Wir sind angekommen, sagte der jüngere besondere Mensch.

Wir setzten uns, verschnauften und ich bereitete mich auf das betreten der Höhle vor. Es war Mittag. Leider hatten wir nicht Vollmond, also einen jener Tage, an denen die besonderen Menschen in die Samadhi-Höhlen gingen.

 

Ich zog meine Gortex – Jacke an, steckte eine Skimütze ein und nahm für alle Fälle ein Seil und den Wanderstock mit. Dann überprüfte ich noch die Lampe.

 

Der kleine Durchlass verbreitete sich schon nach wenigen Metern. Ich kehrte um, steckte den Kopf wieder zur Höhle hinaus und bat den jüngeren besonderen Menschen um Erlaubnis, mich hier fotografieren zu lassen. Er stimmte zu – für mich einigermassen überraschend. Aber nur einmal und nicht öfter. Lobankov liess sich das nicht zweimal sagen.

 

Ich ging hinein. Alle anderen blieben am Eingang der Samadhi – Höhle zurück. Nach der erwähnten Verbreiterung begann ein schmaler Durchgang von zwei bis drei Metern Breite. Nachdem ich etwa dreissig Meter gegangen war, schon in völliger Dunkelheit, trat ich an der engsten Stelle auf eine verschlossene Eisentür. Ich blieb erstaunt stehen.

 

Plötzlich hörte ich hinter mir Schritte. Mein Herz klopfte. Im Schein meiner Lampe erblickte ich den jüngeren besonderen Menschen. Er kam schweigend auf mich zu, öffnete das Schloss und entfernte sich  ebenso schweigend wieder.

 

Ich betrachtete die Tür. Sie war aus fünf bis sechs Millimeter dickem Eisen gefertigt und mit roter, brauner und gelber Farbe bemalt. Die Farbmuster ergaben drei Figuren, die entfernt an Augen erinnerten. Die Tür war in den Fels einbetoniert.

 

Gebeugt ging ich weiter. Irgendwie hatte ich das Gefühl, jemand hätte die Tür hinter mir geschlossen.

 

Nachdem ich noch einige Meter gegangen war, kam ich in einem weiteren Saal heraus. Mir wurde kalt, und ich setzte die Skimütze auf. Ich ging fünfzehn bis zwanzig Meter in den Saal hinein, blieb stehen und achtete auf meine Empfindungen. Ich konnte keinerlei Einwirkung auf mich spüren. Ich schaltete die Lampe aus und stand so einige Minuten im Dunkeln. Absolute Dunkelheit, wie es sie nur in Höhlen geben kann, und völlige Stille. Ich horchte nochmals auf meine Empfindungen – alles normal. Nur der rhythmische Herzschlag liess mich spüren, dass ich lebte. Da war keine Angst, offensichtlich zeigte sich hier meine langjährige sportliche und chirurgische Gewohnheit, mich unter Stress konzentrieren zu können.

 

Ich schaltete die Lampe wieder ein und ging weiter. An der gegenüberliegenden Seite erblickte ich erneut einen etwa zwei Meter breiten Durchgang. Sicher ist das der Durchgang, in dem die psychoenergetische Barriere der Samadhi – Höhle zu wirken beginnt, dachte ich.

 

Aufmerksam achtete ich auf meine Empfindungen und näherte mich diesem Durchgang. Alles blieb normal.  Doch ein bis zwei Meter vor dem Eingang kam ein leichtes Gefühl von Unruhe in mir auf. Anfangs glaubte ich an Angstgefühle und bemühte mich, sie zu unterdrücken. Am Eingang des Durchgangs überfiel mich jäh und unerwartet ein Gefühl wirklicher Angst, die nach einigen dutzend Metern im Gang jedoch genauso unterwartet wieder verschwand. Jetzt fühlte ich mich zunehmend unwohler und nach einigen weiteren Schritten bekam ich Kopfschmerzen.

 

Allgemein kann ich über mich sagen, dass ich kein ängstlicher Mensch bin, und in den Bergen und in Höhlen war ich auch nicht das erste Mal. Ich spürte deutlich, dass Angst und Unwohlsein mir irgendwie von aussen auferlegt wurden.

 

Nach einigen Schritten verstärkte sich das Gefühl des Unwohlseins weiter und die Kopfschmerzen nahmen noch mehr zu. Nach abermals zehn Metern wurden der Kopfschmerz so stark, dass ich ihn kaum mehr aushielt. Ich blieb stehen, schaltete die Lampe aus und versuchte mich zu konzentrieren. Es gelang mir, mich daran zu erinnern, wie ich mir bei einem Marsch durch die Berge des Sajan etwa 200 Kilometer entfernt von der nächsten menschlichen Siedlung, eine Meniskusverletzung und einen Bänderriss im Kniegelenk zugezogen hatte.  Damals war ich auch immer wieder stehengeblieben und hatte alle meine Willenskräfte gegen den unerträglichen Schmerz mobilisiert.

 

Im Sajan hatte mir die Willensanstrengung geholfen, hier in der Höhle half sie mir leider nicht. Der Kopfschmerz kam in pulsierenden Wellen daher, der Schädel schien mir im nächsten Augenblick bersten zu wollen.  Geradezu aber unerträglich aber war ein unverständliches Gefühl innerer Erregung. In der Tiefe meiner Seele verstand ich, dass dieses Gefühl von aussen kam.  Es war eine Empfindung, als regte meine Seele sich auf und wolle mich verlassen. Das also war der Weg in die Tiefe der geheimnisvollen Samadhi – Höhle: der äussere Einfluss wirkte genau auf jenen Teil meines Geistes ein, der für das entgegengesetzte Gefühl von Zufriedenheit verantwortlich war: Unwohlsein.

 

Ich schaltete die Lampe ein und ging, meine restliche Willenskraft zusammennehmend, einige Schritte weiter.  Eine heftige Schwäche befiel mich, der Kopf schmerzte wie wild, die beunruhigte Seele gab keine Ruhe. Mir wurde klar, dass ich nicht weitergehen durfte, weil das meinen Tod zur Folge gehabt hätte. Ich richtete den Strahl der Lampe nach vorn, doch die Hand mit der Lampe entzog sich meinem Willen. Schweiss lief mir in die Augen, der Teufel wusste, woher die Kälte in der Höhle kam.

 

Ganz kurz erhellte der Lampenstrahl das Ende des Durchgangs und ganz schwach auch den Höhlensaal dahinter. Schmerzen und geistige Verwirrung unterdrückend, stierte ich nach vorn. Das Licht reichte einfach nicht aus! Also deshalb haben die besonderen Menschen mir empfohlen, eine schwache Lampe zu nehmen, dachte ich.

 

Der matte Schein der Lampe erleuchtete irgendwie Steine und einige dunkle Erhebungen. Was war das? Etwa die Gestalt von Menschen im Samadhi? Ja, etwas in der Art. Menschengestalten! Im Strahl der Lampe erschienen sie mir riesig.

 

Mehr kann ich nicht sagen. Ich kehrte um, schleppte mich mühsam zurück. Am Durchlass in den ersten Saal stolperte ich und stürzte hin.

 

Als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, stand ich in der Mitte des ersten Saals, mit dem Rücken zu dem Gang, der mich mit rätselhafter Kraft geschwächt hat. Langsam wurde mir bewusst, dass ich noch lebte. Der Kopfschmerz verging, und das Gefühl des Unwohlseins löste sich auf. Mir wurde bewusst, dass ich, wenn ich noch ein klein wenig weiter gegangen wäre, den Verstand und mein Leben verloren hätte.

 

Lemurer, Atlanter! Sie leben, leben schon seit Millionen von Jahren! Sie bewahren sich für die Menschheit der Erde auf! Was bin in im Vergleich mit ihnen? Ein Sandkörnchen, dachte ich. Ich erinnerte mich an meine Empfindungen in dem Gang der zum Samadhi Saal führte.  Wie stark sie noch sind! Wer ist nur Er, der rätselhafte Er? Ein Lemuro – Atlanter? Hatte nicht einer der Eingeweihten gesagt, dass man das Shambala nicht schützen müsse – es sei viel stärker als die Menschen an der Erdoberfläche? Erst jetzt, nachdem ich die psychische Energie gespürt hatte, begann ich ihre Kraft zu verstehen. Ich werde Ihn nicht bezwingen können! Ich muss seine Erlaubnis erhalten, überschlugen sich meine Gedanken.

 

Aber ein Rest Zweifel blieb. Vielleicht hatte ich die Wirkung der psychoenergetischen Barriere überzogen wahrgenommen? Vielleicht war mir in der Stille der Höhle alles nur so vorgekommen? Ich ging zu dem Durchgang zurück, der in den Samadhi-Saal führte.

 

Die Ereignisse wiederholten sich in genau der gleichen Reihenfolge. An derselben Stelle vor dem Durchgang kam das Gefühl der Unruhe auf. Ich lauschte meinen Empfindungen; sie kamen ganz klar von aussen. Wieder befielen mich Unwohlsein und pulsierender Kopfschmerz.  Beides verstärkte sich in dem Masse, wie ich mich vorwärts bewegte, und etwa an der alten Stelle wurden sie unerträglich, sodass mich Schwäche überkam. Die Hand mit der Lampe zu heben hatte ich schon keine Kraft mehr. Ich kehrte um.

 

Wieder stand ich in der Mitte des ersten Saales, wieder schaltete ich die Lampe aus und wieder lauschte ich meinen Empfindungen. Sie klangen allmählich ab, aber das verbleibende Schwächegefühl war diesmal wesentlich stärker. Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr: Diese Empfindungen waren nicht das Ergebnis eines Stresszustandes,  sondern Ausdruck der Einwirkung der psychoenergetischen Barriere der Samahi-Höhle.  Äusserst schweren Herzens blieb ich meinem Grundsatz der dreifachen Kontrolle treu, nahm meine letzte Kräfte zusammen und begab mich erneut zu dem Durchgang, der in den Samadhi -Saal führte. Ich durchschritt die bekannte Zonen und Unruhe und Angst, die Zone des Unwohlseins und des Kopfschmerzes, erreichte aber nicht mehr die Stelle, an der diese Empfindungen am stärksten gewesen waren. Ich war am Ende meiner Kräfte.

 

Also kehrte ich endgültig um und ging zurück. Erleichtert erblickte ich im Schein der Lampe den rettenden ersten Saal der Höhle, erreichte ihn und suchte an der gegenüberliegenden Wand den Durchschlupf zum Ausgang.  Ich ging auf einen dunklen Fleck zu, dieser sich aber lediglich als Vertiefung in der Wand erwies. Der nächste dunkle Fleck war dann der wirkliche Durchschlupf zum Ausgang. Da die Tür! Ich ging hindurch zum Höhlenausgang. Schwäche quälte mich. Ich erinnerte mich an die Worte von Helena Blavatsky : „ Diese Höhlen sind durch ganze Heerscharen des Geistes geschützt…….“

 

Das Tageslicht schmerzte in meinen Augen. Valerij Lobankov kam schnell auf mich zu und umarmte mich fest und fragte:

 

-        Lebst du noch alter Knabe?

-        I am alive, sagte ich aus irgend einem Grund auf Englisch.

 

Der Vorhang des Geheimnisses – ein wenig gelüftet.

 

Im Lager quälten mich Schwäche und Kopfschmerzen. Verner Gafarov mass meinen Puls, den Blutdruck, hörte mein Herz ab. Der Puls war etwas erhöht., der Blutdruck in der Norm, das Herz arbeitete gut. Nach zwei Tagen war die Schwäche überwunden und ich fand zu normaler Vitalität zurück. Der Kopfschmerz allerdings dauerte noch ein paar Tage an. Später, wieder in Russland, wurde ich gründlich auf Herz und Nieren untersucht – alles war okay.

Jetzt aber packten wir erst einmal unsere Rucksäcke und gingen ins Dorf, um uns von den besonderen Menschen zu verabschieden. Sie sahen und etwas eigenartig an, möglicherweise mit Bedauern darüber, dass die Fremdlinge abreisten, die so ein unbändiges Interesse an dem hatten, dem sie ihr Leben geweiht haben, vielleicht aber auch erleichtert, dass die Fremdlinge sie nun nicht mehr über das grosse Geheimnis, dass sie hüteten, ausfragten.

 

In meinem Innersten kämpften zwei widerstreitende Gefühle miteinander. Einerseits war da Freude darüber, dass es uns trotz allem gelungen war, die besonderen Menschen zu treffen, mit ihnen zu sprechen, die Samadhi – Höhle zu sehen, in diese hineinzugelangen und sogar die berühmte psychoenergetische Barriere zu spüren. Anderseits war da Verdruss darüber, dass es bis zu den Menschen im Samadhi – Zustand nur noch wenige Meter gewesen waren, es mir aber nicht gelungen war, bis zu ihnen vorzudringen, sie zu betrachten und zu untersuchen.  Die psychoenergetische Barriere, deren Wirkung ich ausprobieren durfte, erschien mir irgendwie geheimnisvoll und übermächtig. Die Samadhi – Höhlen hatten den Schleier ihres Geheimnisses nur ein wenig gelüftet, aber nicht vollständig entfernt. Wird jemand irgendwann einmal dieses grosse Geheimnis vollends lüften können? Ich weiss es nicht.

 

Nichtsdestoweniger kann man aus unserem Marsch zu der Höhle und den Gesprächen mit den besonderen Menschen wissenschaftliche Schlüsse ziehen:

 

1)   Die Samadhi – Höhlen existieren real.

2)   In den Samadhi – Höhlen befinden sich Menschen mit unterschiedlichem Aussehen (offensichtlich verschiedener Zivilisationen) im Samadhi – Zustand.

3)
  
Die Samadhi – Höhlen sind durch eine psychoenergetische Barriere geschützt, die Gefühle wie Angst, Unruhe, Aufgeregtheit verstärken und Kopfschmerzen sowie Schwäche hervorrufen. Für unvorbereitete Menschen ist diese psychoenergetische Barriere unüberwindbar.

4)
  
Wir erhielten Informationen über das Aussehen der verschiedenen Menschen, die sich im Samadhi – Zustand befinden. Diese Informationen können zur Korrektur und Rekonstruktion des Äusseren der Menschen früherer Zivilisationen genutzt werden.

 

Wie gern hätten wir ausser diesen trockenen wissenschaftlichen Schlussforderungen ein endgültiges Ergebnis erhalten, also mit eigenen Augen die Menschen der früheren Zivilisation gesehen und die Existenz des Genpools der Menschheit bewiesen! Die Möglichkeiten des modernen Menschen sind aber begrenzt, und seine wissenschaftliche Neugier ist im Vergleich mit der bedeutenden Rolle des Genpools der Menschheit nicht sonderlich wichtig. Die Zeit, diese grossen Geheimnissen zu lüften, war also noch nicht gekommen. Erinnern wir uns also an die Worte der älteren besonderen Menschen, wonach der moderne Mensch sich nicht in einen langen Samadhi begeben könne weil er einen schwachen Geist habe. Offensichtlich konnte deshalb kein heutiger Mensch die Samadhi – Höhlen betreten und sich mit dem Genpool der Menschheit in Verbindung zu setzen. Bestimmt wird die Zeit kommen in der dieses Geheimnis aufgedeckt wird.

 

Wir haben beim derzeitigen Wissensstand gerade erst begonnen zu verstehen, dass es abgesehen von der physischen Welt auch noch eine feinstoffliche Welt gibt – die Welt der physischen Energie. Kraft und Bedeutung dieser Energie ist uns noch nicht richtig zugänglich. Ich glaube, dass die psychoenergetische Barriere der Samadhi – Höhlen der derzeit noch unüberwindbar ist. Aber die Zeit wird auch dafür kommen.

 

Valerij Lobankov, der Spezialist für Physik der Felder, meint, dass die psychoenergetische Barriere der Samadhi – Höhlen durch Drehung der Torsionsfelder der menschlichen Seele in die negative Richtung wirkt. Ich erinnere daran, dass schlechte Gedanken und Krankheiten die Torsionsfelder in negative Richtung in Drehung versetzten, gute Gedanken und Gesundheit in positive Richtung. Nach Lobankov kann man die Empfindungen die ich am Eingang in die Samadhi – Höhle hatte, mit der Drehung jener Torsionsfelder in negativer Richtung erklären, die für das Gefühl von Angst, Unruhe und Unwohlsein verantwortlich sind. Das heisst, Die Einwirkung der psychoenergetischen Barriere erfolgt auf dem Niveau der feinstofflichen Welt, und Kopfschmerz und Schwäche als physische Erscheinungen sind die Folge dieser Einwirkung. Ausserdem nimmt Lobankov an, dass das Denken sich hauptsächlich auf der Ebene der Torsionsfelder des Mentalköpers der Seele realisiert und das Gehirn der Computer ist der die psychoenergetischen Momente des Denkprozesses in reale Nervenimpulse umwandelt und damit den menschlichen Körper steuert.

 

Der Rucksack drückte wie gewohnt auf den Schultern. Mit jedem Schritt blieben die rätselhaften Samadhi – Höhlen weiter hinter uns zurück. Unterm Rucksack lässt sich gut über alles nachdenken. Die besonderen Menschen haben uns doch einiges über das Aussehen der Menschen früherer Zivilisationen erzählt, die sie in den Höhlen mit eigenen Augen sehen. Jetzt können wir unsere wissenschaftlichen Angaben zur Rekonstruktion des Aussehens der Lemuro – Atlanter und Atlanter präzisieren und korrigieren..            

 

Ernst Muldashev

"Das Dritte Auge"

Die Originalausgabe erschien 1999

"Untersuchung der Menschheit in Tibet"    

 "In den Samadhi - Höhlen"

Auszug, 2. Teil