Viele religiös veranlagte Menschen wenden sich im Gefühl ihrer eigenen
Unscheinbarkeit an die grossen Heiligen und Meister um Hilfe,
anderseits an die Engel. Diese Praktik ist im allgemeinen schon
tausende von Jahren in Indien bekannt und sicherlich auch bei
anderen alten Völkern.
Gebete, die an die Heiligen gerichtet sind, empfängt Gott selbst, denn jeder
Heilige war und ist mit Gott ewig vereint. Wer eine besondere
Vorliebe für irgend einen Heiligen oder eine Heilige hat, so ist es
genau so, als wenn er Vorliebe für eine besondere Form der Gottheit
hätte und diese mit ihrem Namen anrufen würde.
Wenn jemand zum Beispiel zur heiligen Theresia betet, dann
ist es genau so, als wenn er zu irgend einer anderen Form der
weiblichen Gottheit beten würde. Und wenn er sich ununterbrochen auf
das Bild der heiligen Theresia konzentrieren würde, so erscheint ihm
die Gottheit zum Schluss in ihrem Bild. Dies ist ein aus den
indischen Schriften bekannter Grundsatz. Selbst Patanjali schreibt
in seinen Aphorismen, dass der Schüler in seiner Konzentration
jedwede reine und ideale Gestalt desjenigen wählen kann, der ihm
göttliche Eigenschaften zu besitzen scheint.
Die gleiche Bestätigung finden wir in der Bhagavad´Gita, wo Krishna
dieselben Wahrheiten lehrt.
Hierzu gehören auch die Verehrung und Anrufung der Engel.
Von den Engeln wissen wir jedoch sehr wenig, wir kennen weder
ihre Namen, noch ihre Kräfte, ausgenommen jener, die mit besonderen
Namen in den kabbalistischen Büchern aufgeführt sind.
Engel gibt es in grosser Anzahl und in verschiedenen Stufen. Nach der
indischen Lehre sind dies die sogenannten Devas oder Halbgötter, die
im Weltall unterschiedliche Funktionen haben und von denen sich
manche Stufen auch verkörpern.
Wer also Engel um Hilfe anrufen will, kann sich nur an jene wenden, deren
Namen aus der Bibel bekannt sind oder nach dem kabbalistischen
Schemhamforas, was die 72 Namen der höchsten Engel sind, so wie sie
in meiner mystischen Fibel aufgeführt sind.
Ich betone, dass es einige kabbalistische Vorschriften gibt, die mit
leichten Ritualen verbunden sind, womit der Schüler, sofern er die
Veranlagung dafür besitzt, die nötige Geduld aufbringt und ein
reines Leben führt, mit Erfolg die Engelwesen herbeirufen kann.
Sonst kann man die Engel auch um Hilfe und Schutz bitten. Jedoch ist es nach
unserer Meinung besser, sich mit einem innigen Gebet direkt an Gott
zu weden.
Viele Schüler haben für bestimmte Gebete eine besondere Vorliebe. Hierher
gehören namentlich das Lesen und Hersagen von Psalmen.
Die Psalmen Davids sind ganz eigenartige Gebete, die eine tiefe
mystisch-magische Bedeutung besitzen und äusserst wirkunkgsvoll
sind, wenn man sie richtig anzuwenden versteht.
Darum empfehle ich den Lesern, diese Psalmen als Ihre Gebete zu wählen, vor
allem in der Zeit der Not und der Sorgen. Bestimmte Psalmen bringen
Erleichterung und Genesung bei verschiedenen Krankheiten oder
Unglücksfällen.
Vergessen wir aber nicht, dass bei all diesen Hilfsmitteln ein starker und
lebendiger Glaube notwendig ist. Ohne Glauben erreichen wir nichts.
Wenn jemand etwas unternehmen wollte, ob geschäftlich oder sonst
irgendwie, und er hätte keinen Glauben auf Erfolg, so würde er
nichts erreichen.
Wenn dieses Glaubensgesetz schon bei materiellen Dingen gilt, dann umso mehr
bei geistigen, wo jeder einzelne Gedanke entweder wie ein Stein beim
Bau eines Hauses ist, oder wie eine Hacke, die das Haus zerstört.
Unsere Gedanken müssen daher immer positiv sein, ganz erfüllt auf
Glauben auf Erfolg. Weichen wir den negativen Gedanken aus, die
zerstörend wirken.
Der Glaube ist ein Zauberstab, der alle Schlösser öffnet, ein Zauberwort,
das Schatzhöhlen aufschliesst. Er ist die Säule, auf die die ganze
Lehre aller Religionen ruht, und er ist zugleich der Anker, der uns
festhält, wenn die äussere Welt um uns zu toben und zu wüten
beginnt.
Darum bitten wir täglich Gott um einen starken Glauben. Erinnern wir uns
auch täglich auf die belehrenden Sprüche grosser Meister, die uns
stehts eine Stütze in allen Schwierigkeiten sein werden. Wer diese
Lehren in sich so festigt, dass sie mit ihm verwachsen, dem gelingt
alles. Und dass dieses mit der Hilfe Gottes alle erreichen, ist der
aufrichtige Wunsch des Verfassers.

Karel Weinfurter
"Auszug aus dem Königsweg"
"Einige Hilfsmittel zum Erfolg"