"Weihnacht – esoterische Weihnacht ist nicht nur das Fest der Lichter,
der duftenden Weihnachtsgans, der Geschenke, des gemeinsamen Kirchganges
und der Anbetung, weil doch das Kind in der Krippe, eben unser Heiland,
heute Geburtstag hat.
Nein, esoterische Weihnacht beginnt schon, wenn die Sonne in das
Tierkreiszeichen Schütze tritt, also um den 22 November. Von dieser Zeit
bis c.a. 6 Januar zum heiligen Dreikönigsfest ist eine besondere Zeit
für den Einstrom geistiger Kräfte auf unserer Erde.
Nicht umsonst werden Heilige, besonders aber Avatare, meist um den 25.
Dezember geboren. Sie inkarnieren in einer Zeit, in welche besonders
starke und gute Lichtkräfte auf unseren irdischen Plan einströmen. Der
Volksmund sagt :“Dann sind alle Himmel offen“. Wie die himmlische
Lichtjungfrau dem Gottessohn das seelische Kleid webt, mit welchem er
durch die verschiedenen Regionen hinuntersteigt, ist die Jungfrau Maria
die Vermittlerin, durch die der Sohn das irdische Gewand erhält.
Dem Wesen des heiligen Geistes und dem Wesen des Sohnes, verbunden mit
der himmlischen Jungfrau, dem Weisheitsprinzip, als der Jungfrau Maria,
um dem Kinde Jesus, dem Erlöser, bringen die drei morgenländischen
Könige ihren Tribut, wenn sie von fernen Landen herkommend, der
jungfräulichen Mutter und dem göttlichen Kinde Huldigung und Anbetung
erweisen. So opfern sie ihre Gaben. Weihrauch, Gold, und Myrrhe als
Symbol der besten Kräfte, die sie bisher gepflegt haben, als Weisheit,
die Liebe und Stärke.
Die Weisheit der drei Magier bezog sich nur auf das Abbild des heiligen
Geistes, ihre Liebe auf den Mittler, ihre Stärke nur auf das Abbild des
Vaters aus der Trinität; so knieten sie und beteten die höheren Kräfte
an, welche nun direkt einwirken auf Erden.
Was den drei Königen durch den führenden Stern offenbart wurde, war dem
König der Finsternis verborgen geblieben. Luzifer wusste wohl, dass eine
ungemein grosse geistige Wirkung in den kosmischen Regionen vor sich
geht, doch er wusste nicht, wo sich diese Kraft auf Erden manifestieren
würde. Deshalb geschah durch seinen hörigen Diener, König Herodes, im
ganzen Land der beispiellose Kindermord in der Hoffnung, den Sohn Gottes
dabei zu vernichten. Deshalb wurde auf Geheiss der himmlischen Mächte
das Kind von Judäa nach Ägypten gebracht.
Zwei Angesichte der Trinität haben sich unmittelbar geoffenbart: das
Angesicht des heiligen Geistes, und das des Sohnes. Das Angesicht des
Vaters offenbarte sich dann, als der Knabe Jesus zum Menschen Jesus
herangereift war und im dreissigsten Lebensjahre die Taufe durch
Johannes den Täufer empfing. Dem König der Finsternis war es nicht
verborgen geblieben, dass der Mensch Jesus eine Kraft in sich trug, die
überall und immerzu das Reich der Finsternis bedrohte und Luzifer selbst
entgegenwirkte. So konnte Luzifer vom Wesen des Mittlers etwas erfassen,
wenngleich auch nur in unklarer Weise, weil Christus in das Reich
eingetreten war, worin Luzifer herrschte, indem er sich als Mensch Jesus
mit einer irdischen Form umkleidet hatte, konnte auch Luzifer zu ihm
treten und ihm zureden. Die Geburt des Erlösers wurde zur Weihnacht für
die Menschheit, denn Jesus Christus hat das Licht in die Finsternis
gebracht. Luzifer hatte diese ungeheure Tatsache viel zu spät begriffen,
denn es heisst nicht umsonst: “ Das Licht leuchtet in der Finsternis
(Luzifer), aber die Finsternis hat es nicht begriffen.
Da der sinnlose Kindesmord in Judäa den Erlöser nicht getroffen hat,
tritt der Widersacher zum ersten Mal an den Getauften und zur vollen
geistigen Kraft erwachten Jesus Christus heran und bittet den
Gottmenschen, sich von der Zinne des Tempels der heiligen Stadt
hinunterzustürzen, damit sich die Wahrheit zeige von dem, was
geschrieben steht:“ Die Engel sollen ihn tragen.“ Das dritte Mal zeigt
Luzifer dem Gottmenschen sein ganzes Reich, nicht nur die Erde, sondern
alle Regionen, die dazu gehören, will das ganze Reich ihm geben, wenn
der Gottmensch sich vor Luzifer neigen und ihn anbeten will. Christus
aber verweist auf den wahren Gott, und so muss Luzifer zurücktreten. Von
da an beginnt Christus seine Lehren der Menschheit zu geben und ihre
Krankheiten mit seiner göttlichen Kraft zu heilen.
Mit der Geburt des Erlösers in der Weihnacht ist aber den Menschen das
Licht der Liebe geschenkt. Dieses grosse Licht ist bis zum heutigen Tag
in seiner ungebrochenen Kraft in den Menschen geblieben. So wiederholt
sich jedes Jahr besonders in der Weihnachtszeit die Intensität dieses
Liebeskraftstromes aufs neue. Wer diese Tatsache kennt und durch Gebet
und Meditation sich dieses grossen Lichtkraftstromes bewusst wird und
sich mit ihm vereint, kann den grössten Nutzen für sich und seine
leidenden Brüder ziehen. Das
hinuntersteigen Christi durch die Reihen aller Hirarchien bis zum
Menschenreich ist gleich wie eine Melodie mit neun Akkorden; es ist die
Stimme Gottes, die auf neunfache Weise ertönt.
Als der Mensch hinunterstürzte durch seinen Fall, da klang es wie eine
Klage, wie ein Totengesang, der in Vergessen und Disharmonie verwandelt
wurde, damit die ursprüngliche Melodie, die in den himmlischen Regionen
immerzu klingt, nicht mehr gehört würde. Beim Hinabsteigen des
göttlichen Wortes selbst klingt die Stimme Gottes auch bis in die
niedrigsten Regionen hinein; es trägt der Sohn die vergessenen Töne in
sich und bringt sie der gefallenen Erdenmenschheit wieder. Die Stunde
seines Erscheinens auf Erden ist die Mitternacht, die Zeit, in der die
grösste Finsternis herrscht, wo alle Lebenskräfte auf Erden ihre grösste
Schwäche erleben. Es ist aber zugleich auch der Aufstiegspunkt, wo alle
Lichtkräfte ihren Anfang nehmen. Deshalb beweist uns Weihnacht, dass in
der tiefsten Finsternis die Geburt des Lichtes erfolgt, denn „Ehre sei
Gott in der Höh´und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Christus ist das
Licht der Welt, lassen wir ihn in unserem Herzen Wohnungen nehmen, damit
es endlich auch in uns Licht werde. Wer so Weihnachten versteht, der hat
den Sinn dieses jahrtausendalten Festes richtig verstanden, und er
begreift, dass Weihnacht nicht nur ein Fest ist, sondern ein
Lichterlebnis der Seele.
Gragorianus
"Aus dem Rosenbruder von Frater Tiberianus"
"Einleitung zumThema Weihnachten"