchen Experimenten erscheinen verkörperte menschliche Gestalten unverhofft aus dem Nichts und verschwinden wieder.  Aber solange sie sichtbar und greifbar sind, besitzen sie alle Eigenschaften eines lebendigen Organismus: ihr Blut Pulst, ihre Lungen atmen und ihr ganzer Körper hat das Aussehen eines lebendigen Menschen. Und doch verschwindet er im Augenblick und zerfliesst in Nichts.

 

Wenn man ein solches scheinbares Wunder bei einem Medium beobachtet, das nur in die niederen unsichtbaren Welten eindringen kann, resp. in die sogen. Astralwelt, woraus auch jene materialisierten Gestalten stammen, umso mehr ist es möglich, dass in der geistigen Welt (der sog. Mentalwelt), die über allem steht, Dinge sind, von denen auch die menschliche Phantasie sich keine Vorstellung machen kann.

 

Nun schauen wir, warum der Mensch, obwohl sein Körper vom Geiste erschaffen ist, auf die Anregungen seines grossen Schöpfers nicht reagiert.

 

Solange wir auf Erden sind, ist uns ein irdischer Apparat nötig, damit wir uns den Aufforderungen dieses Lebens anpassen können. Es ist dies so, als wenn ihr euch in eine Kohlengrube hinablassen wollt. Ihr müsst eine Bergmannskluft anziehen und könne euch nicht in einem Seidenkleid oder Smoking hinunter lassen.  

 

Durch die Vermittlung des Mutterleibes wurde uns also ein neuer Körper geschenkt, den unser Geist benützt. Aber dabei ist unser Körper vom Beginn unseres Erdendaseins an von hypnotischen Suggestionen umgeben. Diese Suggestionen gehen von den Eltern, Verwandten, Freunden, Lehrern usw. aus. Es ist dies ein unsichtbares künstliches Netz, worin der Mensch mit seinem Körper verschlungen ist, das aber auf seine Seele so einwirkt, dass sie in Unwissenheit, in Vorurteile und falsche Ansichten geführt wird. Dieses hypnotische Netz ist so undurchdringlich und stark, dass der göttliche Geist, der im Innern der Seele (in Gestalt des göttliche Funkens) verborgen ist, seine Fähigkeiten und sein Wissen nicht geltend machen kann. Nur mit grösster Anstrengung gelingt es ihm zeitweilig, von seiner Höhe herab seine Gedanken ins menschliche Bewusstsein zu senden, um den Menschen aus der Finsternis herauszuführen, in die er durch die Umstände gelangt war.

 

Die Suggestionskraft der unrichtigen Erziehung und Schulbildung begleiten uns durch das ganze Leben und wir sind unfähig, uns der falschen Ansichten und Vorurteile zu entledigen, die uns von Kindheit an eingeimpft wurden. Das ist der Fluch der Zivilisation!

 

Wir sind vollgestopft mit einem Wissen, von dem wir nichts oder nur sehr wenig wirklich besitzen. Aber von den Gesetzen der Seele oder des Geistes erzählt uns niemand etwas.  Und doch sind diese Gesetze viel wichtiger als alles übrige, weil sie uns von der Existenz unseres Lebens und vom wahren Zweck unseres Lebens auf Erden Aufschluss geben können.

 

Es müsste das ganze Lehrsystem aller Schulen geändert werden und auch das System der Kindererziehung. Aber das sind Zukunftsklänge. Heute müssen wir mit den gegebenen Verhältnissen rechnen und versuchen, den grösstmöglichen Teil der Menschheit die Augen zu öffnen.

 

Es geht also darum, sich dieses hypnotischen Netzes zu entledigen, das jeden Menschen umgibt und das aus falschen Ansichten und Vorurteilen besteht, die zusammen die Unwissenheit ausmachen. Diese Unwissenheit bezieht sich auf die Gesetze und Kräfte der geistigen und seelischen Welt. Es ist besser, ein einfacher Mensch zu bleiben, der keine Ahnung von der gepriesenen «fortschrittlichen Wissenschaft» hat, dabei aber in die Geheimnisse des «inneren Menschen» und in die Mysterien der unsichtbaren Welt eingeweiht zu sein, als der grösste Gelehrte der Welt und dabei ein Spielball dieser unbekannten Kräfte zu werden.

 

Wenn ich etwas beherrschen will, so muss ich es zuerst kennen. Dieses Büchlein enthüllt wenigstens einen Teil jenen Wissens, das allein zum wirklichen Glück und Wohlergehen auf Erden führt, aber auch zur ewigen Seligkeit.         

 

 

 

Lehrbuch des magischen Denkens

Kapitel (Die magische Kraft der Gedanken)

von

Karel Weinfurter