Ueber die Entstehung eines Teils Ihrer mystischen Schriften Seite 2
Meine Schwägein kann den Hergang nicht mehr selber erzählen: sie ist nicht mehr auf dieser Welt; doch Ihre Familie, der sie oft davon gesprochen, kennt ihn genau. Mir war es ein ganz wunderbares Vorkommnis; bis dahin hatte ich nie gewusst, was es heisst, ganz des Körpers enthoben zu sein, damit meine Hand und Feder von einer anderen Wesenheit gebraucht werden konnte, ohne dass mein eigenes Selbst, wenn ich so sagen darf, auch nur dabei gewesen wäre. Aehnliches fand später je und je wieder statt, doch war ich dabei nie wieder so ganz abwesend wie das erste Mal.
Auf diese Weise wurden die ersten sieben Kapitel des Werkes vollendet. Das Schreiben geschah ganz automatisch. Nie wusste ich vom geschriebenen auch nur ein Wort zuvor und ich las es hernach genau so wie das Manuskript eines Anderen.
Nach dem siebenten Kapitel kamen die Priester nicht mehr. Mir war sehr darum zu tun, das Angefangene zu Ende zu bringen; doch es gelang mir nicht auch nur ein Wort weiterzuschreiben, sieben Jahre lang. Als Jahr um Jahr hingegangen war, fürchtete ich, dass mir in dieser einzigartigen Weise übergebene Stück könnte verloren gehen; denn mir war klar, dass es nur ein Teil von einem Ganzen war, dessen Rest mir zu seiner Zeit auch noch gegeben werden würde. Um es aber gedruckt und so sicher gestellt zu sehen, fügte ich einem Bande kurzer Erzählungen bei, den ich unter "Spinnweben" 1882 erscheinen liess.
1878 war der Anfang geschrieben worden. Keine Anstrengung meinerseits konnte mir zu einer Fortsetzung verhelfen. Um dem gewöhnlichen Romanleser eine Art Erläuterung zu geben, setzte ich an den Anfang die Worte "Ein in einer Pyramide gefundenes Fragment" und m Schluss, "Hier endet leider der Papyrus." Daraus ist vermutlich die Vermutung entstanden, die ich als Tatsache behaupten hörte, das Manuskript sei von mir auf einem Papyrus geschrieben gefunden worden.
In den Jahren 1884 und 1885, in einer Zeit voll Not und Krankheit, als ich das wunderbare Bruchstück fast schon vergessen hatte, wurde das Werk von ebenderselben geheimnisvollen Kraft ausser mir, für die ich das Werkzeug gewesen war, wieder aufgenommen. Es wurde in derselben Weise wie die ersten sieben Kapitel zu Ende gebracht, ohne dass ich ein einziges Wort davon wusste. Das ist in meiner Erfahrung das einzige Beispiel, dass eine Handschrift von mir vollständig automatisch niedergeschrieben wurde, ganz in Besitz genommen wurde von einer fremden Kraft.
Von Grund auf anders waren die Umstände bei der Abfassung von "Licht auf den Weg". Ich erlangte es nach viel Kummer und Schmerz in hohem Mass als Ergebnis eigener Anstrengungen. Wieder war meine Schwägerin und vereinigte sich mit mir bei einem Versuch eine bestimmte Belehrung zu bekommen. Nach langer beharrlicher Bemühung fühlte ich mich eines Tages meines Körpers enthoben und von dem Orte, wo wir waren anderswohin entrückt. Ich bewegte mich in einem anderen dem sonstigen unähnlichen Leibe und konnte dessen Sinne kaum weniger unbeholfen gebrauchen, als wie ein Kind seine Jungen Gliedmassen. Wie ein Kind wurde ich auch an der Hand geführt und zwar von einem mächtigen Wesen. Diese zeigte mir was ich sehen sollte und lehrte es mich verstehen.