Die Würde des Menschen ist
unantastbar. Und das hat etwas mit der Demut zu
tun. In dem Moment, in dem ich mit
der Demut so weit zurückgehe,
dann verliere ich meine Würde als Mensch und das darf nicht
geschehen. Es ist sehr wichtig, dass man das begreift, dass man so
weit nicht gehen darf.
Um jetzt noch einmal auf das Thema "Verzeihen" zurück-zukommen:
Viele Menschen sagen sich: Warum soll ich verzeihen, wenn ich doch
im Recht bin -wobei immer die
Frage ist, was ist Recht? Recht ist für denjenigen so, wie er es
sieht, ob das dann wirklich Recht
ist, das ist eine andere Sache. Bei Gericht ist es auch so, es
bekommt nicht der
Recht, der Recht hat, sondern der Recht bekommt. Was rechtens ist
oder nicht, das muss letzten Endes auf einer anderen Warte
entschieden werden. Wir können nur, um unser Rechtsgefühl zu
empfinden, danach gehen, was unser Gewissen uns benennt. Wenn unser
Gewissen plötzlich uns dagegen spricht, dann wissen wir genau, dass
wir etwas falsch gemacht haben. Dann spüren wir das. Viele Menschen
sagen dann mit ihrem Verstand: Das ist mir egal, ich bin im Recht,
das Gewissen interessiert mich überhaupt nicht. Wenn er sich dem
Engel der Vergebung widmen würde oder wenn er sich an ihn wenden
würde, dann wäre das anders für ihn. Dann würde er begreifen, dass
er das könnte.
Wahrheit ist, dass es
beides Träume sind, denn, wenn Sie wach werden, träumen Sie auch
weiter. Sie träumen, wenn Sie wach sind, Sie träumen, wenn Sie ins
Bett gehen, es ist alles ein Traum, weil es eine reine
Illusion ist. Aber wir halten dieses Wachsein für wach und
den Traum im Schlaf für schlafen.
Das ist der Punkt, um den es hierbei geht.
Wenn man das Urlicht sehen und das Bewusstsein
halten will oder halten muss, wenn man es überhaupt sehen will, dann
muss man sich über dieses Thema im Klaren sein, dass man ganz klar
sieht, was ist Traum und was ist Wahrheit. Und diese Wahr-heit ist
nun mal eben so, das ist dieses Höhere Wachsein,
von dem wir schon mal gesprochen haben. Dieses Höhere
Wachsein,
das war im ersten Gesprächskreis, was
praktiziert werden muss
zu Lebzeiten, dass ich alles das tue, dass ich mit
meinen Sinnen hellwach bin.
Ja, nun fragen wir uns, was ist denn eigentlich das Urlicht? Wo kommt das her? Warum ist das so furchtbar wichtig?
DAS URLICHT SIND
WIR SELBST. Es ist unsere eigene Begegnung
mit unserem GÖTTLICH -GESCHAFFEN SEIN. Mit dem, was
wir LIEBE nennen, was wir auch im letzten
Gesprächskreis gesagt haben, ES IST ALLES LIEBE,
WIR SIND LIEBE und LIEBE durchströmt uns
ständig. Diese LIEBE, diese
GÖTTLICHE LIEBE, diese SPIRITUELLE LIEBE
sehen wir in dem Augenblick als Spiegelbild in unserer
eigenen Konfrontation.
UND DANN ERKENNEN WIR IN DIESEM AUGENBLICK, WER WIR WIRKLICH SIND.
Und wenn wir DAS also
erkannt haben, dann sind wir FREI!
FREI von dieser Illusion dieses Lebens und wir brauchen
nicht mehr zu reinkarnieren. Wir können es, aber wir müssen
es nicht.
Und die GNADE kann es
letztendlich nur sein, die diese Befreiung bringt. Weil wir das
Restkarma nie abtragen können. Wir würden ununterbrochen neues Karma
schaffen
und Karma wieder vernichten, das wäre so, wie es die zehnte Tarot
-Karte aussagt, das Schicksalsrad, es würde sich ununterbrochen
drehen, ohne irgendwo einen Aufenthalt
zu finden. Der letzte Moment kann nur durch die göttliche Gnade
erlassen werden. Aber diese Gnade muss man sich verdienen. Man muss
sie sich insofern verdienen, dass
man sich während des Lebens diesem Schöpfer zuwendet.
Tut man das nicht, kann man es nicht erwarten. Das hat nichts damit
zu tun, dass Gott uns nicht liebt oder dass er vielleicht dort
Ausnahmen macht und sagt, mit denen mache ich es so und bei jenen
mache ich es so, das hat nichts damit zu tun, sondern es geht ganz
einfach darum, dass man sich die Gnade verdienen muss.
Gott hilft uns erst in dem
Augenblick, in dem wir als Menschen alles das, was wir selbst machen
konnten, gegeben haben. Dann kommt er. Der Pfarrer von Ars hat das
mal so
schön ausgedrückt, er hat gesagt: Gott lässt alles erst bis
zum Chaos kommen und dann greift er ein, im letzten
Augenblick.
Wenn Sie sich das mal so als ein rotierendes Rad
vorstellen, früher gab es die auf Rummelplätzen, da gab es Räder, da
konnten die Menschen sich drauflegen und festhalten, solange es
ihnen möglich war, aber durch die Bewegung wurde immer wieder einer
raus katapultiert, bis sich zuletzt noch einer gehalten hat. Ich
weiß nicht, wie die Dinger hießen. Aber so ähnlich ist es hier auch:
Sie werden solange geprüft bei der ganzen Geschichte, solange, wie
Sie sich halten können.
Teilnehmer: Ich habe schon noch
Probleme zu sagen: Ich bin Liebe.
Frater Gragorianus: Ja, das ist auch nicht einfach.
Das ist sehr schwer. Wir werden wahrscheinlich immer wieder an
unsere Grenzen kommen und da machen die Menschen auch ihren großen
Fehler. Ich habe das immer wieder von Menschen gehört, mit denen ich
zu tun hatte, die haben dann gesagt: Ja, wenn wir erst einmal da
sind wo Sie stehen. Ich sagte dann: Was? Wo stehe ich denn? Wo stehe
ich denn? Sie sagten
dann: Ja.... Ich sagte: Nein, nein, das ist eine falsche
Vorstellung. Sie müssen sich jeden Morgen, wenn Sie
aufstehen, den Tag mit diesen sieben Disziplinen, wenn ich
das so nennen will, neu erkämpfen. Sie sind am
Abend genauso, wenn Sie ins Bett gehen, weg und wenn Sie morgens
aufstehen, dann sind die Probleme wieder da. Es ist
nicht so, dass man jetzt einen Freibrief bekommt, wenn man einen
geistigen Weg gegangen ist, dass man dann sagen kann: Jetzt ist
alles vorbei, jetzt ist alles nur noch eitel Sonnenschein. Nein,
nein, nein: Der Kampf wird bis zum letzten Atemzug hier
ausgefochten.
Der Kampf muss jeden Tag neu aufgenommen
werden, auch um die Liebe muss jeden Tag neu
gekämpft werden. Da gibt es keine Konstante.
Das ist nicht erreichbar, nur, man kann natürlich, wenn man solche
Disziplinen übt und durchführt, immer näher
dem Himmel kommen und es fällt Ihnen dann leichter, das
alles zu bewältigen. Es ist nicht mehr so, dass wir diese Last
tragen müssen.
Wir sprachen vorhin von diesen Dächern, die durch den
Schnee zusammenbrechen, in dem Moment, wenn der Schnee
heruntergenommen wird, bricht das Dach ja nicht zusammen, es bricht
ja nur zusammen, wenn der Schnee drauf liegt -und wenn wir jetzt
diesen Schnee (als Metapher gesehen) auf unserer Seele lasten
lassen, statt wir ihn wegschmelzen, dann leidet man eben anders
darunter. Aber es wird irgendwo besser werden in dem Augenblick,
wenn wir sagen können: Ja, ich habe das jetzt begriffen, ich habe
das jetzt gesehen, wie es abläuft und dann kann ich mich anders auf
diese Dinge
einstellen.
Aber die Disziplin zu erreichen und am Ende das
Urlicht zu sehen -da muss ich immer wieder darauf
zurückkommen, denn es ist unser Thema -ist und bleibt das Wichtigste
und das Praktizieren dieser Dinge, von denen wir gesprochen haben.
Auch, wenn es uns mit der Liebe noch schwer fällt,
es wird uns immer irgendetwas schwer fallen, denn gerade, weil wir
selbst Liebe sind, ist die Verletzung in
der Liebe das Schlimmste. Alle anderen
Verletzungen, die uns begegnen können, sind sicher auch nicht gerade
angenehm, aber die Verletzungen in der Liebe sind das Schlimmste.
Und das
fängt schon im Kleinen an. Jetzt spreche ich gar nicht von der
Kosmischen Liebe, bleiben wir mal bei der menschlichen Liebe.
Urlicht: Das haben wir noch
nicht genau definiert, was wir darunter verstehen.
Dieses SPIRITUELLE FEUER -und GOTT ist, wenn wir
IHN am nächsten überhaupt definieren können, wir
können IHN ja nicht definieren, weil ER
ALLES IN ALLEM ist, dann müssten wir unzählige Dinge
aufzählen und wir würden am Ende nie fertig, aber ER
kommt dem SPIRITUELLEN FEUER am
nächsten.
Was ist denn das? Was ist ein SPIRITUELLES FEUER?
Was soll man sich darunter vorstellen? Es ist ein ganz
intensives Licht, URLICHT, und dieses
intensive Licht zeigt
uns unsere eigene Identifikation in dem Moment, in dem wir
ihm begegnen. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal
Berichte von so genannten Nahtoderfahrungen gelesen haben. Diese
gibt es heute in großer Anzahl. Es ist immer wieder die Rede davon,
dass irgendein Licht am Ende eines Tunnels auf den Menschen
zugekommen ist, was uns in Liebe einbinden kann, was für alles
Verständnis hatte und ein wunderbares Gefühl
hervorgerufen hat. Das war die Begegnung mit uns selbst. Wir
sind uns selbst begegnet in diesem Urlicht.
Und diese Begegnung können Sie auch schon zu Lebzeiten
erreichen! Die großen Heiligen haben das zu Lebzeiten erreicht. Sie
haben aber alle gesagt, im Tod ist es noch einmal ganz besonders
wichtig, weil es dann intensiver ist, weil dann der Körper weg ist.
Während, wenn man es in der Meditation erlebt, kann man das auch,
kann man das wunderbar. Bloß, da ist es kein weißes Licht,
das habe ich schon einmal
gesagt, sondern es ist ein blaues Licht, solange Sie im
Körper sind.