Aus dem Briefkasten Lotusblüten 1897 2. Semester / Spitualismuns und Spiritismus / Seite 3

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Aber der Spiritismus sollte solange er nicht verstanden wird, ein gefährliches Ding. Wer sich fremden Einflüssen, die er nicht kennt, hingibt, und von Ihnen besessen wird, der  verliert dadurch nicht nur leicht seinen moralischen Halt, und seine Lebenskraft, welche die Elementarwesen aus ihm ziehen und zur Hervorhebung der Phänomene benützen; sonder er wird selbst willenlos und verliert am Ende seine geistige Individualität, das Höchste, nach dem der Mensch streben kann, und welche in ihm wachsen und in Harmonie mit dem ganzen kommen soll, bis dass endlich der Wille und das Denken der Menschen zur Uebereinstimmung mit der göttlichen Weisheit gelangt.

 

(Dass die berühmtesten "Medien" der damaligen Zeit alle in Wahnsinn oder Selbstmord endigten, ist bekannt. Auch ist dies von "chronischen Besessenen" nicht anders zu erwarten, da sie sich selbst, d..h. Ihre Vernunft und Ihren freien Willen verloren haben. Sich selbst in der Wahrheit zu finden und seine geistige Individualität d.h. den Charakter zu befestigen und in Einklang mit der Harmonie des einheitlichen Ganzen zu bringen, ist der höchste Zweck des menschlichen Daseins. Dardurch wird Mensch und Gott eins. Erst wenn man sich selbst gefunden hat, kann man dieses Selbst der Gottheit zum Opfer bringen).

Wie es töricht ist, sich an das Phänomenale zu klammern, oder geistige Dinge auf materielle Weise erklären zu wollen, ebenso töricht ist es das Dasein des Geistes zu leugnen und die eigene Intuition zu verwerfen. Dies ist in der Tat die "Sünde gegen den heiligen Geist, welche nicht vergeben werden kann."; denn keine Art von Vergebung kann uns dasjenige verschaffen was wir nicht annehmen wollen. Es gibt "Theosophen", welche sich einbilden die Theosophie bestehe darin, dass man über den Spiritismus schimpft, und es gibt Spiritisten, welche jeden Zweifel darüber, dass von Ihnen beobachteten Phänomene von den geistern Ihrer verstorbenen Freunde herrühren, als einen Zweifel an Ihrer Intelligenz auffassen und sich um keinen Preis von Ihren Wahnideen abbringen lassen wollen.

 

Es handelt sich weder um ein blindes Verwerfen, noch um ein gläubiges annehmen, sondern um das richtige Verständnis des Gesetzes, welches nur durch die innerliche Erfahrung und den eigenen geistigen Fortschritt erlangt werden kann.

"Für längere Zeit wandelte FH im Narrenparadiese des phänomenalen Spiritismus; aber nur so lange, bis er dasselbe nach allen Richtungen kennengelernt hatte. Er las viel, schrieb Aufsätze über den Spiritismus und liess sich darüber in eine Zeitungspolimik ein, die ihm mehr schaden als Nutzen brachte; weil das Publikum in den Dingen, über welche er schrieb, keine Erfahrung hatte, und dieselben nicht verstand.

Mittlerweile  verbreitet sich der Ruf von Kati Wenworth als "Medium " unter bekannten und Freunden; sie wurde heute da und morgen dort eingeladen, um Sitzungen zu halten . Dabei wurde Sie von den Geistern vampyrisiert, und Ihre Lebenskraft erschöpft. Die "berühmtesten medizinischen Autoritäten au der Geisterwelt" kamen und verschrieben ihr die unsinnigsten Rezepte, wobei Sie von diesen nur noch mehr Ihrer Kräfte beraubt wurde; bis zuletzt eine allgemeine Nervenschwäche und Lähmung eintrat, und sie nacheinjährigem Krankenlager, vom Midiumismus zu Grundde  gerichtet, im Jahre 1877 in Galveston starb.

Es gäbe genug Stoff zum Lachen, wenn man allen den Unsinn, welchen der Unverstand aus den spiritistischen Phänomenen zu Tage brachte, beschreiben wollte. Da gab es kaum einen Spiritisten, der nicht fortwährend von irgend einer hohen verstorbenen Persönlichkeit begleitet war. Solange die offizielle Wissenschaft von diesen Elementarwesen, von denen manche teuflischer Natur sind, nichts weiss, wird es Ihr auch nicht gelingen, die Ursachen gewisser spiritistischer Phänomene zu entdecken. Dass sie aber nichts davon weiss ist ein Glück für die Menschheit, denn wenn Personen, die noch nicht denjenigen Grad der sittlich-geistigen Vollkommenheit erreicht haben, welcher sie davor schützen würde, die geheimen Kräfte in der Natur nicht zu missbrauchen, die Macht über diese teuflischen Wesen erlangen würden, so wäre niemand mehr sicher, nicht von wissensdurstigen Jüngern der schwarzen Magie als"Versuchsobjekt" zur Befriedigung der wissenschaftlichen Neugierde gewählt zu werden. Wissenschaft ohne Liebe führt zur Grausamkeit und Verbrechen.

Der Spiritismus hat den Zweck, den blinden Materialisten, der alles ableugnet, was er nicht mit den Händen greifen kann, darauf hinzuweisen, dass sein Grössenwahn eine Täuschung ist, und dass er noch lange nicht alles weiss. Er dient dazu, seinen Eigendünkel zu dämpfen und ihm begreiflich zu machen,dass Shakespeare Recht hat, wenn er sagt, dass es im Himmel und auf Erden Dinge gibt, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen lässt. Damit aber das Phänomenale seinen Zweck erreicht, und es hat weiter keinen Zweck mehr, den Phänomenen nachzulaufen und gläubig alles anzunehmen, was von den angeblichen "Geistern" gepredigt wird, oder bei der Beurteilung dieser Phänomene von falschen Voraussetzungen auszugehen.

Sondern es handelt sich vielmehr darum, die Ursachen dieser Tatsache zu erforschen, und dies kann nicht durch eine Beobachtung und Vergleichung der Phänomene allein, sondern nur dadurch geschehen, dass man selbst im Besitze von Geist ist und durch diesen die geistigen Gesetze erkennt. Die Erkenntnis der eigenen geistigen Natur bietet et uns den Schlüssel zum Verständnis der Geisterwelt. Was aber diejenigen.....betrifft, welche alle spiritistischen Phänomene auf "Betrug von Medien " und "Taschenspielerei" zurückführen wollen, so sind deren Einwendungen keiner Beachtung wert. Es gibt allerdings Betrüger, die für Medien gelten wollen und es nicht sind, wie es ja in allen Ständen Betrüger gibt; aber der Verfasser (FH) hat noch keine "Entlarvung eines wirklichen Mediums" gesehen, durch welche etwas anderes entlarvt wurde, als die Unwissenheit des Entlarves.

Man sollte nicht das verwerfen, was man nicht kennt; wohl aber sollte man sich bestreben, auf dem Wege des Fortschrittes nicht sitzen zu bleiben, in keinem Systeme sich einzukapseln, sondern darüber hinauszuwachsen und zur Selbsterkenntnis im Inneren zu gelangen. dies ist mit allen religiösen und wissenschaftlichen Systemen und auch mit dem Spiritismus der Fall. Der Mensch kann die Vollkommenheit erst dann wirklich kennen, wenn er selbst in der Erkenntnis vollkommen geworden ist.

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