1) Über den Weg des Kreuzes
2) Über das,
was erreicht werden kann.
Über den Weg des Kreuzes
Ein grosser Lehrernach dem andern ist auf diese Erde
herniedergekommen, um den Menschen bei der Lösung der schwierigen
Aufgabe zu helfen, die sie unternommen haben, nämlich den Pfad zu
finden, der aus der Hölle, in die sie fielen, zurück zum Allerhöchsten
führt. Diese grossen Lehrer haben Legionen von Engeln mitgebracht, die
sie voller Mitleid und Hilfsbereitschaft in der Nähe der Erde Wohnung
nehmen liessen. Sie haben Seelen mitgebracht, die fähig sind zu führen
und zu lehren, und die auch bleiben wollen, um für die Menschenseelen
auf dem ätherischen Plane zu wirken. Sie haben auch unter den Menschen
selbst Schüler gefunden, die genügend stark und ergeben sind, um Schulen
des Geistes zu gründen und Religionen einzuführen.
Die Verleumdung der alleinenden Wahrheit führt zu geistiger
Verdunkelung. Die Menschen trennen sich selbst immer wieder von ihren
Lieben, die den physischen Plan verlassen haben, indem sie sie für tot
halten, statt sich daran zu erinnern, dass sie nur ein abgetragenes oder
unzulängliches Gewand abgeworfen haben und in einen Zustand von
grösserer Lebensfülle und Kraft eingetreten sind. Wenn die Eichel ein
Eichbaum geworden ist, jammern die anderen Eicheln über ihr
Verschwinden, statt sich zu beeilen, selbst Eichbäume zu werden. So
trennen sich die Menschen selbst von dem Lichte und dem Allerhöchsten,
indem sie nur ins Dunkel schauen und leugnen, dass es etwas anderes als
Dunkel gibt.
Jene aber, die ihr Kreuz auf sich nehmen können, die das Leid hinnehmen
und sich mühen, den Weg zu verstehen, betreten den Pfad. Dieser Weg
steht allen Menschen offen, und die Vorangeschrittenen sind allen nahe.
Der Schüler des "Okkultismus", der bei seinem Bemühen, den Pfad zu
erreichen, den Wassern der Bitterkeit entgegengetreten ist, sie
überwunden und sein Kreuz auf sich genommen hat, wandert nicht nur auf
diesem Pfade, sondern tut damit auch das Werk der Meister. Er sucht
entsprechend seines Vermögens der Welt in der gleichen Weise zu helfen,
wie sie es tun. Alle Schüler der Meister werden nach und nach selbst
Lehrer. Das gehört mit zum natürlichen Wachstum und zur Entwicklung des
Menschengeschlechts. Und indem sie auf dem hohen Pfad fortschreiten,
werden sie, einer nach dem anderen, immer grössere Lehrer. Doch jeder
Schüler, der danach strebt, den Pfad zu erreichen, ist trotz aller
Bescheidenheit verpflichtet, andere nicht nur wenn notwendig zu
belehren, sondern ihnen auch zu helfen, sobald er den Weg des Kreuzes
betreten hat. In ihm erwacht das Bewusstsein tiefer Liebe zu allen
Menschen, die ihnen wünschen lässt, die "Sünder" zu erretten, nicht
sehende Augen zu öffnen und den verdunkelten Seelen Licht zu bringen.
Durch diese so wunderbare
Erweiterung
der Aufgabe des Schülers wird der Geist der Meister unter den Menschen
auf der Erde verbreitet. Und jene weit vorangeschrittenen Schüler,
die aufgrund Ihrer hohen Entwicklungsstufe, die sie erreichten,
berechtigt wären, die ätherische Umgebung der Menschen zu verlassen und
im Spirituellen Wohnung zu nehmen, haben nun Gelegenheit, ihrem Meister
auf dem Pfade des Opfers zu folgen und in den inneren Welten an dem
Entwicklungsplan der Erlösung mitzuwirken. Dieser Plan ist die grosse
Gelegenheit. Es ist das Vorrecht des Schülers , der sich bemüht, den
Pfad zu erreichen, ein bewusster Helfer und Diener an diesem Plan zu
werden.
Über
das was erreicht werden kann
Häufig wird ein Schüler gefragt, was er tun
oder sein wird, und was er zu erreichen gedenkt, wenn er den Pfad
betritt. Die Antwort fällt ihm manchmal schwer, weil er sich selbst
nicht kennt. Was er empfindet, ist die grosse Sehnsucht nach der
Wahrheit, der innige Wunsch, sich zu erheben, das grosse Verlangen nach
dem ALLERHÖCHSTEN.
Aber davon wollen die Frager nichts hören. Wenn sie davon etwas erfahren
wollten, würde man daraus erkennen, dass sie sich selbst auf dem Pfade
befinden. Was sie vielmehr wissen möchten, ist wie sich der Schüler von
anderen Menschen unterscheiden und welche zusätzlichen Kräfte er
besitzt.
Wenn die ersten sieben Regeln (aus "Licht auf dem Weg") von ihm
verstanden wurden, wenn er die Kunst der Meditation gelernt hat, dann
erwachen in ihm die Eigenschaften die ihm eine ganz neue Stellung auf
der Erde zuweisen, während er seine Verkörperungen vollendet. Sein
Glaube wird absolut, und er weiss nichts mehr von den Zuständen des
Zweifelns und Fragens. Er steht da, die Hände zum ALLERHÖCHSTEN
erhoben, und er empfängt alles was es auch immer sei in völligem
Vertrauen und tiefer Dankbarkeit. Er ist voller Zuversicht und in
immerwährender Hoffnung bei allem, was ihm begegnet, weil er weiss, dass
der Endzweck allen Geschehens für ihn und all die anderen nur wohltätig
ist. Er weiss, das alles Böse verschwinden muss, weil es von Dauer nicht
ist, und alle Seelen durch die Kraft der Geduld darüber hinaus wachsen
werden. Alle Empfindlichkeit gegen Übeltaten, die man ihm oder anderen
antut, ist ausgestorben, weil er weiss, dass der Zustand, in dem das
Böse getan werden kann, nur zeitlich begrenzt ist und wie alle
zeitlichen Dinge vergehen wird. Er hat in sich die Eigenschaft der einen
Liebe, die wie ein lebendiger Quell kristallklaren, lebendgebenden, in
sich selbst vollkommenen Wasser hervorsprudelt, der alle segnet, aus
keiner Sinneswahrnehmung und durch keinen Kontakt genährt wird und keine
Gegenleistungen für sich erwartet. Die vollkommende Liebe ist der
Gebende. Und wenn sie in der Natur des Menschen aufersteht, löst sie ein
Entzücken und eine Befriedigung aus, die keine gewöhnliche menschliche
Leidenschaft je erreichen kann. Diese Eigenschaften ändern seine
Beziehungen zu den anderen Menschen völlig und wandeln seine innere
Einstellung derart, dass er fortan ohne Furcht, Zweifel, Zögern oder
Angst handelt und lebt. Alle Gefühle der Furcht und Sorge, die das
gewöhnliche menschliche Leben so schmerzvoll gestalten, fallen von ihm
ab, sobald sich die Eigenschaften eines Schülers in seiner Natur
entfalten.
Eine andere Gabe die sich ihm als Ergebnis
der Meditationsübung zeigt, ist das Bewusstsein des Unsichtbaren und
eine allmähliche Entwicklung des Verständnisses der Gesetze des
Übernatürlichen. Welten der Pracht und der Wunder öffnen sich vor
ihm. Höhere Bewusstseinsebenen werden ihm zugänglich. Der eng begrenzte
Kreisseines
physischen Daseins erhält jetzt seinen wirklichen Platz in dem grossen
einen Leben zugewiesen. Ist er doch nur ein kleiner Teil dessen, was des
Schülers rechtmässiges Erbe ist, Seine Erfahrung erweitert sich stetig,
und er wird durch die Entfaltung der psychischen Sinnebereichert, indem er alle Dinge in einem anderen
Lichte sieht.
Diese Zustände sollen vom Schüler erreicht werden während er noch unter
den Menschen wie ein Mensch lebt. Er wird wie sie handeln und wie jene
wirken, die ehrgeizig sind. Er wird mit aller menschlichen Hingabe
lieben und dienen. Aber er wird unverletzt durch die Brände der Wünsche
und die Gewässer der Bitterkeit hindurchgehen und wird von dem Peiniger
und dem Schrecklichen nicht behelligt werden. Er weiss, dass er als ein
freies Wesen dahinwandelt, das die Kraft hat, sich zu jeder Zeit über
die Widersprüche und Kämpfe der menschlichen Leidenschaftenund Gefühle in eine Region des Friedens und des
grossen Lichtes zu erheben.
Wir erkennen dass das, was durch Schülerschaft erreichbar ist, den
Menschen befähigt, ein nahezu göttliches Leben zu führen, vorausgesetzt,
dass er sich ständig prüft, ob er sich in der rechten Richtung
fortbewegt. Diesem Zustand kann er durch stetige Anstrengung in einer
Verkörperung nahekommen. Doch wird er ihn selten erreichen, bevor er die
zweite Verkörperung voll ständigen Bemühens beendet hat. Wenn aber
dieses Ziel erreicht wurde, kommt eine Zeit grossen Genusses, grosser
Produktivität und Hilfe, die den anderen zuteil wird, die in dem Kreise
leben, in den das Schicksal den Schüler stellte. Selten nimmt er eine
öffentliche Stellung ein, er handelt auch nicht vor den Augen der
grossen Masse. Wenn er es aber doch tut, dann nur darum, weil die
Adepten und die grossen Meister diesen Dienst zu einem besonderen Zwecke
brauchen. Dann würde er natürlich hervortreten. Für ihn selbst wäre das
aber nur ein Akt des Gehorsams. Keinesfalls trieben ihn persönliche
Ruhm- und Ehrsucht dazu. Er betrachtet es im Gegenteil als ein
besonderes Opfer, das oft durch eine lange Periode des Wirkens im
Verborgenen ausgeglichen wird,. Ja, in einigen Fällen, wenn die
Schülerschaft noch nicht so weit fortgeschritten ist, kann dieses
Hervortreten in die Öffentlichkeit eine ernste Gefahr bedeuteten. Die
verwickelten und vielfach veränderten Umstände des menschlichen Lebens
machen es möglich, in jeder Lebenslage oder bei jedem Besitz Lust oder
Schmerz zu erzeugen.
Über die Schülerschaft hinaus stehen dem Menschen, solange er noch
Mensch ist, noch andere Stufen der Entwicklung offen. Da sind all die
verschiedenen Grade der Adeptschaft und schliesslich die Meisterschaft.
Die hohen Errungenschaften, die dieser Entwicklungsstufe zu eigen sind,
sollen hier nicht beschrieben werden. Abhandlungen darüber werden in
Büchern gefunden, zu denen jene, die sich entwickeln, Zugang haben, wenn
es soweit ist. Sie werden in grossen geheimen, heiligen Büchereien in
der ätherischen Welt aufbewahrt, und manchmal darf der Schüler sehen,
wie sein Meister in einem dieser Bücher liest. Doch, wenn es ihm selbst
erlaubt werden würde, auf die Buchseite zu schauen, so hätten die darauf
geschriebenen Worte für ihn keinen Sinn, weil er für ihr Verständnis
noch nicht reif ist.