DIE ZUSAMMENSETZUNG DES MENSCHEN UND DIE UNSICHTBAREN WELTEN

 

Der Mensch ist ein zusammengesetztes Wesen. Er besitzt nicht nur einen stofflichen Körper, sondern auch noch sechs innere Prinzipien, die der offiziellen Wissenschaft bis jetzt noch völlig unbekannt sind. Nachdem ich die Zusammensetzung des Menschen schon in meinen früheren Büchern gründlich beschrieben habe, führe ich die sechs verborgenen Prinzipien nur kurz an. Die drei niederen sind mit dem stofflichen Körper sterblich, die drei höheren unsterblich.

 

An zweiter Stelle besteht der Astralkörper. Bezüglich seiner Form sieht er dem stofflichen Körper vollkommen ähnlich. Dann gibt es die Lebenskraft oder Prana, welche den stofflichen Körper mit dem Astralkörper zu einem Ganzen verbindet. Schließlich gibt es das vierte

Prinzip, Kama genannt, das seinen Sitz im unteren Körperteil hat und alle niederen Verlangen und Neigungen des Menschen enthält. Das Kama- Element treibt zur Stillung des Hungers, des Durstes und anderer körperlicher Bedürfnisse; es ist aber auch der Mittelpunkt aller

Leidenschaften und Laster. Dies ist also das sterbliche Quadrat.

 

Dann kommt das Manas oder die menschliche Seele. Diese besitzt zwei Pole. Der eine ist dem 6. Prinzip oder Buddhi zugewandt, welches die göttliche Seele ist. Der zweite Pol neigt zum sterblichen Quadrat hautpsächlich zum  Karma

je nachdem, wohin sich das Manas mehr neigt, bildet es entweder ein weißes oder ein schwarzes Karma. Das schwarze Karma ruft den Hang zu weltlichenVerlangen hervor, während das weiße Karma durch gute Taten und vor allem durch Bändigung des Zornes, des Geizes und der Sinnlichkeit gebildet wird. Nach der Bhagavad Gita sind dies nämlich die drei Tore, welche zur Hölle und auch zu neuen Verkörperungen führen, in der die Seele für ihre schlechten Taten büßen muß. Das weiße Karma dagegen führt die Seele immer höher zur Erkenntnis und zum Antritt des mystischen Weges. Nur dieser eine Weg, praktisch durchgeführt, bringt der Seele die vollkommene Erlösung von der Materie.

 

Weil jedoch die Menschen meistenteils den Hang nach beidem haben, tritt die Frage auf, was mit dem Manas oder der menschlichen Seele nach dem Tode geschieht, wenn der Mensch gute und böse Taten begangen hat. In diesem Fall muß sich ein Teil der Seele nach dem Tode des Körpers ebenfalls auflösen, weil sie mit dem Astralkörper, dem Kama und Prana in die niedere Sphäre der unsichtbaren Welt, der Astralwelt, gerissen wurde. Dort lösen sich diese 3 Prinzipien in ihre Elemente genauso auf, wie der stoffliche Körper in der Erde. Der zweite Teil des Manas dagegen wird mit dem sechsten Prinzip (Buddhi) und mit dem siebenten göttlichen Prinzip in den Himmel emporgetragen, um dort einige Zeit im Zustand der Seligkeit zu verbringen, wonach sie dann in eine neue Verkörperung zurückkehrt.

 

Das sechste Prinzip ist die göttliche Seele und ist unsterblich, weil sie der direkte Abglanz des göttlichen Geistes ist und im normalen Menschen als die Stimme des Gewissens erscheint. Die göttliche Seele besitzt schon hohe geistige Kräfte und kann somit den Menschen im Traum oder auch im Wachzustand zu guten Taten inspirieren oder ihn warnen. Diese göttliche Seele ist absolut hellsehend.

 

Beim ersten Menschen war diese göttliche Seele vollkommen entwickelt und darum beherrschte er alle Welten und somit auch die höchsten Himmelswelten. Er sprach mit Gott von Angesicht zu Angesicht. Die Gnostiker und die Mystiker des Mittelalters nannten diese göttliche Seele die Jungfrau Sophia, was die Jungfrau der Weisheit bedeutet.

 

Das siebente Prinzip schließlich ist der Heilige Geist, der in Gestalt eines kleinen Flämmchens oder Funkens in der Brust eines jeden Wesens wohnt. Beim Menschen hat diese heilige Flamme nach der indischen Lehre die Größe eines Daumens. Die Inder nennen den göttlichen Geist im Menschen Atman oder auch Dschivatman, zum Unterschied vom Gott des Weltalls, der gewöhnlich Ischvara genannt wird.

 

Alle Teile des Menschen entsprechen bestimmten Welten, von denen es im Weltall unzählige gibt. Einige davon sind sichtbar, die meisten aber sind unsichtbar.

 

Einige sind neutral, einige sind Welten der Seligkeit und diese werden Himmel genannt.

 

Einige sind wiederum Regionen, in denen die menschlichen Seelen und auch andere Wesen leiden und diese nennt man Höllen. Alle Klassen dieser Welten werden von den jeweils zuständigen Geschöpfen bewohnt und darum ist das Weltall mit einer Unzahl von unsichtbaren Wesen, von Göttern, Engeln und Dämonen erfüllt. Unter ihnen befinden sich aber auch eine große Anzahl von Wesen, die weder gut noch böse sind.

 

Nach der indischen Lehre geht die menschliche Seele beim Natur-Menschen, wo sie noch keine vollkommene Verantwortung hat, in die niedere Geisteswelt ein. Dort bleibt sie einige Zeit und kehrt dann in neue Verkörperungen zurück. Je weiter die menschliche Seele sich entwickelt, umsomehr wandelt sich ihr Schicksal zwischen zwei Verkörperungen. Weil sie wissentlich ein Karma bildet, muß sie nach dem Tode in irgend einen der Himmel, wonach sie wieder in eine niedere Welt kommt, um dort zu leiden. Daraus erkennen wir, daß sich das Karma zum Teil im Unsichtbaren ausgleicht und zum Teil wieder in der stofflichen Verkörperung. Dieser Ausgleich des Karmas im geistigen Zustand ist natürlich kein Fortschritt, sondern nur eine Teilzahlung der alten Schuld, deren Hauptteil erst im stofflichen Leben bezahlt werden muß. Es ist nicht möglich, hier alle Himmel und Höllen aufzuführen, auch nicht alle Regionen der im Weltall existierenden Geister.

 

 

       

 

Karel Weinfurter

"Auszug aus dem Königsweg"