Atma Bodha

(Selbsterkenntnis) die geistige Grundlage der Yogalehre

Von Sankaracharya

Vorbemerkung von Franz Hartmann:

Die wahre Selbsterkenntnis, mit anderen Worten die Erkenntnis der Wahrheit, Gotteserkenntnis oder Theosophie besteht darin, dass der Mensch sein eigenes, innerstes, wahres und göttliches Wesen, das Licht, welches der Grund und die Ursache seines Daseins als persönliche Erscheinung ist, selber im Geiste und in der Wahrheit erkennt.

Diese göttliche Selbsterkenntnis, die Selbsterkenntnis Gottes im Menschen ist der Endzweck alles Daseins, aller Religion, aller Kultur und Wissenschaft; denn ohne sie ist der irdische Mensch nur ein Gebilde der Täuschung und wesenlos. Nur mit dem Anfange der wahren Selbsterkenntnis beginnt des Menschen wirkliches Sein.

Die Selbsterkenntnis wird weder durch ein Anhängen an ein finsteres Zelotentum, noch durch pfäffische Unterwürfigkeit unter die Dogmen irgend eines Systems noch durch moderne Zweifelsucht, noch durch objektive wissenschaftliche Beobachtung, noch durch ein gläubiges Annehmen irgendwelcher Theorien und Hypothesen, noch durch irgend einen Personenkultus, sondern  lediglich durch das eigene innerliche Erwachen der Seele erlangt.

(Atma Bodha in PDF, bitte auf das Bild klicken.)

Um dieses Erwachen möglich zu machen, dazu gehört die Fähigkeit, vorurteilsfrei zu denken, eine klare Weltanschauung, selbstlose Hingebung zum Besten der ganzen Menschheit und aller Kreaturen innerliche Ruhe und Zufriedenheit und der Wille, von den Irrtümern, Verlockungen und Täuschungen der Sinneswelt, sowie aller Begierden und Leidenschaften, die dem Egoismus und der Selbsttäuschung entspringen, frei zu sein.

Der Weg hierzu ist in allen Schriften der Weisen, der "Heiden" sowohl der "Christen" beschrieben und wird von allen wirklichen Philosophen seit seit undenklichen Zeiten gelehrt. Nirgends aber findet sich diese Lehre kürzer, klarer und deutlicher ausgesprochen, als in Sankaracharyas Atma Bodha und Viveka Chudamani (Palladium der Weisheit). Seine Tattwa Bodha (Daseinserkenntnis)  bildet hierzu den streng wissenschaftlich erläuterten Teil.

Das Wesen der Selbsterkenntnis wird hiermit zum Wohle derjenigen erklärt deren Dunkel durch den Feuereifer der Liebe zerstreut worden ist , die den Frieden gefunden, deren Leidenschaften verschwunden sind, und die nach Freiheit streben.

1.
Die Weisheit ist das Einzige, was zur Freiheit verhilft. Wie man ohne Feuer nicht kochen kann, so kann man auch ohne Weisheit keine vollkommene Freiheit erlangen.
2.
Da Erkenntnis und Wirken einander nicht entgegengesetzt sind, so wird auch durch das Vollbringen von (guten) Werken allein, die Nichterkenntnis nicht aufgehoben; aber durch die Weisheit wird die Torheit zerstört, sowie die Dunkelheit durch das Licht, wenn die Wolken verschwinden.
3.
Das wahre Selbst, in Nichterkenntnis gehüllt, wird, wenn diese Hülle zerstört wird, in seinem eigenen Lichte leuchten, wie die Strahlen der Sonne, wenn die Wolken verschwunden sind.
4.
Wenn das durch Nichterkenntnis verdunkelte Leben durch die Annäherung der Weisheit aufgeklärt wird, so verschwindet der Wahn von selbst, so wie das Wasser durch Zusatz eines hierzu geeigneten Mittels sich klärt.
5.
Diese Welt ist wie ein Traum, erfüllt mit Lieben und Hassen. So lange dieser Traum dauert, sieht er aus wie die Wirklichkeit; wer aber erwacht ist, der erkennt, dass er bloss eine Täuschung ist.
6.
Diese flüchtige Welt erschein als eine Wirklichkeit, so wie der Silberglanz einer Perle dem Silber gleicht, so lange das Ewige nicht erkannt wird, das eine Wesen von allem, zu dem es kein zweites gibt.
7.
In dem wahren bewussten Selbst, dem alles durchdringenden und (ewig) dauernden Selbst, das alles erfüllt, sind alle offenbaren Dinge enthalten, so wie im Golde Armbänder enthalten sind.
8.
Wie der Äther, der Herr der Sinne, der Strahlende, in viele Gestalten gekleidet, selber geteilt zu sein scheint, weil seine Gewänder geteilt sind, aber nur ein einziger in seiner Reinheit erkannt wird, wenn diese Hüllen zerstört sind.
9.
So wird auch infolge der Verschiedenheit der Formen, Geschlechter, Namen und Wohnplätze diese Verschiedenheit auf das Selbst bezogen, so wie man sagt; der Geschmack und die Farbe dieses Wassers ist von jenem Wasser verschieden, während Wasser in seiner Reinheit doch nur ein einziges ist.
10.
Aus den fünffach vermischten Elementen zusammengesetzt, infolge der Summe der Werke, ist der Leib (Sthula-Sharia) der Ort, in welchem Lust und Schmerz erfahren werden.
11.
Indem der Astralkörper (Sukshma-Sharia) der Träger des fünffachen Lebensatems), des Gemütes, der Seele und der zehn Kräfte ist, welche aus den unvermischten Elementen gebildet sind, ist er das Instrument zum Genusse von Freud und Leid.
12
Aus ewiger unaussprechlicher Nichterkenntnis*) ist das himmlische Gewand, der ursächliche Körper (Kârana-Sharîa) geboren, aber das Selbst sollte als etwa von diesen drei Gewändern Verschiedenes betrachtet werden.
(*Die "Nichterkenntnis", von welcher hier die Rede ist, ist nur insofern vorhanden, als selbst in diesem erhaben verklärten Zustande die Idee des vom Allselbstbewusstsein verschiedenen Selbstbewusstseins vorhanden ist.)
13
Durch den fünffachen Schleier der (Maya) verhüllt, scheint es, als ob das Selbst (Atma) an der Natur dieser Gewänder Teil hätte, wie ja auch ein Kristall auf blauem Grunde blau zu sein scheint.
14
Durch den Verstand sollte das wahre innere Selbst von den dasselbe umgebenden Hüllen unterschieden werden, so wie man das Sichten den Reis von Spreu und Hülsen befreit.
15
Wenn auch das Selbst (Atma) überall vorhanden ist, so erscheint es doch nicht überall in seinem eigenen wahren Lichte. Lasst es in eurer reinen Vernunft scheinen, wie ein reines Licht in einem klaren Spiegel.
16
Vielheit und Verschiedenheit entsteht durch Leiber, Kräfte, Gemüter, Seelen und Naturen; findet das Selbst (in euch selbst), welcher der Zeuge dieses Daseins ist, den ewigen Herrscher von allem. 
17
Infolge der Geschäftigkeit der Kräfte scheint es denjenigen, die nicht zu unterscheiden verstehen, als ob das Selbst (Atma)  geschäftig wäre, wie auch der Mond durch die Abendwolken zu wandern scheint. 
18
Tritt aber die wahre Selbsterkenntnis ein, so wird erkannt, dass sich Leib, Kräfte, Gemüt und Vernunft in ihren eigenen Gegenständen bewegen, so wie die Leute im Sonnenschein.
19
Die Eigenschaften des Leibes und der Kräfte, der  Werke und Merkmale sind infolge der  Nichterkenntnis in Bezug auf das reine, fleckenlose Selbst wie das Himmelblau in Bezug au den Himmel.
20
Infolge der Nichterkenntnis (der Täuschung des "Ichseins")  wird die Täterschaft der geistigen Hüllen dem Selbst (Atma) zugeschrieben, wie wenn der Mond sich im bewegten Wasser spiegelt, es aussieht, als ob der Mond sich darin bewege.
21
Leidenschaften, Begierden, Lust und Schmerz bewegen sich in der reinen Seele hin und her, aber im tiefsten Innern ist Ruhe; sie gehören der Seele, nicht aber dem Selbst.
22
Im kalten Licht der Sonne strahlend, erwärmen  die Wasser der Feuer eigene Natur. Das Sein, das Bewusstsein, Glückseligkeit, beständige Fleckenlosigkeit, die ist das Selbst.
23
Wenn das dem Selbst angehörende Sein (die Wahrheit) und das Bewusstsein, beide mit der Tätigkeit der Vernunft durch die Nichterkenntnis (die Täuschung des "Ichs"
) verbunden sind, dann entsteht die Vorstellung des "Ich weiss"!
24
Im Selbst (Atma) findet keine Veränderung statt. In ihm ist kein Wissen durch die Vernunft. Durch das auftreten des Lebens als Einzelerscheinung entsteht der Irrtum, die Vorstellung eines Ichss, welches handelt und wahrnimmt.
25
Man hält die Lebenstätigkeit im Selbst für das Selbst, wie einen Strick für eine Schlange, und dadurch entsteht furcht. In der Erkenntnis aber, dass ich nicht die Lebenstätigkeit, sonder das höhere Selbst (das Leben selber) bin, verschwindet die Furcht.
26
Das Selbst allein erleuchtet die Vernunft und die anderen Kräfte, so wie eine Lampe das Wassergefäss. Das Selbst kann aber durch diese trägen Kräfte nicht erleuchtet werden.
27
In der Selbsterkenntnis hat die Kenntnis eines anderen keinen Wert, weil die Erkenntnis des Selbsts eigenes Wesen ist. Ein Licht braucht kein anderes Licht, um es zu erleuchten, es schein aus sich selbst.
28
Suchet die Einheit des Selbst im Leben mit dem höchsten Selbst durch die Übung der grossen Worte zu finden, indem Ihr euch sagt: "Es ist nicht dieses! Es ist nicht das!"(Die "grossen Worte" sind diejenigen, durch deren Aussprechen der Mensch sich sein eigenes höhers Selbst ins Gedächtnis ruft und daran festzuhalten strebt, wie z.B. Tatwam asi "Ich bin Du.")
29
Das Sichtbare, nämlich der Leib und alles, was aus der Nichterkenntnis (Avidya) entspringt, ist ebenso vergänglich wie eine Seifenblase. Ganz abgesehen von diesem müssen wir das unbefleckte "Ich bin der Ewige"! finden.
30
Da ich etwas anderes bin als der Leib, so sind nicht mein die Geburt, Verfall, Leiden und Auflösung, noch bin ich an die Wahrnehmungen durch die Sinne oder anderen Gegenständen gebunden, denn das Selbst (Atma) ist von den Kräften verschieden.
31
Da ich etwas anderes bin als das Gemüt, so sind nicht mein der Schmerz, Zorn, Hass und die Furcht; über alle Lebenstätigkeit und Fühlen und Denken steht das reine Selbst. So hat es seine Offenbarung gelehrt.
32
Aus diesem (Atma) wurden geboren die Lebenskraft, das Gemüt und alle die anderen Kräfte, Äther, Luft, Feuer, die Wässer und die Erde, die alles erhält.
33
Ohne Eigentum oder Tätigkeit, (ewig) dauernd, frei von Zweifel, fleckenlos, unveränderlich, grenzenlos und völlig frei bin Ich, der unbefleckte Eine.
34
Ich bin wie der Äther, aussen und innen alles. Ich bin niemals (in Sünde) gefallen, stets das Allgute, rein und an nichts klebend, fleckenlos und unbegrenzt.
35
Der ewig reine alleinige Eine, die ungeteilte Seligkeit, der Unvergleichliche, die Wahrheit, Weisheit, endlos, der Allerhöchste, Ewige, der bin Ich.
36
Die Erinnerung "Ich bin der Ewige" nimmt, wenn sie festgehalten wird, den Irrtum der Nichterkenntnis hinweg so wie ein Heilmittel eine Krankheit entfernt.
37
In einer einsamen Stelle sitzend, leidenschaftslos, die Kräfte der Sinne wohl beherrschend, richte dein ganzes Gemüt auf Mich und gib keinem anderen Gedanken Raum, als an den Ewigen.
38
Von gutem Willen erfüllt und in deinen Gedanken alles Sichtbare in dem Selbst versenkend, richte dein Herz auf das Eine, das Selbst, das rein ist wie der strahlende Äther.
39
Wirf ab Name, Farbe und Form; der Erkenner des Höchsten ruht in dem Wesen des vollkommenen Bewusstseins und Seligkeit.
40
Im höheren Selbst gibt es keine Verschiedenheit zwischem dem Erkenner, dem Erkennen und dem Erkannten, denn durch sein eigenes Wesen, Bewusstsein und Seligkeit leuchtet dieses strahlende Selbst aus sich selbst.
41
Befestige die Fackel des Gedankens im Sockel des Selbst und lasse die entzündete Flamme der aufsteigenden Weisheit dasjenige zerstören, was die Nichterkenntnis ernährt. 
42
Wie beim Anbruch der Morgendämmerung die Nacht, so wird durch die Selbsterkenntnis der Das Dunkel zerstört. Dann wird das Selbst offenbar, leuchtend wie eine strahlende Sonne.
43
Wenn auch jeder das Selbst ewig besitzt, so ist es doch, als ob er es nicht besässe, solange er es nicht erkennt. Wenn aber die Nichterkenntnis verschwindet, so wird es
offenbar, wie eine Perle, die man am Halse trägt.
44
Die Vorstellung des Geteiltseins des Lebens im Ewigen entsteht durch Irrtum, ähnlich wie man (von Ferne gesehen) einen Mann für einen Pfahl halten kann; wird aber die Wirklichkeit erkannt, s hört dieser Irrtum auf.
45
Durch den Genuss (das Selbstbewusstwerden) seiner wahren Natur wird im Menschen die Weisheit geboren und die Torheit (Avidya)  des "Ich" und "Mein" verschwindet, so wie ein Irrtum, wenn er aufgeklärt wird.
46
Derjenge welcher nach der Vereinigung (Yoga) strebt und in den Besitz der wahren Erkenntnis gelangt, sieht mit dem Auge der Weiheit, dass alles auf seinem eigenen Selbst beruht.
47
Diese ganz sich bewegende Welt ist das Selbst; alles was nicht Selbst ist, ist nichts (D.h. was nichts Wesentliches ist, ist blosser Schein; es scheint etwas zu sein, ist aber im Grunde genommen nichts. Wie könnte aber der Scheinmensch einsehen, dass er nichts als ein Schein, solange nicht die Wahrheit in ihm offenbart und er sich dadurch in ihr erkennt? Deshalb sind diese tiefen Weisheitslehren auch nicht für jedermann verständlich, und nur für diejenigen geschrieben, welche nach Selbsterkenntnis zu streben bemüht sind.); so wie alle irdenen Töpfe Lehm sind so sind für den Weisen alle Dinge das Selbst. 
48
Wenn du diese Wahrheit einsiehst, so mache dich frei von den Eigenschaften, vom allem, was deine wahre Natur verbirgt, und tritt ein in die Wirklichkeit (das wahre Sein), in das (wahre) Bewusstsein, in die (wahre) Seligkei, vergleichbar mit einer Raupe, aus der ein Schmetterling wird. 
49
Wer nach der Vereinigung (mit seinem göttlichen Selbst) ernsthaft trachet, der überschreitet das Meer der Täuschung, er tötet die Ungeheuer der Leidenschaften und des Hasses, und indem er den vollkommenen Frieden erlangt hat, strahlt er (im Lichte der Wahrheit) in dem Garten des Selbsts.
50
Er schüttelt die Fesseln der äusserlichen vergänglichen Freuden ab, und indem er zu der Seligkeit des wahren Selbst zurückkehrt, strahlt er in innerlicher Reinheit wie das Licht in einer Lampe.
51
Wer Selbsterkenntnis errungen hat, und wenn er auch in Verkleidung (Körper u.s.w.) verborgen ist, wird durch deren Eigenschaften nicht besudelt, wie auch der reine Äther nichts von den Eigenschaften der Dinge annimmt; der Weise, wenn er auch alles kennt, steht (als Person betrachet) als ob er nichts wüsste; er bewegt sich unbehindert, frei wie die Luft. (Diese sich stehts wiederholende, aber auch allgemein missverstandene Lehre ,die sich auch im Christentum vorfindet (I. Johannes III, 6)  mag vielleicht einer weiteren Erklärung bedürfen. Es ist nämlich hier nicht von dem persönlichen Menschen, sondern vom Gottmenschen die Rede. Wer mit "Christus" (dem Selbst) vereinigt bleibt, der sündigt nicht und hat auch kein Verlangen zu "sündigen" ; ist aber das Verlangen zur Sünde in seiner Natur, viel weniger ein Beherrscher der Welt, sondern ein gewöhlicher Mensch , der sich selbst belügt. (I. Johannes I, 10.) Und wie mit dem "Sündigen", so ist es auch mit allem Selbstwissen, Selbstwollen, Selbstrechthaben, Selbstgefälligkeit u.s.w. Deshalb sagten die alten Rosenkreuzer:"Ich verlange nichts anderes zu wissen, zukönnen oder zu lieben, und habe keinen anderen Wunsch, Freude oder Verlangen weder im Himmel noch auf Erden, als dasjenige, was von dem lebendigen Wort kommt, das in uns Fleisch geworden ist.  (Secret Symbols. I,12). Wer das Scheinselbst verlassen hat, dem alle Scheintugenden, Scheinwissen, Scheinliebe u.s.w. angehören, der hat mit diesem Scheinwesen nichts mehr zu tun; wer aber noch damit zu tun hat, der hat es auch nicht verlassen, wenn er sich dabei auch einbildet, darüber erhaben zu sein.     
52
Der Weise, frei von allen Verkleidungen (Maske = Persona) geht vollständig auf im allgegenwärtigen, alles durchdringenden, alles erfüllenden Einen, wie ein Wassertropfen im Meere, Äther im Äther, wie ein Feuerfunke im Licht.
53
Der alles übertreffende Gewinn, die alle Freuden übertreffende Seligkeit, die alle Kenntnisse übertreffende Weisheit; opfere darin dich auf, dies ist das Ewige. (Indem er als beschränkte Persönlichkeit alles aufopfert, wird er selbst zum grenzenlosen Sein, zru Liebe, zur Selbsterkenntnis, zur Seligkeit, die sich selber geniesst.
54
Wer dies sieht, für den gibt es weiter nichts zu sehen; wer dieses selber ist, für den gibt es nichts mehr zu werden; wo dieses erkannt wird, da ist nichts weiteres zu erkennen. (Er ist und erkennt alles selbst, und erfreut sich in allem seines eigenen Daseins.)
55
Aufwärts und abwärts und nach allen Richtungen vollkommen Sein, Bewusstsein, Seligkeit ohnegleichen; endlos und ewig nur der Alleinige. Opfere dich darin auf, denn dies ist der Ewige.
56
Durch Erkenntnis, dass es kein anderes (wirkliches) Dasein gibt, gelangt der Schüler des Veda (Wortes) zur Anschauung des Unwandelbaren, der unteilbaren Seligkeit, dem Alleinigen. Opfere dich darin auf, denn dies ist der Ewige.
57
Brahma und all die Götter nehmen Teil an der Seligkeit des unteilbaren Einen, in dem sie von Ihm abhängig sind (wie die Zweige eines Baumes ihre Nahrung aus der Wurzel erhalten.
58
Derjenige durch dessen Schein die Sonne und alles Licht leuchtet, der aber von keinem anderen Dinge sein Licht empfängt, Er, durch den alles entsteht; Er ist der Ewige ist im Weltall wie das Geronnene in der ganzen Menge der Milch.
59
Derjenige, durch dessen Schein die Sonne und alles Licht leuchtet, der aber von keinem anderen Dinge sein Licht empfägt, Er, durch den alles entsteht; Er ist der Ewige. Dies sollsst du bejahen.
60
Allgegenwärtig, innerhalb und ausserhalb; Er, der die ganze sich bewegende Welt scheinen macht (was sie ist) , Er der Ewige, leuchtet (in seinem eingenen Lichte) wie die Glut in einer glühenden eisernen Kugel.
61
Der Ewige ist nicht die sich bewegende Welt; Er ist von dieser verschieden. Dennoch ist alles, was nicht Er ist, ein Nichts und an sich selbst wesenlos (blosse Erscheinung). Alles, was etwas anderes als der Ewige zu sein scheint, istg Täuschung, änlich der Luftspiegelung in der Wüste.
62
Alles was man sieht oder hört ist (wesentlich) nichts anderes als der Ewige. Durch die Erkenntnis der Wahrheit (Wirklichkeit) wird erkannt. Dies ist Dasein, Bewusstsein, Seligkeit ohnegleichen.
63
Das Auge der Weisheit allein (nicht das Auge des Gelehrtendünkels, der Schwärmerei oder Phantasie) schaut die allbewegende Dreiheit von Dasein-Bewusstsein-Seligkeit (Satchitananda), das Selbst (Atma). Das Auge der Unweisheit (Nichterkenntnis) sieht es ebensowenig, als der Blinde die leuchtende Sonne.
64
Das persönliche Leben aber, welches durch das Feuer der Selbsterkenntnis, durch reines Leben und Denken entzündet, durch und durch geäutert ist, wird frei von allen Flecken und scheint wie reines Gold.
65
Das Selbst (Atma), welches am Firmament des Herzens aufsteht, ist die Sonne der Weisheit, welches das Dunkel zerstreut; überall gegenwärtig und alleserhaltend strahlt es und erleuchtet das All. 
66
Wer Raum und Ort und Zeit nicht mehr beachtet, und mit völliger Zuversicht in dem geheiligten Tempel des göttlichen Selbsts, dem alles bewegenden, dem Herrn der Natur, dem Unbeschränkten und Fleckenlosen sein Dasein zum Opfer bringt; der erlangt die Selbsterkenntnis des Alleinigen, und indem er im Ganzen lebt, wird er unsterblich.